Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HINNE

(getauft am 14.01.2019)

 

Am 14.01.2019 befand sich südlich von Grönland das Tiefdruckgebiet GERD. Entlang seiner Kaltfront entstand im Laufe des Tages ein weiteres Tiefdruckgebiet. Dieses wurde in der Prognose für den 15.01. auf den Namen HINNE getauft. Mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa lag das Tief HINNE am 15.01. westlich von Irland über dem Atlantik und verstärkte sich im weiteren Verlauf zunehmend, während es sich nach Nordosten verlagerte.

Am 16.01. um 01 Uhr MEZ befand sich die Zyklone HINNE mit ihrem Kern bereits über den Shetland-Inseln und ihr Kerndruck hatte sich auf knapp 990 hPa verringert. Zudem hatte sich eine Okklusionsfront gebildet, welche vom Kern aus Richtung Westen verlief. Dabei handelt es sich um eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, welche Eigenschaften beider in sich vereint. Am sogenannten Okklusionspunkt schiebt sich die kältere Luft unter die wärmere. Die Warmfront des Tiefs HINNE erstreckte sich vom Kern aus in südöstliche Richtung über die Nordsee, Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern und ging dort in die Kaltfront der Zyklone GERD über. Die Kaltfront des Wirbels HINNE dagegen verlief vom Okklusionspunkt in südwestliche Richtung über Schottland und Irland und reichte bis weit über den Atlantik. Mit Ankunft der Warmfront über Großbritannien, den Benelux-Staaten und Norddeutschland kam es dort zu ersten Niederschlägen. So fielen beispielsweise in Ueckermünde nahe der polnischen Grenze sechsstündig bis 07 Uhr MEZ 4,6 l/m² Regen. In der ersten Nachthälfte hatte die Front bereits Großbritannien überquert, wobei die höchsten Niederschlagsmengen in Wales an den Stationen Sennybridge und Capel Curig mit jeweils 3,0 l/m² verzeichnet wurden. Der Kaltfrontdurchgang brachte dann weitaus ergiebigere Regenfälle. In Aultbea, im äußersten Norden Schottlands, fielen 24-stündig bis zum nächsten Morgen 22,6 l/m² und in Capel Curig 15,2 l/m² Regen. Trotz der durchgezogenen Kaltfront blieben die Temperaturen in England gegenüber dem Vortag nahezu unverändert und erreichten Höchstwerte zwischen 5 und 10°C. In Irland dagegen wurde es bereits merklich kühler. Statt wie zuvor 10°C wurden meist nur zwischen 5 und 8°C erreicht. Auch auf das Wetter in Skandinavien hatte Tief HINNE an diesem Tag großen Einfluss: An der norwegischen Küste fielen vielerorts um die 5 cm Neuschnee, teilweise auch mehr. So wuchs die Schneehöhe an der Station Ålesund 24-stündig von 9 auf 17 cm und weiter im Landesinneren auf der in 774 m Höhe gelegenen Station namens Geilo-Oldebraten stieg die Schneehöhe sogar um 12 cm. In Deutschland gab es dagegen selbst auf den höchsten Bergen der Mittelgebirge, wie dem Brocken, nicht mehr als 2 cm Neuschnee innerhalb von 24 Stunden. Zudem blieb es im Warmsektor mit bis zu 8°C im Norden und teils über 10°C im Südwesten für diese Jahreszeit recht mild.

Tags darauf, am 17.01., hatte sich die Zyklone HINNE weiter nach Osten verlagert. Ihr Zentrum lag um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von ca. 980 hPa etwa über Stockholm. Die okkludierte Front war nun kürzer als zuvor und verlief vom Okklusionspunkt im Tiefzentrum aus in südöstliche Richtung über Südschweden bis zur Nordostspitze Dänemarks. Die Warmfront des Tiefs HINNE, welche immer noch mit dem vorlaufenden Tief GERD verbunden war, reichte nun vom Okklusionspunkt in südöstliche bis südliche Richtung quer über das Baltikum, Weißrussland und die Ukraine bis über Rumänien. Die Kaltfront hingegen verlief vom Kern aus nach Südwesten über die Südspitze Schwedens, den Nordwesten Deutschlands, Nordfrankreich und endete schließlich über dem Atlantik westlich von Madeira. Der größte Teil Mitteleuropas befand sich nun im Warmsektor des Tiefs, also zwischen Warm- und Kaltfront. Dieser Bereich war von maritimer Subtropikluft geprägt, also einer recht warmen und feuchten Luftmasse, die ihren Ursprung auf dem Atlantik hatte. Etwas verzögert setze nun die Abkühlung der Luft über England hinter der Kaltfront ein. Hier lagen die Höchsttemperaturen nun meist um 5°C, in Teilen Schottlands war es auch deutlich kälter und auch auf dem britischen Festland wurden maximal 7,5°C in Culdrose gemessen. Im Laufe des 17.01. überquerte die Kaltfront auch Deutschland vollständig. Dabei kam es hinter der Front zu einigen Schauern und Gewittern, wie z.B. in Idar-Oberstein zwischen 15 und 16 Uhr MEZ oder am Frankfurter Flughafen um 17 Uhr MEZ. Ebenfalls um 17 Uhr MEZ wurde ein Gewitter vom Brocken gemeldet. Die Niederschläge waren deutlich höher als noch am Vortag und lagen im Westen Deutschlands meist zwischen 5 und 10 l/m², im Osten eher darunter. Auf dem Brocken fielen sogar 20 cm Neuschnee bis zum nächsten Morgen und nicht nur in den Mittelgebirgen, sondern auch in den Alpen und teils auch im Flachland wurde Neuschnee gemessen.

Der Tiefdruckwirbel HINNE verlagerte sich bis zum nächsten Tag weiter nach Nordosten und lag um 01 MEZ mit seinem Zentrum nordöstlich von St. Petersburg mit einem Kerndruck von weiterhin etwa 980 hPa. Die Okklusionsfront des Tiefs hatte sich bereits aufgelöst, seine Warmfront jedoch verlief bogenförmig in südöstliche Richtung bis westlich von Kasan und die Kaltfront in einem Bogen nach Südwesten bis über den Norden Weißrusslands. Dabei hatte sich der Wirbel HINNE mit konstantem Kerndruck zwar nicht abgeschwächt, aber sein Einflussgebiet wurde deutlich kleiner. Außerdem hatte sich entlang der Kaltfront im Norden Polens ein Randtief entwickelt. Entlang der Warmfront, die nur noch langsam nach Nordosten vorankam, gab es kaum noch nennenswerte Wetterereignisse. Die Kaltfront der Zyklone überquerte im Tagesverlauf Moskau, Minsk und Smolensk. Dabei wurden einige leichte Schneeschauer von den dortigen Stationen vermeldet.

Am 19.01. um 01 MEZ befand sich das Tiefzentrum der Zyklone HINNE südlich der Hafenstadt Archangelsk mit einem Kerndruck von nur noch rund 995 hPa. Dabei hatte sich erneut eine Okklusionsfront ausgebildet. Diese reichte vom Kern des Tiefs ca. 500 km nach Osten bis westlich des Urals. Von dort aus verlief eine Warmfront nach Osten und eine kurze Kaltfront nach Süden, wo sie sich der Warmfront des Randtiefs über Westrussland anschloss. Im Tagesverlauf löste sich der Wirbel HINNE jedoch immer weiter auf und wurde ab dem 20.01. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.