Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ILMAR

(getauft am 16.01.2019)

 

Das Tief ILMAR wurde am 16.01.2019 anhand einer Analysekarte desselben Tages für 00 Uhr UTC bzw. 01 Uhr MEZ getauft, nachdem es zuvor entlang der amerikanischen Nordostküste gezogen war und sich eine Verlagerung mit einer ausgeprägten Höhenströmung bis nach Europa abzeichnete.

Mit unter 985 hPa Kerndruck wurde die Zyklone ILMAR um 00 Uhr UTC des 16.01.2019 vor der Südostküste Neufundlands analysiert. Die dem Tief ILMAR zuzuordnenden Fronten bestanden aus einer Warmfront, die zunächst in östlicher Richtung, später gen Süden vom Kern aus verlief und südlich des über dem zentralen Atlantik liegenden Hochdruckgebietes BRIGIDA in die Kaltfront des bei den Shetland-Inseln liegenden Tiefs HINNE überging. Die Kaltfront verlief ebenfalls in einem Bogen, allerdings westwärts, und verließ den Analysebereich der Berliner Wetterkarte auf Höhe des 30. Breitengrades. Mit dem Passieren Neufundlands wurden dort am Flughafen Gander innerhalb von 24 Stunden bis zum 06-Uhr-UTC-Termin des 16.01.2019 Niederschläge in Form teils ausgeprägter Schneefälle mit insgesamt 16,9 l/m² an Wasseräquivalent beobachtet. Dies entspricht der Menge Wasser, die der als Schnee gefallene Niederschlag in getautem Zustand aufweist. Hierdurch kam es zu einem Anstieg der Schneedecke von 82 auf 119 cm sowie einem Absinken der Tagestiefsttemperaturen von -8,4°C auf -12,1°C durch eine Drehung des Windes auf nördliche Richtungen.

Das Tiefdruckgebiet ILMAR verlagerte sich im Laufe des Tages in nordöstliche Richtung und befand sich um 00 Uhr UTC des 17.01.2019 etwa 400 km südöstlich der Südspitze Grönlands auf dem Breitengrad Edinburghs. Das Frontensystem war im Laufe des Vortages teilweise okkludiert. Das bedeutet, dass sich Warm- und Kaltfront aufgrund einer höheren Verlagerungsgeschwindigkeit der Kaltfront überlagern, was zur Bildung einer Mischform beider – der Okklusionsfront – führt. Dieser Prozess ist nicht auf der gesamten Länge der Fronten gleichzeitig zu beobachten, sondern nur in einem dedizierten Gebiet bis zum sogenannten Okklusionspunkt. Der Okklusionspunkt befand sich am 17.01.2019 südöstlich des Kernes, dessen Druck sich leicht auf 990 hPa abgeschwächt hatte, in etwa auf dem Breitengrad Dublins. Dort teilte sich die Okklusionsfront, die in einem Bogen um die nördlichen Bereiche des Kerns verlief, in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief dabei gradlinig gen Süden und endete etwa auf dem Breitengrad Madrids. Die Kaltfront beschrieb mit der Okklusionsfront als Verlängerung einen nach Westen offenen Halbkreis, ging aber über dem zentralen Nordatlantik in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefdruckgebietes über.

Sich weiter ostwärts verlagernd befand sich das Zentrum des Tiefs ILMAR am 18.01.2019, abermals um 00 Uhr UTC, mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa südlich von Reykjavik zwischen den Breitengraden Oslos und Edinburghs. Das Frontensystem war noch weiter okkludiert, und die Okklusion erstreckte sich vom Kern bis fast zum Breitengrad von Bordeaux, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Erstere erstreckte sich weiter gen Süden und endete östlich der Azoren. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich deutlich stärker nach Westen gebogen bis zum Längengrad Reykjaviks, wo sie in die Warmfront des dem Tief ILMAR nachfolgenden Tiefs überging. Im Laufe des Tages überquerte die Front des Tiefdruckgebietes ILMAR Irland, sowie die Iberische Halbinsel. Am Observatorium von Valentia wurden innerhalb von 24 Stunden bis um 18 Uhr UTC des 18.01.  insgesamt 20 l/m² in Form leichter bis mäßiger, aber andauernder Regenfälle gemessen, wovon allein 18 l/m² auf den 12-stündigen Zeitraum vor 06 Uhr UTC entfielen.

Bis zum 19.01.2019 hatte der Wirbel ILMAR, sich weiterhin abschwächend, schließlich Irland erreicht; der Kern befand sich nur unwesentlich nördlich der Küste Irlands mit einem auf knapp unter 1005 hPa gestiegenen Druck. Das vollständig okkludierte Frontensystem erstreckte sich von den Äußeren Hebriden entlang der Irischen See südwärts, überquerte neben Cornwall den Ärmelkanal und die Bretagne, verlief entlang der Küste der Biskaya an Bordeaux vorbei und reichte nahezu bis an die Pyrenäen. Mit der Überquerung Irlands ebbten die ausgeprägten Niederschläge auf der Rückseite der Front an der Station des Observatoriums von Valentia deutlich ab, innerhalb von 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des folgenden Tages fielen nun nur noch rund 7 l/m². In Plymouth, einer Hafenstadt Cornwalls am Ärmelkanal, fielen im gleichen Zeitraum nur vereinzelte Tropfen, während tags zuvor in 24 Stunden noch 10,8 l/m² gefallen waren. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals, an der Station von La Hague, sah es hingegen anders aus: Hier waren innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr des 19.01.2019 11 l/m² an Regen gefallen, wobei die Menge von 9 l/m² auf ein 3-stündiges Zeitfenster zwischen 12 und 15 Uhr UTC entfallen war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs von Saint-Malo konnten diese Werte in Ploumanac'h in den gleichen Zeiträumen wie in La Hague mit 20 und 11 l/m² sogar noch übertroffen werden.

Bis zum 20.01.2019 hatte die Zyklone ILMAR den Ärmelkanal sowie den Golf von Saint-Malo überquert und befand sich östlich von Saint-Malo. Mit nur noch wenig unter 1010 hPa Kerndruck hatte sich die Zyklone nochmals abgeschwächt, was sich auch in der Ausdehnung ihres Frontensystems widerspiegelte. Dieses, weiterhin vollständig okkludiert, reichte in einem S-förmigen Schwung von Wales über Cornwall und den Ärmelkanal vorbei an Paris bis nach Bourges. Im Verlauf der nächsten Stunden schwächte sich das Frontensystem so weit ab, dass der Kern des Tiefdrucksystems ILMAR frontenlos weiter nach Süden weiterzog, um sich bis zum Folgetag in der Zirkulation eines unbenannten Wirbels über dem Mittelmeer aufzulösen.

Somit war eine Analyse des Tiefs ILMAR am 21.01.2019 auf den Karten der Berliner Wetterkarte nicht mehr möglich.