Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
HORST
(getauft
am 30.12.2017)
Am
29.12.2017 entwickelte sich ein Tief über dem Atlantischen Ozean, ca. 1500 km
östlich der Ostküste der USA und 2000 km südlich von Grönland. Anhand der 500
hPa Karte vom 29.12.2017, dies entspricht einer Höhe von etwa 5,5 km, war ein
starker Westwind in der Höhe ersichtlich, sodass sich das Tiefdruckgebiet
schnell in Richtung Europa fortbewegen und dort das Wettergeschehen
beeinflussen sollte.
Auf
Grund dieser Annahme wurde die Zyklone am folgenden Tag von den Meteorologen
der Berliner Wetterkarte auf den Namen HORST getauft. Am 30.12.2017 befand sich
Tief HORST mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa nordwestlich der Azoren,
wobei die Isobaren, die Linien gleichen Luftdrucks, um das Tief noch nicht in
sich abgeschlossen waren. Man bezeichnet dies auch als Wellenstörung und es ist
der erste Schritt bei der Entstehung von Tiefdruckgebieten. Die Kaltfront
verlief Richtung Westen, hatte aber noch keinen Einfluss auf das europäische
Wetter. Die Warmfront befand sich östlich des Tiefs HORST und ging über dem
Atlantik in eine Kaltfront über.
Am
nächsten Tag hatte sich die Zyklone HORST durch die starke Westwinddrift weiter
nach Osten verlagert und befand sich nun 100 Kilometer westlich von Irland. Der
Kerndruck sank stark um mindestens 30 hPa auf unter 975 hPa. Umso niedriger der
Kerndruck ist, desto kräftiger ist auch das Tiefdruckgebiet. Es hatte sich
bereits eine kleine Okklusion ausgebildet, sodass das Tief HORST nun als
okkludiertes Tief bezeichnet werden musste. Bei einer Okklusion handelt es sich
um eine Mischfront, welche durch den Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront
entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich vereint. Die Okklusion
verlief bogenförmig Richtung Südosten, wobei der Okklusionspunkt über der
Ostküste Irlands lag, in welchem sich die Okklusion in eine Warm- und Kaltfront
aufspaltete. Die Kaltfront verlief in Richtung Südwesten und ging in die
Warmfront von Tief Ingmar über, welches östlich von Neufundland lag. Die Warmfront
begann am Okklusionspunkt und verlief über London und Brüssel. Der Wirbel HORST
brachte einigen Niederschlag, vor allem auf den Britischen Inseln, wie zum
Beispiel in Schottland. Dort wurden 15,4 mm in der Hauptstadt Glasgow gemessen
und 24,0 mm nördlich von Glasgow in Tulloch Bridge.
Außerdem wurde es sehr stürmisch, teilweise auch orkanartig mit bis zu 155
km/h. Die stärkste Windböe wurde auf dem Cairngorm mit 154 km/h gemessen,
welcher sich in Nordschottland befindet. Hierzu muss allerdings erwähnt werden,
dass diese Wetterstation in einer Höhe von 1245 m liegt und für hohe
Windgeschwindigkeiten bekannt ist. Trotzdem wurden auch an anderen Orten Böen
der Stärke 12 auf der Beaufort-Skala erreicht, wie in Malin Head oder Port
Ellen.
Am
Neujahrstag hatte sich Tief HORST bis in die Nordsee westlich der Norwegischen
Küste verlagert. Der Kerndruck war mit unter 975 hPa identisch wie am Vortag
und damit immer noch sehr tief. Die Okklusion hatte sich weiter vergrößert,
sodass der Okklusionspunkt nun in der Ostsee westlich von Riga lag. Die
Warmfront war nur noch schwach ausgeprägt, sodass diese nur einige Hundert
Kilometer lang war und bis südöstlich von Warschau reichte. Die ebenfalls sehr
kurze Kaltfront verlief südwestlich und ging über Danzig in die Warmfront der
Zyklone JOSEF über, welche westlich von Korsika lag. Die Fronten von Tief Horst
sorgten auch an diesem Tag für signifikantes Wetter in Mitteleuropa. Der Wind
frischte stark auf, sodass er in Deutschland großflächig über 50 km/h erreichte,
was Windstärke 7 entspricht. An den besonders exponierten Lagen, wie dem
Brocken, wurden auch 115 km/h erreicht. Außerdem gab es vor allem im
Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, eine Temperaturerwärmung
in Osteuropa im Vergleich zu Silvester, sodass bei vergleichsweise milden
Temperaturen das neue Jahr gefeiert werden konnte. In Warschau konnten bis zu
9°C in den Morgenstunden gemessen werden im Vergleich zu 2°C am Vortag.
Am
02.01.2018 befand sich das Tief HORST nordöstlich von Schwedens Hauptstadt
Stockholm. Bei dem Tief handelte es sich mittlerweile um ein vollokkludiertes
Tief, bei welchem keine Kalt- und Warmfront mehr ausgeprägt ist. Während dieses
Prozesses schwächte sich die Zyklone ab, sodass auch der Kerndruck auf unter
990 hPa anstieg. Die Okklusion verlief zunächst nach Osten bis westlich von
Moskau, bevor sie nach Süden abknickte und nahe dem slowakischen Kosice in das Frontensystem von Wirbel JOSEF mündete. Wie
auch am Neujahrstag war ein deutlicher Temperaturanstieg in der Nähe des Tiefs
und der Okklusion erkennbar. In Sankt Petersburg konnten am Morgen des
02.01.2018 5°C festgestellt werden, was ein wirklich milder Messwert für dieses
Gebiet ist. Die Durchschnittstemperatur beträgt dort im Januar -7°C. Bereits
die Neujahrsnacht war mit -1°C verhältnismäßig warm. Außerdem war es örtlich
auch sehr niederschlagsreich mit bis zu 15 mm in Puskinsky,
welches sich im Westen Russlands befindet.
Im
weiteren Verlauf war die Zyklone HORST weiter nach Nordosten gezogen und befand
sich auf der Analysekarte vom 03.01.2018 um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC
entspricht, östlich der Halbinsel Kola, welche noch zur Skandinavischen
Halbinsel gehört, aber politisch an Russland gebunden ist. Der Kerndruck war mit
995 hPa leicht angestiegen. Die Okklusion hatte sich weiterhin ausgedehnt und
verlagerte sich nun annähernd sinusförmig Richtung Süden. Nördlich von Bukarest
endete die Mischfront im Kern des Tiefs JOSEF, welches sich mittlerweile bis
nordwestlich des Schwarzen Meeres verlagert hatte. Durch die Abschwächung des
Tiefs gab es kaum signifikantes Wetter in Russland, nur vereinzelt ein paar
Liter Niederschlag, wie in Borovici oder Krestxy mit 6 mm und 4 mm.
Bis
zum nächsten Tag zog Tief BURGLIND in den Ostseeraum und verdrängte die Zyklone
HORST von der Berliner Wetterkarte. Daher war der 03.01.2018 der letzte Tag an
dem das Tief HORST namentlich auf der Berliner Wetterkarte zu finden war.
Geschrieben
am 19.02.2018 von Leon Bührle
Berliner
Wetterkarte: 30.12.17
Pate: Horst
Rosenthal