Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet HILDEGUNDE
(getauft
am 20.06.2014)
Unterhalb eines Troges im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa
5,5 km entspricht, entstand am Boden am 20.06.2014 über der Dänemarkstraße ein
Tiefdruckwirbel, der daraufhin auf den Namen HILDEGUNDE getauft wurde. Am
Tauftag befand sich das Zentrum des Tiefs HILDEGUNDE gegen 00 Uhr UTC, was 02
Uhr MESZ entspricht, mit einem Druck von 1015 hPa nordwestlich von Island. Von
dessen Kern erstreckte sich sowohl eine Warmfront über Island bis zu den Färöer-Inseln,
als auch eine Kaltfront in der Höhe in einem Bogen nach Südwesten. Diese
Ausläufer führten bereits in der Nacht über Island zu Regen, der innerhalb von
24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages zwischen 0,3 Liter pro
Quadratmeter in Reykjavík und 2,6 Liter pro Quadratmeter in Dalatangi brachte.
In den folgenden 24 Stunden zog die sich rasch entwickelnde
Zyklone HILDEGUNDE nach Südosten und lag am 21.06. mit einem auf knapp unter
1015 hPa gefallenen Kerndruck östlich der Färöer. Vom Kern ausgehend erstreckte
sich die Warmfront über die Nordsee hinweg in Richtung der Niederlande, die
Kaltfront hingegen verband sich in westlicher Richtung südlich von Island mit
dem Frontensystem eines anderen, vor Neufundland liegenden Wirbels. Zusätzlich
hatte sich eine Okklusionsfront ausbilden können, die vom Kern in
nordwestlicher Richtung bis nach Südisland reichte. Als Okklusionsfront wird
dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- also auch
Kaltfronteigenschaften aufweist. Die Niederschläge verlagerten sich im Laufe
des Tages mit dem Tief über Südschweden, den Norden Deutschlands und Polen
hinweg in Richtung Baltikum. Die Niederschlagsmengen fielen dabei lokal sehr
unterschiedlich aus. Während beispielsweise in Malmö bis 06 Uhr UTC in 24 Stunden
1,4 Liter pro Quadratmeter gemessen wurden, registrierte eine knapp 150 km nördlich
liegende Station bei Torpup im selben Zeitraum 14,7 Liter pro Quadratmeter. In Växjö, ebenfalls in Südschweden gelegen, wurden bis zu 17,8
Liter je Quadratmeter registriert. Ähnlich verhielt es sich auch über
Norddeutschland und Polen. 24-stündig fielen bis 06 Uhr UTC in Berlin je nach
Station zwischen 0,7 und 1,1 Liter auf einen Quadratmeter, in Rostock-Warnemünde
hingegen 9,4 Liter pro Quadratmeter, in Warschau 3,8 Liter pro Quadratmeter und
in Elbing wurden sogar bis zu 35,0 Liter pro
Quadratmeter gemessen.
Auf ihrer südöstlichen Zugbahn hatte sich der Tiefdruckwirbel
HILDEGUNDE zum 22.06. rasch in Richtung des Baltikums verlagert und befand sich
gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von knapp unter 1005 hPa vor der Westküste
Estlands. Über Riga und Warschau erstreckte sich vom Kern eine nahe Berlin
Kaltfrontcharakter annehmende Okklusionsfront nach Westen in Richtung
Edinburgh, die sich über Schottland mit der Warmfront eines östlich von
Neufundland befindenden Tiefs verband. Die Niederschläge konzentrierten sich im
Wesentlichen auf das Baltikum und den Süden Finnlands und brachten innerhalb
von 24 Stunden Regenmengen von bis zu 9 Liter pro Quadratmeter im lettischen Priekuli, 20 Liter pro Quadratmeter im finnischen Lahti und
von Gewittern begleitet 22,7 Liter pro Quadratmeter im estnischen Valke-Maarja.
Bis zum 23.06. hatte sich das Tief HILDEGUNDE bei nahezu
unverändertem Druck nach Norden nahe Helsinki über dem finnischen Meerbusen
verlagert. Vom Kern reichte eine Kaltfront in südöstlicher Richtung in einem
Bogen über Westrussland und der Ukraine bis nach Moldawien. Sich mit dem Tief
kaum verlagernd, aber leicht abschwächend, verblieben die Niederschläge in der
Region. In Lahti wurden bis 06 Uhr UTC 5 Liter pro Quadratmeter, nahe des
ebenfalls südfinnischen Tampere 15 Liter pro Quadratmeter und im estnischen Jõgeva 15,5 Liter je Quadratmeter registriert. Aus Valke-Maarja wurden hingegen im selben Zeitraum lediglich
Spuren von gefallenem Niederschlag gemeldet.
Sich allmählich abschwächend war der Wirbel HILDEGUNDE in den folgenden
24 Stunden nahezu stationär über dem finnischen Meerbusen verblieben. Vom
Zentrum, dessen Druck im Kern bis 00 Uhr UTC des 24.06. auf 1010 hPa angestiegen
war, erstreckte sich eine Okklusionsfront über Helsinki hinweg nach Osten, die
unweit von Wologda über Russland endete. Im
baltischen Raum hielten die Niederschläge weiter an, verlagerten sich jedoch im
Tagesverlauf weiter nach Süden. Während im übrigen Estland zumeist nur noch
geringe Regenmengen registriert wurden, fielen innerhalb von 24 Stunden in Viljandi noch einmal bis zu 8,3 Liter und im litauischen Laukuva bis zu 12 Liter auf einen Quadratmeter.
Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tief HILDEGUNDE weiter ab
und hatte sich zum 25.06. nach Südosten verlagert. Gegen 00 Uhr UTC befand sich
der Wirbel mit einem Kerndruck von etwa 1010 hPa nahe Smolensk über dem
westlichen Russland. Ein zugehöriges Frontensystem konnte auf der Berliner Wetterkarte
nicht mehr analysiert werden. In den folgenden Stunden löste sich der Wirbel
zunehmend auf, sodass dies zugleich der letzte Tag war, an dem das Tief
HILDEGUNDE als eigenständiger Wirbel auf der Berliner Wetterkarte namentlich
verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 01.08.2014 von Christian Ulmer
Berliner Wetterkarte: 22.06.2014
Pate: Hildegunde Teuber