Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HELMUT

(getauft am 11.08.2013)

 

Auf der Bodenwetterkarte für die Nacht zum 11. August zeigte sich westlich des Ärmelkanals ein Tiefdruckgebiet, welches noch am selben Tag auf den Namen HELMUT getauft wurde. Vom Tiefdruckzentrum, mit einem Kerndruck von etwa 1020 hPa erstreckte sich eine kurze Warmfront über die Bretagne bis zum Golf von Biskaya und eine nach Westen über den Nordatlantik verlaufende Kaltfront, die sich mit einer Warmfront eines nachfolgenden Tiefdruckwirbels verbunden hatte. Im Laufe des Tages überquerte die Kaltfront Nordfrankreich und sorgte dort für einen meist bedeckten Himmel und an der Küste auch stellenweise leichten Regen bei Werten um 20°C. In Südfrankreich sorgte dagegen ein Hochdruckgebiet für sonniges Wetter und Temperaturen bis zu 30°C. Bis zum Abend hatte die Kaltfront die Warmfront eingeholt und eine sogenannte Okklusionsfront gebildet. Diese weist sowohl Warm-, als auch Kaltfronteigenschaften auf. Im Norden der Niederlande wurden durch den Fronteneinfluss örtlich Schauer und Gewitter gemeldet und Niederschlagsmengen bis zu 9 l/m² in 12 Stunden gemessen.

Am 12. August lag das Zentrum des Tiefs HELMUT über der Südküste Norwegens und hatte einen Kerndruck von 1005 hPa. Die Okklusionsfront reichte bogenförmig nach Süden bis Hamburg, wo sie in eine Kaltfront überging, die weiter nach Südwesten verlief und sich nahe der Biskaya mit einem nachfolgenden Wirbel verband. Durch den Einfluss der Kaltfront wurde kühle und feuchte Meeresluft nach Norddeutschland gelenkt, wodurch es im Frontbereich verbreitet zu Regen meist leichter Intensität oder zu Regenschauern kam. In Schleswig beispielsweise fielen in der Nacht und am Morgen 8 l/m². Im Laufe des Vormittags verlagerte sich das Frontensystem weiter nach Osten und erreichte Berlin und Brandenburg. Die Wetterstation auf dem Telegrafenberg in Potsdam meldete bei einer für die Jahreszeit durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur von 23,4°C vor allem am Vormittag vermehrt leichten Regen, der zu geringen Niederschlagsmengen von rund 1 l/m² führte.

Dem Verlauf der nordwestlichen Höhenströmung in etwa 5,5 Kilometern Höhe folgend verlagerte sich Tief HELMUT weiter Richtung Nordschweden. Dabei nahm es das dort befindliche Tiefdruckgebiet GERT in der Nacht zum 13. August in seine Zirkulation mit auf. Hierbei verstärke sich der resultierende Wirbel auf einen Kerndruck von etwa 1001 hPa und es bildete sich eine langgezogene Kaltfront, die in einen Boden über Südfinnland, weiter nach Südwesten über den nördlichen Alpenrand bis zum Golf von Biskaya reichte. Nahe dem Tiefdruckzentrum wurden teilweise ergiebige Regenmengen gemessen. Die Wetterstation Västmarkum an der schwedischen Ostküste registrierte beispielsweise bis zum Morgen eine Regenmenge von 27 l/m² in 12 Stunden. Aber auch entlang der Kaltfront kam es immer wieder zu Niederschlägen. Während in Mitteleuropa die Regenmengen, wie beispielsweise im polnischen Piła mit bis zu 16 l/m² in 12 Stunden, noch ergiebig waren, fielen in der Baltikumregion zunächst weniger oder kaum Niederschläge. Im Laufe des Tages kam es hier allerdings auch zu Regenfällen oder Schauern, teilweise mit Gewittern. Die Wetterstation in Königsberg meldete dabei beispielsweise eine Tageshöchsttemperatur von rund 18°C, was einer Temperaturabnahme von 4 Grad im Vergleich zum Vortag bedeutete.

Bis zum Folgetag, dem 14. August zog das Tiefdruckgebiet weiter ostwärts und lag in der Nacht über Nordestland. Vom Kern ging eine kurze Okklusion nach Osten aus, die sich knapp nördlich von Helsinki in Warm- und Kaltfront spaltete. Vom dortigen Okklusionspunkt ging wiederum eine nach Norden verlaufende Warmfront aus, die über Nordwestrussland in die Warmfront eines anderen Tiefdruckgebietes überging. Außerdem erstreckte sich vom Okklusionspunkt eine teils verwellte Kaltfront südwärts über Osteuropa bis zur spanischen Mittelmeerküste. Diese Front sorgte für eine deutliche Temperaturdifferenz zwischen Mittel- und Südeuropa von etwa 10 Grad. Während beispielsweise in der südkroatischen Stadt Split bei sonnigem Wetter eine Tageshöchsttemperatur von 33°C gemeldet wurde, erreichte das Thermometer in Zagreb bei bedecktem Himmel und vereinzelt leichtem Regen kaum die 23°C-Marke.

In der Nacht zum 15. August zog der Wirbel HELMUT nordwärts bis über die Finnische Seenplatte und verstärkte sich dabei leicht bis auf einen Kerndruck von knapp unter 1000 hPa. Vom Zentrum aus reichte eine Okklusion ostwärts, bevor sie sich über dem Weißen Meer in eine nach Osten verlaufende Warmfront und eine nach Süden erstreckende Kaltfront aufteilte. Vor allem entlang der Okklusionsfront wurden teils ergiebige Regenmengen gemessen. An der Wetterstation in Kovda im südlichen Teil des Oblast Murmansk wurden bis zum Vormittag in 12 Stunden insgesamt 32 l/m² gemessen, wogegen es im nördlichen Teil der Oblast Murmansk kaum Niederschläge gab.

Bis zum Morgen des Folgetages verlagerte sich das Tief HELMUT nur wenig, schwächte sich aber leicht bis auf 1005 hPa ab. Die Okklusionsfront zog sich erneut entlang der russischen Küste. Kurz vor Workuta spaltete sich eine Warmfront ab, die weiter über das westsibirische Tiefland reichte. Die Okklusion beschrieb einen Bogen weiter südwärts und teilte sich nach wenigen Hundert Kilometern in eine nach Süden verlaufende Warmfront und eine nach Südwesten reichende Kaltfront. Die Kaltfront erstreckte sich bis zur Nordküste des Kaspischen Meeres und ging dann über Rumänien in eine Warmfront über. In diesem Übergangsgebiet kam es örtlich zu Gewittern mit starken Niederschlägen von bis zu 35 l/m² in 12 Stunden.

Hoch DÖRTE, welches in den Vortagen über Mitteleuropa für sonniges und warmes Wetter sorgte, zog am 17. August weiter nordostwärts von Polen nach Weißrussland und verdrängte dabei Tief HELMUT Richtung Nordwestrussland. Die Okklusions- und Warmfront hatten sich im Verlauf stark verkürzt, die Kaltfront hingegen reichte immer noch sehr weit südwestlich über die Ukraine bis Serbien. Im westlichen Russland traten im Gebiet der Front verbreitet Schauer oder leichte Regenfälle bei meist geringen Niederschlagsmengen auf. 

Bis zum darauffolgenden Tag blieb Tief HELMUT nahezu stationär. Allerdings schwächte sich der Wirbel zunehmend ab und besaß nur noch einen Kerndruck von etwa 1010 hPa. Das Frontensystem behielt seinen Aufbau zwar bei, Niederschläge fielen aber kaum noch, sodass es auch im Bereich entlang der Kaltfront überwiegend trocken blieb.

Der 19. August war der letzte Tag an dem das Tief HELMUT auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, da es sich im Laufe des Tages weiter ostwärts verlagerte und so den Analysebereich verließ.

 


Geschrieben am 11.11.2013 von Fabian Wunderlich

Berliner Wetterkarte: 12.08.2013

Pate: Helmut Wunderlich