Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
IGOR
(getauft am 24.01.2013)
In
der dritten Januardekade bildete sich auf der Rückseite eines in einer Höhe von
5500 m befindlichen Troges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden, ein
Tiefdruckgebiet aus. Da ersichtlich war, dass dieses Tief das Wetter in Europa
erheblich beeinflussen sollte, wurde es am 24. Januar 2013 auf den Namen IGOR
getauft.
An
diesem Tag konnte Tief IGOR über dem Golf der Biskaya um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr
MEZ entspricht, analysiert werden. Der Kern wies einen Druck knapp unter 1000
hPa auf, von dem zwei Okklusionsfronten ausgingen. Diese Frontenart weist
sowohl Kaltfront- als auch Warmfronteigenschaften auf. Die eine Okklusion ging vom Kern in
nordwestliche Richtung aus und endete ca. 500 km westlich vor Reykjavik. Die zweite Okklusion verlief bogenförmig bis zu
den Pyrenäen, um sich dort in eine Kalt- und eine Warmfront aufzuspalten. Die
Warmfront verlief von dort über Madrid bis zur Südspitze der portugiesischen
Algarve. Die Kaltfront lag über dem Atlantik und ging wenige Hundert Kilometer
westlich der Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel in die Warmfront eines vor
Grönland liegenden unbenannten Tiefs über. In Bordeaux fielen durch den
Einfluss von Tief IGOR innerhalb von 24 Stunden bis 06 UTC 5 mm Niederschlag
und die Temperatur erreichte nur noch 6°C im Vergleich zu 9°C am Vortag. Auch
in Madrid konnte ein leichter Temperaturrückgang beobachtet werden. Die
Höchsttemperatur betrug 11°C im Vergleich zu 13°C zum Vortag. Hier fielen die
Regenmengen mit 0,1 mm jedoch deutlich geringer aus.
Mit der wetterbestimmenden Strömung in der Höhe
verlagerte sich Tief IGOR zum nächsten Tag bei leichter Intensivierung vor die
Nordküste Siziliens. Der Wirbel wies weiterhin zwei Okklusionsfronten auf. Eine
wurde dabei am Boden mit Kaltfrontcharakter analysiert und reichte u-förmig in
südwestliche Richtung über Algerien und weiter bis zum Golf der Biskaya, um
dort in eine Warmfront eines weiteren Tiefs überzugehen. Die andere Okklusionsfront
verlief zunächst in nordöstliche Richtung bis zur Ostküste des Adriatischen
Meeres, beschrieb dort einen Bogen in südöstliche Richtung und verlief weiter über
das Mittelmeer. Dort ging sie etwas südöstlich von Sizilien in eine Kaltfront
über und endete einige Hundert Kilometer über dem Landesinneren Algeriens. Dort
sowie in Tunesien wurden sogar verbreitet kräftige Schauer und Gewitter
gemeldet, die beispielsweise in Algier innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC
dieses Tages 18 mm Niederschlag brachten. Im italienischen Palermo wurden im
gleichen Zeitraum sogar 21,8 mm Regen registriert. In der sardinischen Stadt
Cagliari kamen nicht ganz so hohe Niederschlagssummen zusammen. Dort fielen nur
0,2 mm innerhalb von 24 Stunden als Regen.
Am 26. Januar konnten zwei Tiefdruckzentren analysiert
werden. Das eine lag über dem Ionischen Meer und wies Kerndruck von etwas unter
995 hPa auf. Das andere lag über dem Ägäischen Meer mit einem Kerndruck von
knapp unter 1000 hPa. Vom letzteren reichte eine Kaltfront über das Mittelmeer und
endete über Libyen. Diese Front brachte innerhalb von 24 Stunden bis zum
Frühtermin um 06 Uhr UTC im griechischen Saloniki 9 mm Niederschlag und auf
Korfu 38 mm bei einer Höchsttemperatur von 10°C.
Bis zum nächsten Tag hatten sich die beiden Kerne
wieder zusammengeschlossen und der Wirbel IGOR befand sich vor der Westküste
der Türkei mit einem leicht gestiegenen Druck auf 1005 hPa. In nordöstliche
Richtung ging eine Okklusionsfront aus und teilte sich in der Nähe von Ankara
in eine Warm- und Kaltfront auf, die in östliche Richtungen verliefen. Gebietsweise
kam es zu Regenschauern, die in Ankara und Istanbul bis zu 5 mm Niederschlag
innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC brachten. In der türkischen Stadt Izmir
am Mittelmeer fielen sogar 36 mm Niederschlag.
Am 28. Januar hatte sich Tief IGOR mit einem Kerndruck von knapp unter 1015 hPa weiter nach Norden verlagert und befand sich nun über dem Schwarzen Meer vor der Nordküste der Türkei. Vom Kern ausgehend verlief eine stationäre Front in südliche Richtung über die Türkei und das Mittelmeer bis zur libanesischen Küste. Weiterhin konnte eine Warmfront, die vom Kern nach Norden ausging und knapp südlich von Wolgograd endete, analysiert werden. Dabei fiel im russischen Wolgograd bei einer Höchsttemperatur von -10°C leichter Schneefall. In der auf der Halbinsel Krim gelegenen Stadt Simpferopol gab es 0,4 mm Niederschlag, der als gefrierender Regen bei einer Tageshöchsttemperatur von 1°C bis 06 Uhr UTC des Folgetages fiel.
In der Nacht zum 29. Januar lag Tief IGOR vor der
türkisch–syrischen Mittelmeerküste und hatte sich mit einem Kerndruck von knapp
unter 1000 hPa wieder leicht intensiviert. Die Kaltfront erstreckte sich etwa
600 km über das Mittelmeer, wohingegen sich die Warmfront über die Türkei und
dem Kaukaus befand. Im türkischen Adana, welches im
Zentrumsbereich des Tiefs lag, sowie in der zyprischen Stadt Larnaca, welches sich im Kaltfrontbereich befand kamen
Niederschlagsmengen von 6 mm bis 06 UTC des Folgetages zusammen.
Am Folgetag hatte sich die Zyklone IGOR erneut nach
Norden verlagert und befand sich wieder über dem Schwarzen Meer, diesmal vor
dem Kaukasus Gebirge mit einem Kerndruck von knapp unter 1015 hPa. Der Wirbel
wies eine vollständig okkludierte Front auf, das bedeutet, die schnellere
Kaltfront hat die vorlaufende Warmfront mittlerweile vollständig eingeholt.
Besitzt ein Tiefdruckgebiet nur noch eine Okklusionsfront ist das ein Hinweis
darauf, dass sich das Tief in seinem Endstadium befindet. Die Wetterwirksamkeit
hatte dadurch nachgelassen, im russischen Sotschi konnte allerdings noch ein Rückgang
der Höchsttemperatur von 13°C auf 8°C verzeichnet werden.
Im Laufe des Tages hatte sich Tief IGOR soweit
abgeschwächt, dass der Wirbel nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.
Geschrieben am 15.03.2013 von Daniela Schoster
Berliner Wetterkarte: 25.01.2013
Pate: Martin Vielhaber