Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet HERMINE
(getauft am 12.09.2012)
Am
12.09. entwickelte sich entlang der Kaltfront von Tief GRAINNE II im Lee der
Alpen ein Tiefdruckgebiet, welches in der Prognose für den Folgetag auf den
Namen HERMINE getauft wurde. Diese
Entstehung wird auch als Genua-Zyklogenese bezeichnet, da sich die gebildeten
Tiefs sich im Raum Genua befinden. So auch der Wirbel HERMINE, der am 13.09.
mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa über dem Golf von Genua lag.
Vom Kern ausgehend reichte eine Warmfront in nordöstlicher
Richtung, die sich nahe der polnischen Stadt Krakau mit einer zum Tief GRAINNE
gehörenden Front verband. Die Kaltfront der Zyklone HERMINE beschrieb einen
Bogen entlang der Westküste Italiens, an Sardinien und Ibiza vorbei und traf
nahe Valencia auf das spanische Festland bevor sie etwas westlich Lissabons
über dem Atlantik endete. Tiefs, die durch die Genua-Zyklogenese entstehen sind
häufig mit starken Niederschlägen verbunden und so konnten bereits an diesem
Tag im südlichen Alpenraum, sowie in Kroatien hohe Niederschlagsmengen
registriert werden. Beispielsweise wurden im kroatischen Senj bis 06 Uhr UTC,
das entspricht 08 Uhr MESZ, innerhalb von 12 Stunden 94 Liter pro Quadratmeter
gemeldet, im weiter nördlich gelegenem Rijeka konnten im selben Zeitraum sogar
beachtliche 200 Liter pro Quadratmeter registriert werden. Der Einfluss der
Kaltfront führte in Rom außerdem fast den gesamten Tag zu Gewittern. Die
intensivsten Niederschläge konzentrierten sich jedoch weiterhin über dem Balkan,
beispielsweise fielen innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC von Gewittern
begleitet im bosnischen Bjelasnica 54 Liter pro Quadratmeter, in der Stadt
Trivat in Montenegro fielen im selben Zeitraum sogar 156 Liter pro
Quadratmeter.
Bis zum Folgetag fiel der Kerndruck um etwa 5 hPa und das Zentrum hatte sich bis etwa 150 Kilometer westlich von
Neapel verlagert. Vom Kern reichte eine Okklusion, eine Mischfront mit Warm-
und Kaltfronteigenschaften, wenige Hundert Kilometer nach Osten, bevor sie sich
aufspaltete. Eine Kaltfront reichte anschließend bogenförmig über das Ionische
Meer, bevor sie nahe des Libyschen Meeres in ein unbenanntes System überging.
Über der Adria hatte sich kurzzeitig ein Frontensystem gebildet, welches mit
dem Tief HERMINE verbunden war und dessen Warmfront über Belgrad bis etwa zur
polnischen Stadt Lublin reichte, wo sie in das Frontensystem von Tief GRAINNE
überging.
Das Hauptniederschlagsfeld, welches sich am Vortag über dem
östlichen Balkan befand, verlagerte sich ebenfalls nach Südosten in Richtung
Griechenland. Im westgriechischen Andravida wurden in einem Zeitraum von 24
Stunden bis 18 Uhr UTC Regenmengen von 96 Litern pro Quadratmeter verzeichnet.
Auch italienische Messstationen beobachteten hohe Niederschlagsmengen, im sizilianischen
Palermo wurden im selben Zeitraum 166 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen.
Am 15.09. lag der Kern des Wirbels HERMINE mit einem Druck von
wieder 1005 hPa über dem Tyrrhenischen Meer vor
Sizilien. Die Okklusion zog sich vom Südwesten des Kerns im Uhrzeigersinn um
das Tiefzentrum,
knapp nördlich an Rom vorbei und teilte sich nahe Bari in eine Warm- und
Kaltfront. Von diesem Punkt, der Okklusionspunkt genannt wird, verlief die
Warmfront nach Nordosten und ging
südlich von Belgrad in die Kaltfront einer über Rumänien entstandenen
Tiefdruckzone über. Vom Okklusionspunkt ausgehend reichte die Kaltfront entlang
der griechischen Westküste bis sie südlich Peloponnes nach Südwesten in
Richtung der Libyschen Stadt Sirte drehte und sich bis über den afrikanischen
Kontinent zog. Die Schauer- und Gewittertätigkeit der
vergangenen Tage ließ allmählich nach, auch wenn im Bereich des
Okklusionspunktes immer noch Gewitter registriert wurden. Sie konzentrierten
sich hauptsächlich auf den Süden Griechenlands, wo sie im Laufe des Tages in 24
Stunden bis 0 Uhr UTC in Methoni 30 Liter pro Quadratmeter und in Tripolis 24 Liter
pro Quadratmeter brachten.
In der Nacht zum 16.09. verlagerte sich das Zentrum der Zyklone über
das Seegebiet zwischen Kreta und Sizilien und lag in etwa auf einem Breitengrad
mit Budapest. Vom Kern, der gegen 0 Uhr UTC einen Druck von 1010 hPa aufwies
ging eine Okklusionsfront aus, die sich schon kurz hinter dem Zentrum in eine
Warm- und Kaltfront spaltete. Die Warmfront zog in nordöstlicher Richtung über
den Balkan und verband sich bei Bukarest mit den Fronten eines anderen Systems.
Die Kaltfront hingegen zog in südöstlicher Richtung über das Mittelmeer und
traf bei Tubruq auf den afrikanischen Kontinent.
Bis zum 17.09. zog das Zentrum knapp 900 Kilometer Richtung Osten
und lag gegen 0 Uhr UTC nur wenig nördlich der türkischen Stadt Mugla. Im
weiteren Verlauf löste sich das Tief HERMINE jedoch auf und konnte daher nicht
weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben
am 15.09.2012 von Christian Ulmer
Berliner
Wetterkarte: 15.09.2012
Pate: Marianne Terörde