Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
HUBERT
(getauft
am 19.09.2011)
Über
Zentraleuropa befand sich Mitte September ein großes Gebiet kalter Luft in
einer Höhe von rund 5500 m. Im Laufe des 18.09. verlagerte sich ein Teil dieser
Luft, ein sogenannter Kaltlufttropfen, über die Alpen nach Norditalien und
labilisierte dort den Bereich. Dadurch bildete sich ein neues Tiefdruckgebiet. Da abzusehen war,
dass dieser neu entstandene Wirbel für das mitteleuropäische Wettergeschehen wetterwirksam
sein würde, wurde es am 19.09. auf den Namen HUBERT getauft.
Zum Zeitpunkt der
Taufe besaß der, über dem italienischen Genua liegende Kern von Tief HUBERT
einen Druck von ungefähr 1003 hPa. Bereits am ersten Tag begann das
Druckgebilde zu okkludieren. Bei einer Okklusion holt die Kaltfront die
Warmfront ein und es bildet sich eine Mischfront. Bei diesem Prozess wird warme
Luft angehoben, wodurch Niederschlag ausfällt oder im Sommer auch häufig
Gewitter entstehen. Daher wurden auch in Genua am frühen Nachmittag kurze
Schauer registriert, wobei die ausgefallenen Wassermengen zu dieser Zeit noch recht
gering waren. An die Okklusionsfront von Tief HUBERT schlossen sich eine Warm-
und eine Kaltfront an. Die Warmfront des Druckgebildes war dabei rund 400 km
lang und verlief in etwa vom italienischen Verona bis nach Graz in Österreich. Die
Kaltfront von Tief HUBERT zog sich von Verona bis nach Almeria in Spanien. An
der Rückseite des Wirbels, von Griechenland bis nach Österreich kam es zu teils
kräftigen Schauern und Gewittern. Ein Gewitter wurde beispielsweise gegen 10
Uhr MESZ an der Wetterstation der kroatischen Stadt Rijeka gemeldet. Dies
führte dazu, dass eine beachtliche 24-stündige Regenmenge von insgesamt 52 mm
registriert wurde. Am Abend wurde weiter südlich von der Station der
griechischen Stadt Korfu auf der gleichnamigen Insel ein Gewitter registriert,
das im gleichen Zeitintervall immerhin 11 mm Niederschlag mit sich brachte.
Bis zum folgenden
Tag, dem 20.09., blieb die Zyklone nahezu stationär. Ihr Zentrum verlagerte
sich leicht in südöstlicher Richtung und lag nun über Rom. Der Kerndruck erhöhte
sich an diesem Tag auf etwa 1007 hPa. Die Kaltfront drehte sich weiter ein,
sodass die Okklusionsfront nun über Zagreb in Kroatien hinweg, bis fast nach
Budapest in Ungarn reichte. Aus dem Westen traf warme Luft auf Teile der
Kaltfront über Bosnien und Herzegowina, was wie schon am Vortag Schauer und
Gewitter auslöste und in der Hauptstadt Sarajevo zu großen Niederschlagsmengen
von 24 mm innerhalb von 24 Stunden führte. Auch das Alpenvorland in
Süddeutschland meldete örtlich 10 bis 20 mm gefallenen Regen. Die höchsten
Niederschläge des Tages wurden allerdings im österreichischen Kärnten, sowie in
Tirol erfasst, wo innerhalb von 12 Stunden an vielen Stationen über 50 mm
gemessen wurden. Der Höchstwert lag dabei mit 58 mm an der Station des Ortes
Dellach im Drautal.
Auch zum nächsten
Tag, dem 21.09., blieb die Zahl der vielen Gewitter- und
Niederschlagsereignisse weiterhin hoch. Gegen Mitternacht (02 Uhr MESZ) meldete
das griechische Saloniki leichte bis mäßige Gewitter mit Regenschauern, die
insgesamt 28 mm Niederschlag brachten. Auch in Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens
gab es kurz zuvor Gewitter mit gleichen Niederschlagsmengen. Tief HUBERT hatte
sich mit seinem Zentrum weiter bis zum Hacken des italienischen Stiefels verlagert,
wobei der Kerndruck des Tiefdruckgebietes an diesem Tag vorerst konstant bei
1007 hPa blieb. Von dort aus reichte die Okklusionsfront mittlerweile über
Ostgriechenland, auf der Länge von Athen, bis zur afrikanischen Küste des
westlichen Ägyptens. Von ihrem Ende aus, dem sogenannten Okklusionspunkt, der
sich östlich der griechischen Insel Euböa befand, teilte sie sich in eine Warm-
und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief nach Süden, ebenfalls bis zur
afrikanischen Küste, während sich die Kaltfront in einem südwestlichen Bogen
bis über die Sahara erstreckte, hinaus aus dem europäischen Analysebereich. Die
größten Niederschlagsmengen des Tages wurden in Brindisi registriert. Diese
italienische Stadt, die sich an diesem Tag unmittelbar im Kernbereich der
Zyklone HUBERT befand, war von 02 Uhr MESZ bis in den späten Morgen hinein
immer wieder Gewittern mit mäßigem Regen ausgesetzt, die zu einer enormen
12-stündigen Niederschlagsmenge von 75 mm führten.
Die Analysekarte
des folgenden Tages, dem 22.09., zeigte Tief HUBERT mit seinen Fronten in einer
mehr und mehr eingedrehten und dadurch komprimierten Form. Der Kern der Zyklone
befand sich nunmehr nördlich von Kreta im ägäischen Meer. Die Okklusion verlief
spiralförmig um das Zentrum des Tiefdruckgebietes herum und befand sich dabei
in der Nähe von Athen und über dem türkischen Izmir. Auch in diesem Ort wurden
am Nachmittag Gewitter registriert.
Der Kern der
Zyklone lag am 23.09. im südöstlichen Mittelmeer, nördlich der ägyptischen
Hauptstadt Kairo und hatte nach wie vor einen Druck von rund 1007 hPa. Tief
HUBERT wies nun keinerlei Fronten auf. Bis zum 24.09 zog dieses lebhafte
Druckgebilde in Richtung Israel aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte
heraus.
Geschrieben
am 13.10.2011 von Gregor Meusel
Berliner
Wetterkarte: 21.09.2011
Pate:
Hubert H. Thieme