Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HORST

(getauft am 19.03.2015)

 

In der Höhendruckfläche von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, befand sich am 19.03. um 01 Uhr MEZ ein Kurzwellentrog, ein Gebiet kälterer, aus Norden kommender Luft, südwestlich von Grönland. Am Boden befand sich dort ein ehemals kräftiges aus Nordamerika stammendes Tiefdruckgebiet, das sich im Tagesverlauf unter Abschwächung weiter nach Osten verlagerte. Dieses wurde mit der Prognose für den Folgetag auf den Namen HORST getauft.

Am 20.03. um 01 Uhr hatte sich in der Höhe inzwischen aus dem Kurzwellentrog ein abgeschlossenes Höhentief gebildet. Zum gleichen Zeitpunkt lag die Zyklone HORST mit einem Kerndruck von unter 1020 hPa südöstlich von Island. Dabei reichte die Warmfront über Norwegen und Schweden bis nach Südfinnland. Die Kaltfront begann ebenfalls nahe dem Tiefdruckkern und reichte über Schottland bis nach Nordirland. Zusammen mit den Ausläufern eines unbenannten über der westlichen Karasee gelegenen Tiefs kam es zu Niederschlägen in Norwegen, die durch das Skandinavische Gebirge teilweise gestaut wurden. In Alesund wurden in 24 Stunden bis um 07 Uhr MEZ Niederschlagssummen von 17 mm und in Fossmark 12 mm gemessen. In Bergen fielen sogar 29 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum. Auch auf den Britischen Inseln sorgten die Ausläufer des Tiefs für leichte Niederschläge. Um 07 Uhr MEZ wurde in Stornoway ein Regenschauer gemeldet und 24-stündig wurden 5 mm Regen registriert. Auf den Färöer-Inseln wurden in der Hauptstadt Thorshavn bis zum Morgen 7 mm Niederschlag verzeichnet. Dort verwehrte das Tief mit seinen Wolken den Blick auf die dortige totale Sonnenfinsternis am Vormittag. Bis zum Abend um 19 Uhr MEZ regnete es in Schottland noch 3 mm in Loch Glascanoch und 2 mm in Tulloch Bridge in 12 Stunden. Im südlichen Großbritannien stieg die Höchsttemperatur im Vorfeld der Front durch eine geringe Erhöhung der Temperatur in etwa 1500 m sowie einer Winddrehung teilweise stark an. In Pershore wurde ein Maximum von 16°C gemessen, während tags zuvor noch 10°C registriert wurden. Holbeach im Osten Englands meldete eine um 8 Grad höhere maximale Temperatur von 15°C als noch am Tag zuvor.

Das Tiefdruckgebiet HORST befand sich am 21.03. um 01 Uhr MEZ mit dem Zentrum über dem Norden Dänemarks und wies einen minimalen Luftdruck von 1011 hPa auf. Dabei besaß die Zyklone zwei Okklusionen, die südliche Okklusion reichte vom Zentrum aus über die Deutsche Bucht bis nach Cornwall und die nördliche Front erstreckte sich über die Nordsee hinweg nach Schottland. Eine Okklusionsfront entsteht, wenn die hintere schneller ziehende Kaltfront die vordere Warmfront einholt und sich dabei im Okklusionspunkt eine Mischfront – die sogenannte Okklusionsfront - ausbildet, die die Eigenschaften beider Frontentypen ins sich vereint. Im Höhendruckfeld von 500 hPa lag über dem Bodentief HORST ein abgeschlossenes Höhentief an der Westseite eines mächtigen Höhentroges mit Achse über dem mittleren Skandinavien. Die Tiefstwerte gingen insbesondere in Schottland bei aufgelockerter Bewölkung in der Nacht im Vergleich zum Vortag deutlich zurück. In Edinburgh und in Glasgow fiel das Minimum auf -1°C, während nachts zuvor nur minimal 7°C gemessen wurden. Auch in höheren Luftschichten floss rückseitig des Frontensystems von Tief HORST deutlich kühlere Luft ein, im schottischen Cairngorm Moutains wurden nun -5°C registriert, in der Nacht zuvor war es noch um 5 Grad wärmer gewesen. Durch den Luftmassenwechsel von maritimer Luft der mittleren Breiten zu maritimer Polarluft stiegen nun auch die maximalen Temperaturen in Großbritannien nicht mehr so an, wie noch am Vortag. So beispielsweise in Holbeach, wo nun eine um 8 Grad kühlere Höchsttemperatur von 7°C gemessen wurden. Ähnliches wurde in Lyneham beobachtet, dort fiel die Temperatur von 13°C am Vortag auf nun 7°C. Das südliche Schweden, Dänemark, der Nordwesten Deutschlands sowie die Niederlande wurden von der Okklusion des Tiefs erfasst. Bis zum Morgen um 07 Uhr MEZ wurde in List auf Sylt sowie Skrydstrup in Süddänemark in 24 Stunden 9 mm Regen gemessen. In Göteborg sowie in Cuxhaven fielen 6 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum. Bis zum Mittag um 13 Uhr MEZ hatte sich das Tief HORST mit der vorherrschenden Höhenströmung weiter nach Süden verlagert und befand sich nun mit etwa 1014 hPa über Mecklenburg. Quer über Deutschland wurden tagsüber durch die Fronten des Tiefs Niederschläge beobachtet. In 12 Stunden fielen bis 19 Uhr MEZ im niedersächsischen Belm 11 mm, in Schleswig-Holstein in Glücksburg noch 9 mm Niederschlag und im brandenburgischen Neuruppin 6 mm. Die Höchsttemperaturen gingen in Deutschland deutlich zurück. Während am Vortag in Potsdam noch eine maximale Temperatur von 14°C gemessen wurde, erreichten die Temperaturwerte an diesem Tag nur maximal 5°C. In Wiesenburg im Fläming wurden sogar nur maximal 3°C registriert. Auf dem Brocken verringerten sich die Temperaturwerte ebenfalls stark, tags zuvor wurden noch maximal 9°C gemeldet, nun wurde maximal -1°C registriert.

Das Tiefdruckgebiet HORST hatte sich bis zum 22.03. um 01 Uhr MEZ stark abgeschwächt, sodass der Wirbel HORST nicht mehr in der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte. In den höheren Luftschichten war jedoch noch ein Höhentief ausgeprägt, das bis zum Morgen für Niederschläge sorgte. So fielen bis 07 Uhr im Raum Berlin-Brandenburg innerhalb von 12 Stunden noch einmal 2 bis 3 mm Regen. Im Voralpenland und im Alpenraum stauten sich die Wolken stark. Dadurch wurden im gleichen Zeitraum in Chieming 15 mm Niederschlag gemessen, in Kempten waren es noch 11 mm. Die Niederschläge gingen teilweise bis in die Tallagen in Schnee über, Oberstdorf meldete um 03 Uhr mäßigen Schneefall. Im Tagesverlauf schwächte sich auch das Höhentief ab, sodass die letzten Niederschläge im Alpenraum bis zum Vormittag abklangen.


 

Geschrieben am 06.04.2015 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 21.03.2015

Pate: Horst Heyes