Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ILKA
(getauft am 14.09.2012)
Am 14.09.2012 entstand über der Südspitze Grönlands ein Tiefdruckgebiet, das
noch am selben Tag mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa
auf den Namen ILKA getauft wurde. Seine relativ kurze Kaltfront verlief vom
Tiefkern aus bogenförmig nach Südwesten und die zugehörige Warmfront knapp 300
km weiter der Kaltfront von dieser bis vor die Nordostküste Neufundlands.
Am Folgetag war das
Islandtief ILKA bereits größtenteils okkludiert, d.h. seine Kalt- und Warmfront
waren in einer Okklusionsfront vereint. Mit einem auf knapp 990 hPa gesunkenen
Druck lag der Kern nahe Reykjavik. Wenig nördlich der schottischen Hebriden lag
der Okklusionspunkt, von wo aus sich die Kaltfront etwa 300 km nach Westen und die
Warmfront bis vor die Nordwestküste Irlands erstreckte. Der Tiefdruckwirbel
ILKA lag am 16.09.2012 um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, über dem Europäischen
Nordmeer etwa 700 km westlich von Narvik und wies einen Kerndruck von wenig unter
980 hPa auf. Das war der tiefste Druck in seiner Lebenszeit. Vom Kern zog sich
eine Okklusion bis zur norwegischen Küste nahe Trondheim und verlief
anschließend entlang der Küste bis etwa zum Sognefjord.
Die zugehörige Kaltfront verlief von dort mehr als 3500 km südwestwärts über
Schottland und Irland hinaus auf den zentralen Nordatlantik. Die Warmfront
erstreckte sich nach Südsüdwesten bis zur zentralen Nordsee. Der Einfluss der
Zyklone machte sich nun auch in Norwegen bemerkbar, z.B. meldete die
norwegische Stadt Bergen zum Frühtermin um 06 UTC eine 24-stündige
Niederschlagsmenge von 7 mm. Im Laufe des Tages nahm das Tief ILKA den
ehemaligen tropischen Wirbelsturm ex-LESLIE vollständig
in seine Zirkulation auf.
Am 17.09.2012 lag
die Zyklone ILKA, die das gesamte Nordmeer beeinflusste, nahezu unverändert zwischen
Jan Mayen und der norwegischen Küste. Obwohl sich an ihrer Kaltfront einige Wellen
bildeten, kam diese noch recht zügig über die Nordsee nach Südosten voran und
erreichte am Mittag das Nordseeküstengebiet. In Bergen kamen an diesem Tag
innerhalb von 24 Stunden bis zum Frühtermin 35 mm Niederschlag zusammen. In der
Nacht zum 18.09.2012 teile sich das Tief ILKA in zwei Druckzentren. Das
Teiltief ILKA I lag unverändert über dem Nordmeer und das Teiltief ILKA II über
dem schwedisch-finnischen Grenzgebiet. An der Trogvorderseite, also an der
Vorderseite eines Kaltluftvorstoßes in ca. 5,5 km Höhe, des Tiefdrucksystems
kam es an der südnorwegischen Nordmeerküste erneut zu teilweise kräftigen
Schauern, Bergen meldete am an diesem Tag schließlich 54 mm. Am Rande des
Nordmeerwirbels ILKA strömte arktische Meereskaltluft nach Großbritannien, wodurch
die Temperatur in Schottland und Irland nur auf 10 bis 14°C anstieg. Im
nordirischen Lough Fea wurden 11°C und im schottischen
Glasgow 13°C erreicht. Nachts wurde in den Höhenlagen Schottlands leichter
Frost beobachtet. Auch an diesem Tag bildeten sich an der Kaltfront des
Tiefdrucksystems ILKA im Bereich der nach Nordosten gerichteten Strömung an der
Trogvorderseite immer wieder Wellen, sodass diese Front von der Nordseeküste
kaum ins Binnenland vordringen konnte. Erst mittags passierte sie den
Nordwesten Deutschlands, deshalb konnte sich die Luft in der Südosthälfte
nochmals teilweise auf sommerliche Werte erwärmen. Im südlichen Brandenburg gab
es an einigen Wetterstationen sogar einen Sommertag, also ein Maximum von
25,0°C oder darüber. In Cottbus und auch in Holzdorf wurden 26°C gemessen. Auch
am Oberrhein und in Franken bzw. an der Donau wurden 25°C erreicht oder etwas
überschritten. Dagegen stieg die Temperatur in Oldenburg in Niedersachsen nur
noch auf 17°C und in Leck im nördlichen Schleswig-Holstein sogar nur auf 15°C. Mittags
zeigten die Radarbeobachtungen Schauer, die sich küstenparallel nach Nordosten
verlagerten. In Leck brachten kräftige Schauer bis zum Abend 24 mm Regen. Ansonsten
war die Kaltfrontpassage vor allem in der Nordhälfte am Tage mit nur wenigen
Zehntel Millimetern Regen verbunden. Erst am Abend und in der Nacht zum 19.09.2012
verstärkte sich die Wetteraktivität an der Luftmassengrenze, wobei sich ein
zusammenhängendes Niederschlags-band bildete, das an
seinem Vorderrand auch von Gewittern durchsetzt war. In den Nachtstunden fielen
in Sachsen örtlich über 20 mm Regen, wie z.B. in Crimmitschau mit 22 mm, noch
höhere Regenmengen gab es am Bodensee wie in Sigmarszell
mit 40 mm und in Bregenz mit 45 mm. Rückseitig der Kaltfront klarte es im
Nordwesten bereits auf, sodass die Temperatur in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
vereinzelt unter 5°C sank. In Fassberg wurden beispielsweise 4°C registriert.
Das am frühen
Morgen des 19.09.2012 aus drei Kernen bestehende Tiefdrucksystem ILKA fungierte
weiterhin als Steuerungszentrum für das Wettergeschehen in der Nordwesthälfte
Europas. Das Hauptzentrum ILKA I vor der Küste Mittelnorwegens schwächte sich
ab, während der Kern ILKA II über dem Nordkap kaum eine Abschwächung erfuhr.
Teiltief ILKA III lag mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa über dem zentralen Bottnischen
Meerbusen. Ganz Deutschland lag im Zustrom kühler Meeresluft, doch gab es infolge
des warmen Oberflächenwassers der Nordsee von rund 16 bis 17°C zahlreiche
Schauerbildungen. In Elpersbüttel beispielsweise wurde
bis zum Folgetag um 06 UTC eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 26 mm registriert.
Dort wurde auch nur ein Temperaturmaximum von 12°C verzeichnet. Mit dem
längeren Sonnenschein wurden aber im Binnenland meist 15 bis 19°C erreicht. Trotz
der Labilisierung der Schichtung hielt sich die Schauertätigkeit im zentralen
Deutschland meist in Grenzen, da die mitgeführte Luftmasse recht trocken war. Nur
im Südosten Bayerns hielten sich noch die stratiformen Wolkenfelder der
Luftmassengrenze und brachten auch noch zeitweise Regen. In Chieming wurden bis
18 UTC 13 mm gemessen. Wesentlich stärker waren die Niederschläge aber erneut
südlich der Alpen von Kärnten über Slowenien bis nach Kroatien. In Rijeka, wo erst wenige Tage zuvor 200 mm fielen, wurden
24-stündig 149 mm gemessen. Das klimatologische Mittel für diesen Ort im
September liegt bei 179 mm. In Ljubljana kamen 24-stündig 32 mm zusammen, und
im österreichischen Dellach im Drautal fielen
12-stündig 33 mm.
Auch am 20.09.2012
war das Tief ILKA, das mit drei Kernen über dem Nordmeer, der Barentssee bzw.
Nordschweden lag, wetterbestimmend für Nord- und Mitteleuropa. Der zugehörige
Höhentrog lag am frühen Morgen direkt über Deutschland. Dabei ging die
Temperatur insbesondere in der höheren Troposphäre erheblich zurück und z.B. über
Lindenberg bei Berlin sank sie im 500-hPa-Niveau, also der Höhe von ca. 5,5 km,
innerhalb von 24 Stunden von -17°C auf -28°C. Im Laufe des Tages zog der wieder
vereinte Tiefdruckwirbel ILKA zur Barentssee ab. Seine Kaltfront schwenkte über
Osteuropa weiter nach Osten und beendete in Ungarn, Serbien und Westrumänien
das Spätsommerwetter. Die Temperatur stieg zum Beispiel in Debrecen im Osten
Ungarns nur noch auf 11°C, nachdem sie am Vortag noch 26°C erreichte. In
Belgrad fiel der Temperatursturz noch stärker aus, da dort die Temperatur nach
29°C am Vortag nur noch 12°C erreichte. Gleichzeitig fielen dort 17 mm Regen.
Nur im östlichen Rumänien hielt sich noch die Warmluft, sodass die Temperatur
in Rousse nochmals bis 31°C anstieg. Ansonsten konnte man in Europa Maxima über
30°C nur noch in der Türkei bzw. in Spanien, wie beispielsweise Cordoba mit 33°C,
antreffen.
Am 22.09.2012 lag
das Tief ILKA über der nordöstlichen Barentssee vor der Nordspitze Nowaja Semljas und verlor
allmählich seinen Einfluss auf Europa. Bis zum nächsten Tag verschwand das Tief
ILKA schließlich aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und
konnte daher nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am .10.2012 von Jasmin Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 19.09.2012
Pate: Ilka Pompösius