Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  HORST

(getauft am 13.05.2005)

 

 

Ein über dem Nordostatlantik entstandener Tiefdruckwirbel wurde am Freitag, den 13.05.2005 auf den Namen HORST getauft. Am Tag seiner Taufe befand sich das Zentrum des noch wenig entwickelten Tiefdruckgebietes (Kerndruck etwa 1015 hPa) ungefähr 1000 Kilometer westlich von Irland.

Die zum Tief gehörende wetteraktive Front befand sich weit nordwestlich des Kerns, so dass HORST zu diesem Zeitpunkt noch keinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa hatte. Eingebunden in die eher schwache Höhen- und Bodenströmung verlagerte sich HORST bis zum Samstag [14.05.05] nur hundert Kilometer nach Südosten. Da das Tief jetzt jedoch in ein Gebiet mit wärmerer Meeresoberflächentemperatur vorgestoßen war (Golf von Biscaya), konnte zusätzliche Energie für die Entwicklung gewonnen werden. So verstärkte es sich auf einen Kerndruck von etwa 1005 hPa.

Das Zentrum verlagerte sich zum 15.05.05 minimal nach Osten, jedoch hatte die zum Tief gehörende Kaltfront bereits das europäische Festland erreicht und beeinflusste nun den Wetterablauf in Portugal und Nordwestspanien. Es traten dabei nur vereinzelt Gewitter auf und die Niederschlagssummen schwankten stark. So meldete die Wetterstation in Lissabon eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 0.3 mm, während LaCoruna (Galicien) 13 mm registrierte.

Bis Montag, den 16.05.05 änderte sich die dynamische Gesamtsituation nur wenig, lediglich die Kaltfront war bereits mit der Warmfront okkludiert und hatte die Iberische Halbinsel sowie Teile Westfrankreichs überquert. In diesem Gebiet wurden verbreitet Gewitter und teils auch schwere Niederschläge registriert. Barcelona meldete eine Niederschlagssumme von 23 Litern pro Quadratmeter [24h]. Die Temperaturmaxima im Einflussbereich lagen bei bis zu 28°C.

In der Nacht zum Dienstag [17.05.05] verlagerte sich der Höhenwirbel rasch nach Südosten, der Kern des Tiefs (im Bodendruckfeld) lag nun über den Balearen [01 Uhr MEZ]. Im Laufe des Tages kam es zu starken Niederschlägen an der französischen Mittelmeerküste, in Marseille wurden in 24 Stunden 27 mm und in Nizza sogar 47 mm registriert. Auch auf Korsika fielen örtlich mehr als 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

Mit  der Höhenströmung verlagerte sich auch das Zentrum von HORST zum Mittwoch [18.05.05] nach Nordwesten in Richtung Oberitalien. Dabei kam es im Alpengebiet, in Italien sowie im Dinarischen Gebirge zu kräftigen und anhaltenden Aufgleit-Niederschlägen. 40 Liter Niederschlag in 12 Stunden traten dabei in Italien auf.

Aber auch in Deutschland wurden ergiebige Mengen registriert. So meldete die automatische Station in Aschau-Stein (Oberbayern) 65 Liter Niederschlag in 24 Stunden. Tief HORST beeinflusste den Wetterablauf in Deutschland nur im Alpenraum, während sich im übrigen Deutschland zunehmend Hochdruckeinfluss durchsetzte. HORST zog unter Abschwächung weiter in Richtung Nordosten und lag am 19.05.05 um 01 Uhr MEZ mit seinem Kern über Budapest. Folglich prägten seine Frontensysteme nun den Wettercharakter im Gebiet vom Balkan bis hin zu den Karpaten.

Ein vor England liegender und rasch nach Osten vordringender Höhenwirbel verdrängte HORST am 20.05.05 in das Gebiet des Ägäischen Meeres (östliches Mittelmeer). HORST überquerte in den nächsten Tagen die Türkei ostwärts, ehe er am Donnerstag, den 26.05.05 aus dem Ausschnitt unserer Berliner Wetterkarte verschwand.         

 


Geschrieben am 20.06.2005 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 18.05.2005

Pate: Horst Malberg [Ehrenpatenschaft]