Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HELENE

(getauft am 23.01.2018)

 

Zum 23.01.2018 näherte sich ein größeres Frontensystem vom Atlantik, bei dem die Meteorologen davon ausgingen, dass sich einer Kaltfront ein für das Wetter der nächsten Tage relevantes Tiefdruckgebiet ausbilden würde. Dafür sprach ebenfalls die 500 hPa-Karte vom 23.01.2018, welche vor allem Windsysteme in der Höhe anzeigt. Darauf erschienen starke Westwinde, die dazu führten, dass sich das Frontensystem schnell auf Europa zu bewegte. So erfolgte durch die Berliner Wetterkarte eine Prognosetaufe des Tiefdruckgebiets HELENE.

Am darauffolgenden Tag befand sich Zyklone HELENE nordwestlich von Irland. Der Kerndruck lag mit unter 980 hPa sehr tief und es hatte sich bereits eine kleine Okklusion ausgebildet. Bei der Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, welche durch den Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich vereint. Warm- und Kaltfront bezeichnen hierbei die Grenze zwischen zwei unterschiedlich temperierten Luftmassen. Die Okklusion verlief Richtung Südwesten und spaltete sich im Okklusionspunkt in eine Warm- und Kaltfront auf. Hier werden meist auch die größten Druckabfälle gemessen und es kommt zu starken Niederschlagsereignissen, da die unterschiedlich warmen Luftmassen aufeinander aufgleiten. Der Okklusionspunkt lag hierbei westlich von der Hauptstadt Irlands, Dublin. Die Warmfront zog sich in einem Bogen erst Richtung Südosten und folgte weiter nach Nordosten über Amsterdam bis südlich von Oslo, wo sie in das Frontensystem eines weiteren Wirbels mündete. Die Kaltfront verlief Richtung Westen und endete über dem Atlantischen Ozean mit dem Übergang in eine Warmfront. Außerdem sorgte Wirbel HELENE beim Auftreffen auf Land für signifikantes Wetter. Auf den Britischen Inseln regnete es verbreitet in größeren Mengen. Vor allem in Schottland wurden teils beachtliche Regenmengen gemessen wie zum Beispiel in Loch Glascanoch mit 38 mm und in Tulloch Bridge mit 24 mm. Hierzu herrschten starke Winde mit verbreitet über 60 km/h in Böen, was Windstärke 8 auf der Beaufort-Skala entspricht. An den Küsten wurden sogar über 100 km/h erreicht wie in Stornaway oder Aultbea. Auf den berühmten Erhebungen kam es zu Orkanböen mit über 150 km/h auf dem Cairnwall und 189 km/h auf dem Bealach Na Ba. Diese Hügel sind allerdings exponiert, sodass dort bei Frontendurchgängen regelmäßig hohe Windgeschwindigkeiten erreicht werden.

Am nächsten Tag bewegte sich Tief HELENE weiter nach Osten bis zur Westküste Norwegens. Der Kerndruck war weiterhin um mindestens 10 hPa auf unter 970 hPa gesunken, welcher gleichzeitig auch den niedrigsten Druck dieser Zyklone darstellt. Die Ausbreitung der Okklusion hatte sich verändert, sodass sie sowohl Richtung Westen als auch nach Osten ausgebildet war. Die nach Westen gerichtete Okklusion verlief bis zu einem weiteren Tiefdruckgebiet, welches nicht benannt war und nordwestlich von Irland lag. Die andere Okklusion verlagerte sich bis zum Okklusionspunkt über Helsinki, wo die Warmfront begann und in der Nähe von Warschau endete. Die Kaltfront verlief Richtung Südwesten über Hamburg, Paris und Spanien und löste sich über dem Atlantischen Ozean auf. Ähnlich wie am Vortag in Großbritannien, sorgte die Zyklone HELENE auch in Skandinavien für unruhiges Wetter. Dies zeigen auch die Niederschlagssummen mit knapp unter 30 mm an der Küste Norwegens. Die Spitzenreiter waren Marstein mit 23 mm in 12 Stunden und Sirdal-Haugen mit 26 mm. Die Temperaturen lagen hierbei in den Küstenregionen bei leichten Plusgraden, im Festland gab es bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt größere Mengen Neuschnee. Beim Frontdurchgang gab es zudem eine Abkühlung im Vergleich zum Vortag um einige Grad, im Hochland bis zu 8 Grad wie in Dagali Ap. Am Vormittag wurden auch in Norwegen Orkanböen erreicht, wie auf dem berühmten Juvvasshoe in 1893 Meter Höhe mit 124 km/h. Am Nachmittag schwächte sich der Wind dann aber auch schnell wieder ab.

Am 26.01.2018 hatte sich Tief HELENE bis zur Halbinsel Kola verlagert, welche politisch gesehen zu Russland gehört. Durch die ausgeprägte Okklusion schwächte sich das Tief ab, sodass der Luftdruck langsam wieder stieg und auch die Stärke der Wettererscheinungen nachließen. Der Kerndruck stieg um mindestens 10 hPa auf über 980 hPa an. Der Okklusionspunkt lag einige hundert Kilometer nördlich von Moskau, wobei sich die dort beginnende Warmfront auch fast vollständig aufgelöst hatte und knapp südlich von Moskau bereits endete. Die Kaltfront verlief nach Südwesten über St. Petersburg und ging dort in die Warmfront eines anderen Frontensystems über. Durch den Wirbel HELENE konnten an vielen Stellen Mitteleuropas Wettererscheinungen festgestellt werden. Es hatte sogar Auswirkungen bis nach Südfrankreich, wo verbreitet viel Niederschlag gemessen werden konnte. In Salon, welches sich an der Küste Südfrankreichs befindet, gab es ergiebige Regenmengen mit 79 mm in 24 Stunden. An der Grenze zu Spanien wurde zudem noch Südwestwind mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 131 km/h gemessen, eine sonst eher unauffällige Gegend für signifikantes Wetter. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass mit 8°C auch in der Berliner Gegend milde Temperaturen herrschten.

Tief HELENE hatte sich zum nächsten Tag weiter nach Nordosten verlagert und befand sich nun mit dem Zentrum über der russischen Nordinsel Nowaja Semlja. Der Kerndruck war weiterhin auf unter 985 hPa angestiegen. Die Okklusion war fast abgeschlossen, sodass es keinen Okklusionspunkt mehr gab und dementsprechend auch keine Aufspaltung in Warm-und Kaltfront. Die Okklusion verlief über Sankt Petersburg bis nach Wilna, wo die Okklusion nicht mehr so stark ausgeprägt war und die Warmfront eines anderen Tiefs begann, welches sich über dem Mittelmeer befand. Bei geringen Niederschlägen, wie 3 mm in Elblag-Milejewo am gesamten Tag, blieb es sonst wettertechnisch ruhig.

Am 28.01.2018 befand sich der Wirbel HELENE über dem Karasee, auf dem 75. Nördlichen Breitengrad. Damit auch am äußersten Rand des Untersuchungsgebiets der Berliner Wetterkarte. Im Vergleich zum Vortag hatte sich die Okklusion kaum verändert, sie hatte sich mit dem Tief weiter nach Osten mitbewegt, sodass nur noch Osteuropa dem Einfluss von Tief HELENE unterlag. Das am Ende der Okklusion gelagerte unbenannte Tief hatte sich im Laufe des vorherigen Abends aufgelöst, womit sich auch die Okklusion auflöste. Der Kerndruck stieg weiterhin an, sodass er sich mit ca. 990 hPa langsam der Umgebung anpasste. Wie bereits am Vortag, war Zyklone HELENE in Osteuropa jedoch kaum wetteraktiv.

Am nächsten Tag lag das Tief HELENE zwar noch stationär an der gleichen Stelle, aber die Okklusion und das Frontensystem hatten sich entweder aufgelöst oder befanden sich nun über Zentralrussland und damit außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte. Damit hatte die Zyklone HELENE keinerlei Einfluss mehr auf Mitteleuropa und wurde am darauffolgenden Tag nicht mehr namentlich auf den Karten erwähnt.