Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
HELMUT
(getauft am
31.12.2015)
Am 31.12.2015 wurde
ein Tiefdruckgebiet nordöstlich von Neufundland in der Prognose für den
01.01.2016 auf den Namen HELMUT getauft. Der Wirbel HELMUT war in einen
ausgedehnten Trog, also ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden, über dem
Nordatlantik eingebettet und verlagerte sich in der mäandrierenden
Höhenströmung weiter ostwärts, so dass das Tief HELMUT am ersten Tag des Jahres
2016 mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa östlich von Neufundland analysiert
werden konnte. Vom Zentrum führte eine kurze Okklusion, das heißt eine Front,
die die Eigenschaften sowohl einer Kalt-, also auch Warmfront in sich vereint,
in einem Bogen nach Süden und spaltete sich am Okklusionspunkt in Warm- und
Kaltfront auf. Die Kaltfront verlief weiter nach Westen über die Ostküste der
vereinigten Staaten, die Warmfront verwellte und zog sich quer über den
Atlantik nach Osten, wo diese in die Kaltfront des Sturmwirbels GERD überging.
Bis zum Folgetag
vertiefte sich die Zyklone HELMUT auf etwa 980 hPa. Vom Kern verlief die
Okklusionsfront nach Südwesten. Eine Luftmassengrenze, welche als Kaltfront
analysiert wurde, führte nach Südwesten bis über Bermuda
aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Die weiter östlich gelegene,
kürzere Warmfront verlief in einem Bogen nach Südwesten.
Der starken
Höhenströmung folgend verlagerte sich der Wirbel HELMUT weiter nach Nordosten
und konnte am Boden, als auch in einer Höhe von 500 hPa, das in etwa 5500 m
entspricht, westlich der Britischen Inseln analysiert werden. Der Kerndruck der
Zyklone HELMUT sank auf 970 hPa. Vom Kern führte die Okklusionsfront um das
Zentrum und spaltete sich auf der Breite der Stadt Brüssel über dem Atlantik in
eine Warm- und Kaltfront auf. Die im Vergleich zur Kaltfront kürzere Warmfront
verlief nach Südwesten. Die Kaltfront führte in einem Bogen nach Südwesten über
den Atlantik. Im Tagesverlauf überquerten die Frontensysteme der Wirbel GERD
und HELMUT die Britischen Inseln. Dabei fielen bis zum Abend 12-stündig 21 l/m²
im walisischen Mumbles, 14 l/m² in West Freugh, jeweils 12 l/m² in Dundrennan
und Hawarden sowie 10 l/m² im irischen Thomastown oder im englischen Benson.
In Frankreich fielen im selben Beobachtungszeitraum an der Westküste bis zu 28
l/m² in St. Nazaire, 20 l/m² in Nantes und Saint
Sauveur, im Landesinneren fielen im Norden
Frankreichs bis zu 10 l/m², wie in Paris sowie bis zu 5 l/m² in Südfrankreich,
wo sogar einige Sonnenstunden registriert werden konnten. In den Küstenregionen
Frankreichs konnten Spitzenböen bis zu 107 km/h gemessen werden, Schottland
registrierte Böen bis zu 174 km/h, was Orkanböen entspricht.
Am 04.01. um 01 Uhr
MEZ lag das Tief HELMUT mit einem Kerndruck von unter 970 hPa vor der irischen
Westküste. Die Okklusionsfront erstreckte sich bogenförmig über Schottland und
England bis über die Mitte Frankreichs, wo sich der Okklusionspunkt befand. Von
dort verlief die Kaltfront über Spanien bis hinaus über den Atlantik, wo diese
in die Warmfront eines Wellentiefs überging. Die Warmfront erstreckte sich über
das Mittelmeer und überquerte Sardinien und Sizilien, wo diese in die Kaltfront
eines über der Westtürkei analysierten Tiefs überging. Auch am 04.01. führte
der hochreichende Wirbel HELMUT zu Orkanböen in Schottland. Auf dem Aonach Mor wurde eine Spitzenböe
von 109 km/h gemessen, die Station auf den Cairngorm
Mountains registrierte sogar Böen bis zu 150 km/h. Binnen 24 Stunden fielen im
schottischen Aboyne noch 42 l/m², im Mumbles und Cardingham konnten 21
l/m² registriert werden. Meist fielen jedoch in Mittelengland Mengen von unter
1 l/m². In Südfrankreich und Nordspanien konnten größere Niederschlagssummen
gemessen werden. Während in Tarbes/Ossun bis 19 Uhr
MEZ 24 l/m² fielen, konnten in Vitoria 28 l/m², in Soria 36 l/m² und auf der 846 m hoch gelegenen spanischen
Wetterstation Valladolid 42 l/m² gemessen werden.
Spitzenreiter mit 135 l/m² war die portugiesische Station Penhas
Douradas, welche in 1388 m Höhe gelegen ist. Auch in
Spanien konnten beim Durchzug des Frontensystems der Zyklone HELMUT Spitzenböen
der Stärke 11 bis 12 verzeichnet werden. In den Niederlanden und Belgien fielen
24-stündig bis zu 16 bis 17 l/m² in Deelen und Valkenburg. Östlich des Wirbels HELMUT verlief eine
Luftmassengrenze, welche zusammen mit dem Tief HELMUT auch in Deutschland für
ergiebige Regenfälle im Alpenraum sorgte. Auf dem Feldberg fielen 24 l/m², im
Norden und Nordosten des Landes blieb es meist trocken. Auf Rügen konnten sogar
bis zu 6 Stunden Sonne registriert werden. Auch im Mittelmeerraum fielen
gebietsweise kräftige Regenfälle. Auf der Insel Korfu fielen dabei in einem
Beobachtungszeitraum von 24 Stunden 52 l/m². In Ankara fielen 34 l/m², Izmir
meldete 42 l/m².
Bis zum 05.01.
verlagerte sich der Kern des Tiefs HELMUT nur geringfügig weiter nach Osten.
Der Kerndruck des Wirbels HELMUT im Zentrum über Südwestengland und
Südostirland lag bei rund 980 hPa. Von dort verlief die kurze Okklusion über
England bis nach Süddeutschland. Dem Tief HELMUT voran verlief eine Warmfront,
welche sich von Schottland bis über Ungarn erstreckte. 24-stündig konnten in
Deutschland nur noch Niederschlagsmengen von 2 bis 5 l/m² gemeldet werden.
Auffällig waren die starken Temperaturgegensätze. Während im Westen des Landes
Höchstwerte bis zu 9°C in Freiburg oder Düsseldorf gemeldet wurden, stiegen die
Temperaturen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf
-10°C. Im Zentrum der Zyklone HELMUT fielen nochmals größere
Niederschlagsmengen, wie in Albemarle mit 55 l/m², 48
l/m² in Fylingdales oder 30 l/m² in Eskdalemuir. Der Wind schwächte sich weiter ab, so dass in
Schottland nur noch vereinzelt Spitzenböen der Stärke 10 registriert werden
konnten.
Der 06.01. war der
letzte Tag, an dem das Tief HELMUT auf den Karten der Berliner Wetterkarte
namentlich verzeichnet wurde. Im Kern herrschte nur noch ein Kerndruck von 990
hPa. Vom Zentrum über Südengland verlief eine Höhenokklusion nach Norden bis an
die Südspitze Grönlands. Nach Südwesten zog sich ein Frontensystem bis über
Ungarn. Im weiteren Verlauf löste sich das Tief HELMUT im Bereich des
nachfolgenden Tiefs BRITTA immer weiter auf.
Geschrieben am
06.02.2016 von Natja Bublitz
Berliner
Wetterkarte: 04.01.2016
Pate: Helmut
Engelhorn