Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HUBERTUS

(getauft am 25.05.2015)

 

Am 25.05.2015 bildete sich an einer Warmfront über dem mittleren Nordatlantik ein schwaches Tiefdruckgebiet aus, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen HUBERTUS getauft wurde. Dabei wies der Wirbel in der Nacht zum 26.05. ein für ein Tiefdruckgebiet hohes Luftdruckminimum von ca. 1022 hPa auf. Dieser besaß wie am Anfang einer nordatlantischen Zyklone üblich, eine Warm- und eine Kaltfront, die in einem Winkel von etwa 180° zueinander lagen, womit der sogenannte Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront sehr breit war. Dabei fielen an den Fronten Niederschläge, die auf sogenannte Hebungsprozesse zurückzuführen sind. An der Warmfront gleitet dabei die wärmere Luft auf die kältere Luft in Bodennähe auf. Da sich die warme Luftschicht bei der Hebung abkühlt, sinkt sie nach unten. Da diese gleichzeitig nicht so viel Feuchtigkeit speichern kann, beginnt es länger anhaltend zu regnen. Bei der schneller ziehenden Kaltfront hebt die bodennahe Kaltluft die darüber liegende wärmere Luftschicht an und die Folge ist schauerartiger Niederschlag.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet HUBERTUS der Höhenströmung in etwa 5,5 km folgend weiter nach Osten, sodass der Wirbel nun einige hundert Kilometer westlich von Irland vorzufinden war und einen Kerndruck von ca. 1025 hPa aufwies. Dabei existierten weiterhin eine Warmfront, die nach Südosten bzw. Süden ausgerichtet war und eine deutlich längere Kaltfront, die sich nach Südwesten über den Nordatlantik erstreckte. Im Tagesverlauf griffen die Fronten auf die Britischen Inseln über und führten zu Niederschlägen. In 12 Stunden fielen bis 20 Uhr MESZ zum Beispiel im nordirischen Belfast 5 mm und in Machrihanish 9 mm Regen. Die Höchsttemperaturen gingen durch den Niederschlag im Vergleich zum Vortag zurück, z.B. in Strathallan in Schottland von 16°C auf 11°C oder in Eskdalemuir um 6 Grad auf 9°C.

Bis zum 28.05. um 02 Uhr MESZ hatte sich die Zyklone HUBERTUS stark vertieft, sodass der Zentrumsdruck nahe den Shetlands bei etwa 1004 hPa lag. Das Tief HUBERTUS wies eine nach Süden gerichtete Okklusion auf, die sich am Okklusionspunkt am Ostausgang des Englischen Kanals in eine über Belgien und den Osten Frankreichs reichende Warmfront und eine über die Mitte und den Südwesten Frankreichs führende Kaltfront aufteilte. Da die Vorgänge des Aufgleitens an der Warmfront länger dauern, als die an der Kaltfront, holt die Kaltfront die Warmfront ein, wodurch eine Okklusion entsteht, also eine Mischfront mit Eigenschaften beider Frontentypen, wobei sich die wärmere Luft nur noch in der Höhe, jedoch nicht mehr am Boden befindet. Bis zum Morgen um 08 Uhr MESZ summierten sich insbesondere in Schottland und dem Norden Englands die Niederschläge auf teilweise zweistellige Summen. So wurden beispielsweise in Eskdalemuir in 24 Stunden 13 mm Regen oder auf den Orkneys am Flughafen von Kirkwall 14 mm registriert. Mit der Ostverlagerung des Tiefs setzte auch in Skandinavien sowie in Deutschland Regen ein. Im Süden Norwegens gingen deshalb die Maxima um einige Grad zurück, so z.B. in Oslo von 18°C auf 10°C oder im etwas höher gelegenen Hemsedal von 14°C am Vortag auf nur noch 5°C. Bis 20 Uhr MESZ fielen in 12 Stunden in Gvarv 11 mm und in Hakadal 10 mm Niederschlag. Weiter südlich lag zum Mittagstermin um 14 Uhr MESZ die Kaltfront quer über Deutschland, die im gleichen Zeitraum beispielsweise 11 mm am Bremer Flughafen oder 8 mm im mecklenburgischen Boltenhagen brachte. Im Westen und Norden der Bundesrepublik schien deshalb die Sonne oftmals nur 2 bis 4 Stunden lang. Besonders trüb blieb es in Boizenburg oder Bad Marienberg mit nur 1 Sonnenstunde. Im Umfeld der Front frischte der Wind teilweise stark auf, auf dem Brocken wurden schwere Sturmböen gemessen, aber auch im Flachland meldeten die Stationen Angermünde in Ostbrandenburg und Gardelegen in der Altmark noch Sturmböen.

Am 29.05. um 02 Uhr MESZ befand sich die Zyklone HUBERTUS über der Region um Oslo mit etwa 997 hPa. Inzwischen war das Frontensystem des Tiefs HUBERTUS vollständig okkludiert. Vom Kern führte die Okklusion in einem Bogen über Schweden, dem südlichen Baltikum und Polen bis nach Süddeutschland. Im Norden Deutschlands klarte der Himmel hinter der Kaltfront gebietsweise auf, sodass der Temperaturwert zum Beispiel in Fassberg in der Lüneburger Heide auf nur 1°C absank. In 5 cm über dem Erdboden wurde an einer Station bei Bremen ein Minimum von -2°C gemessen, was für eine Nacht Ende Mai ungewöhnlich kalt ist. Die Front brachte gebietsweise Niederschläge mit sich. In 24 Stunden fielen bis um 08 Uhr MESZ in Neuruppin sowie im pommerschen Kolberg jeweils 4 mm Niederschlag. Im schwedischen Göteborg wurden im gleichen Zeitraum 9 mm und weiter nördlich in Hamra 10 mm Regen verzeichnet. In der Region um Oslo stieg die Höchsttemperatur hinter den Wolken der Front erneut auf etwa 15 bis 17°C an. Die Front war in Deutschland nur wenig wetterwirksam, die Temperatur ging hinter der Kaltfront z.B. im Berliner Raum von etwa 22°C am Vortag auf 20°C zurück. Dagegen erwärmte sich die Luft durch schwache Warmluftzufuhr vor der Front in München noch von 20°C auf 24°C.

Während das sich am Vortag im Einflussbereich von Tief HUBERTUS gebildete Tief IMMO im Lee der Schottischen Highlands Mitteleuropa Niederschlag brachte, hatte sich das Tief HUBERTUS unter Abschwächung nach Norden verlagert. Um 02 Uhr MESZ lag der Wirbel HUBERTUS etwa über der Mitte Norwegens nahe dem Polarkreis mit etwa 996 hPa. Dabei reichte die Okklusion vom Kern ausgehend über den Norden Schwedens und über Finnland bis in die Nähe der russischen Metropole St. Petersburg. Im Norden Finnlands fielen etwa in Enontekio Nakkala bis um 20 Uhr MESZ in 24 Stunden 5 mm oder in Pasvik an der norwegisch-finnischen Grenze 3 mm Niederschlag. Die Temperaturen änderten sich im Vergleich zum Vortag nur noch wenig, beispielsweise ging sie im mittelfinnischen Ulkokalla um 3 Grad auf 10°C zurück.

Das Tiefdruckgebiet HUBERTUS schwächte sich am 30.05. im Tagesverlauf so stark ab, dass es am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.


Geschrieben am 14.07.2015 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 28.05.2015

Pate: Hubert Schauer