Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ILONA

(getauft am 19.01.2014)

 

Am 18.01. befand sich in der 500-hPa-Fläche, welche einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, ein breiter Trog, d.h. ein ausgedehntes Gebiet geringen Luftdrucks und Vorstoß kalter Luft nach Süden, über der Iberischen Halbinsel bis nach Marokko. Unter diesem entstand im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet, das in der Analyse für den 19.01. auf den Namen ILONA getauft wurde.

An seinem Tauftag besaß das Tief ILONA einen Kerndruck von rund 995 hPa und befand sich um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, über Nordportugal. Vom Kern aus verlief die Okklusionsfront, d.h. eine aus Warm- und Kaltfront zusammengesetzte Front, nach Süden. Eine Okklusion entsteht, wenn die etwas langsamere Warmfront von der schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem die Kaltfront die Warmfront erreicht und sich mit ihr vereinigt, nennt sich Okklusionspunkt. Dieser lag bei Lissabon und von ihm ausgehend erstreckte sich die Kaltfront über den Nordostatlantik und ging in die Warmfront eines Tiefdruckgebietes über dem Nordwestatlantik über. Die Warmfront verlief entlang der portugiesischen Westküste nach Südwesten. Durch den Einfluss des Tiefdruckgebiets ILONA fielen bis 06 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden in Lissabon 28 mm und in Madrid 3 mm Niederschlag.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief ILONA nach Osten und befand sich mit einem etwas höheren Kerndruck von ca. 1000 hPa über dem Mittelmeer östlich von den Balearen. Westlich des Kerns führte eine kurze Okklusion nach Osten, bis sie knapp nördlich des Zentrums des Tiefs ILONA ihren Okklusionspunkt erreichte und sich in eine Warm- sowie Kaltfront aufspaltete. Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach Süden über Algerien und Marokko bis über die Kanarischen Inseln. Die Warmfront verlief nach Norden bis zur französischen Mittelmeerküste. Bei einer Kaltfront schiebt sich kalte Luft unter die wärmere Luftmasse, dabei kommt es im Bereich der Kaltfront zu verstärkten vertikalen Luftbewegungen. Die dadurch auftretenden starken Quellbewölkungen, kräftigen Niederschläge mit Gewittern und teilweise heftigen Windböen weisen auf einen Kaltfrontdurchgang hin. Rückseitig der Kaltfront steigt der Luftdruck deutlich an und die Temperatur geht zurück. So wurde in Palma nach Durchgang der Kaltfront eine Höchsttemperatur von 14°C gemessen, während es am Vortag noch 16°C waren. Dort wurde bis 06 Uhr UTC des 20.01. eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 15 mm registriert. In der algerischen Hauptstadt Algier wurde im gleichen Zeitraum Gewitter und eine 24-stündige Niederschlagssumme von 13 mm gemeldet. Auch entlang der Warmfront fiel Niederschlag, so meldete Barcelona 6 mm Regen.

Am 21.01. lag der Tiefdruckwirbel ILONA mit einem gleichgebliebenen Kerndruck um 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum über dem Tyrrhenischen Meer. Die Okklusionsfront verlief bogenförmig über die Toskana, nahm über Albanien Kaltfrontcharakter an und erstreckte sich über Griechenland und den Norden Libyens, wo sie schließlich endete. Bis 06 Uhr UTC fielen innerhalb von 24 Stunden in Rom 11 mm Niederschlag. In Dubrovnik gab es Gewitter und eine Niederschlagsmenge von 15 mm in Form von Regen. Die höchste Temperatur betrug dort 13°C, während diese vor dem Frontdurchgang am vorigen Tag bei 15°C lag.

Das Tief ILONA verlagerte sich bis zum 22.01. zügig nach Osten, wobei der Kerndruck um etwa 10 hPa auf ungefähr 1010 hPa anstieg. An diesem Tag befand sich das Tiefdrucksystem ILONA südwestlich des Schwarzen Meeres. Die Okklusionsfront verlief vom Kern ausgehend nach Südwesten über die westliche Türkei und Libyen. Nach Nordwesten ging diese in die Front eines unbenannten Tiefdruckgebietes über. Innerhalb der vorangegangenen 24 Stunden fielen in Istanbul bis 06 Uhr UTC etwa 8 mm Niederschlag. Auch in der türkischen Stadt Izmir brachte das Tiefdruckgebiet ILONA Niederschlag, dort wurde im gleichen Zeitraum eine Niederschlagsmenge von 13 mm registriert.

Bis zum Folgetag zog die Zyklone ILONA weiter nach Nordosten, sodass diese über dem nordöstlichen Rand des Schwarzen Meeres lag. Der Luftdruck im Tiefdruckzentrum hatte sich auf etwa 1005 hPa verringert. Die Warmfront erstreckte sich nach Osten über den Süden Russlands bis außerhalb des Analysebereichs. Die Kaltfront zog sich über die Krim bis zur rumänischen Küste, wo sie in die Warmfront eines anderen Tiefdruckgebietes überging. Die Wetterstation in Odessa meldete um 06 UTC Schneefall und eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 0,2 mm. Die Tiefsttemperatur betrug dort in der Nacht -6°C. In Wolgograd wurde um die gleiche Uhrzeit ebenfalls Schneefall registriert.

Bis zum 24.01. kam das Tiefdruckgebiet ILONA weiter nach Nordosten voran und befand sich mit seinem Kern über dem nordwestlichen Rand Kasachstans, während sich der Kerndruck erneut auf ca. 1010 hPa erhöhte. Vom Zentrum ausgehend verlief eine Kaltfront nach Südwesten, welche etwa über der Westküste des Schwarzen Meeres in die Warmfront eines anderen Tiefs überging. Die Warmfront erstreckte sich hingegen nach Osten. Entlang der Kaltfront wurde in Wolgograd um 06 Uhr UTC erneut Schneefall gemeldet. Die Höchsttemperatur betrug dort -9°C, womit diese im Vergleich zum Vortag 7 Grad niedriger war.

Das Zentrum des Tiefs ILONA blieb bis zum Folgetag nahezu stationär, allerdings stieg der Kerndruck weiter an und wies einen Wert von rund
1015 hPa auf. Die Okklusionsfront verlief in einem Bogen um den Kern herum nach Osten. In Wolgograd fiel die Temperatur weiter ab, so wurde in der Nacht zum 25.01. eine Tiefsttemperatur von -20°C gemessen, wobei diese am vorigen Tag noch -13°C betrug. Darüber hinaus meldete Wolgograd um 06 Uhr UTC Eisnadeln, also kleine lange Eiskristalle, die sich bei sehr niedrigen Temperaturen und meist wolkenlosem Himmel aus vorhandener Feuchtigkeit bilden können.

Das Tiefdruckgebiet ILONA zog im Laufe des 26.01. weiter nach Nordosten und verließ somit bis zum Folgetag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 

 

 

Geschrieben von Barbara Szénási

Berliner Wetterkarte: 20.01.2014

Pate: Dr. Ilona Reeb