Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet Henri

(getauft am 22.01.2011)

 

Das Tiefdruckgebiet HENRI wurde am 22.01.2011 anhand einer Prognosekarte für Sonntag den 23.01.2011 getauft. Das Zentrum der Zyklone sollte sich zu diesem Zeitpunkt östlich von Jan Mayen, mittig zwischen Grönland und Norwegen befinden und einen Kerndruck von unter 1010 hPa aufweisen. Die Fronten wurden dabei dergestalt prognostiziert, dass eine Okklusion, d.h. eine Mischform der Warm- und Kaltfront, nördlich von Island bis nach Ittogortoormiit – in der Nähe des Scoresbysund  auf Grönland – reichte. Die Warmfront sollte über Norwegen liegen und in der Nähe von Oslo in die Kaltfront des vorlaufenden Tiefs GERHARD II übergehen. Die Kaltfront des Tiefs HENRI hingegen reichte in einem weiten Bogen bis vor die Küste Nordafrikas westlich der Insel Funchal vor Marokko.

Am 23.01.2011 befand sich der Kern der Zyklone HENRI mit unter 1005 hPa an der Südküste Grönlands über Angmagsallik. Die Warmfront führte zwischen Island und Jan Mayen in Richtung Trondheim, wo sie in südlicher Richtung nach Oslo abknickte und in die Frontausläufer von Tief GERHARD II überging. Die Kaltfront erstreckte sich weit nach Süden reichte aber nicht mehr bis vor die afrikanische Küste sondern endete Mitten über dem Atlantik auf  ungefähr 40° westlicher Länge und 30° nördlicher Breite. Dies bescherte Reykjavik bei sehr milden Temperaturen zwischen 5 und 9 °C den ganzen Tag über Sprühregen streckenweise auch Regen. (Satz umgestellt)

Bis zum 24.01.2011 verlagerte sich der Kern des Tiefdruckwirbels HENRI bis zu den Lofoten. Seine Okklusionsfront reichte bis zur Ostküste Islands, die Warmfront beschrieb einen Bogen entlang der Schwedischen Ostseeküste über Stockholm und Kopenhagen ehe sie abermals in die Frontausläufer des Tiefs GERHARD II übergingen. Die Kaltfront hatte Island überquert, befand sich nun südlich davon und ging in die Warmfront eines nachfolgenden aber noch nicht benannten Tiefs über. Dieser Frontendurchgang sorgte in Reykjavik für einen Temperaturrückgang um rund 3°C  auf nun nur noch 3-6°C im Tagesverlauf.

Das Tiefdruckgebiet HENRI spaltete sich im Verlauf des 24.01.2011 auf und befand sich am 25.01.2011 als Tiefdruckgebiet mit 2 Kernen über dem Baltikum. Der Kern des Tiefs HENRI I befand sich bei Petrozavodsk nordöstlich von St. Petersburg mit einem Kerndruck rund 1000 hPa. Die Warmfront verlief vorbei an St. Petersburg über Riga, die Danziger Bucht bis nach Prag. Die Kaltfront ging bei Oslo, nachdem sie Helsinki überquerte, in die Okklusion von HENRI II über, dessen Kern sich über dem Skagerrak mit einem Kerndruck von knapp unter 1005 hPa befand. Die Okklusions des Tiefdruckgebietes HENRI II spaltete sich über der Nordsee in  eine Warm- und eine Kaltfront, wobei die Warmfront über Birmingham bis nach Dublin reichte und die Kaltfront entlang der Ostküste Englands, über Edinburgh sich bis zur schottischen Nordküste erstreckte und dort in die Warmfront eines namenlosen Tiefs überging. Wetterstationen in Großbritannien meldeten aufgrund der Lage im Warmluftsektor, also zwischen Warm- und Kaltfront, ganztägig starke Bewölkung.

Am 26.01.2011 befand sich der Kern von Tief HENRI I über Riga seine Okklusion erstreckte sich bis nordöstlich von St. Petersburg und ging dort in die Okklusion eines nicht benannten Tiefs über. Seine Warmfront erstreckte sich bis Warschau, während die Kaltfront bis Kopenhagen reichte. Die Zyklone HENRI II war  für Deutschland zu diesem Zeitpunkt wetterbestimmend. Sie wies eine okkludierte Front auf, die sich von Berlin über München nach Metz erstreckte und weiter in Richtung Brüssel reichte, wo sie in die Warmfront des Tiefs IGNAZ überging. Während dieses Frontendurchgangs sorgte HENRI II für zum teil starke Schauer, so fielen auf der Schmücke im Thüringerwald in 12 Stunden 21 l/m² Regen. Über Nacht fielen in Baiersbronn 22 l/m². Dies ging mit einer über ganz Deutschland geschlossenen Wolkendecke einher.

Bis zum 27.01.2011 hatten sich die beiden Kerne HENRI I und HENRI II wieder zu einem Zentrum HENRI vereinigt und sich bis nach Minsk verlagert. Dabei hatte sich der Kerndruck auf rund 1015 hPa abgeschwächt. Vom Kern ausgehend erstreckte sich eine Warmfront, die bis nach Kiew reichte und eine zum Teil okkludierte Kaltfront, die über Warschau bis nach Prag reichte. In Minsk führte dies zu zum Teil ergiebigen Schneeschauern und einer Tageshöchsttemperatur von -3°C.

Innerhalb der nächsten Stunden schwächte sich die Zyklone HENRI stark ab und löste sich schließlich über Ostpolen auf, sodass es am 28.01.2011 nicht mehr auf der Bodenkarte der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 04.03.2011 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 25.01.2011

Pate: Henri Sonntag