Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ILSE

(getauft am 22.03.2014)

 

Entlang einer Luftmassengrenze zwischen polarer und subtropischer Luft bildete sich im Verlauf des 22. März 2014 über Südfrankreich am Boden eine Zone tiefen Luftdrucks. Da dieses neu entstandene Tief das Wettergeschehen in Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde es in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ILSE getauft.

Am 23. März befand sich der Wirbel ILSE  mit einem Kerndruck von knapp unter 1005 hPa über Genua. Die zyklonale Luftzirkulation gegen den Uhrzeigersinn um den Kern führte dabei kalte Luft auf der Westseite Richtung Süden und an der Ostflanke warm-feuchte Mittelmeerluft nach Norden. Die Kaltfront verlief dabei vom Kern der Tiefdruckzone ILSE über Turin in einem Bogen über das Mittelmeer bis zur Straße von Gibraltar. Die kurze Warmfront wurde durch die blockierenden Alpen südlich des Gebirges gehalten. Diese angestauten und zum Aufstieg gezwungenen Luftmassen brachten im gesamten Alpengebiet Niederschlag als Schnee oder Regen. Beispielsweise fielen in Garmisch-Partenkirchen in 12 Stunden bis zum Haupttermin um 07 Uhr MEZ 24 mm in flüssiger und fester Form. Weiter südlich, wie beispielsweise in Nizza gab es 24-stündig 35 mm Regen bis 07 Uhr MEZ. Auch in Süddeutschland kam es noch einmal zu einigen Millimetern Neuschnee.

Bis zum 24. März lag der Kern des Tiefs ILSE unverändert über Genua während das Frontensystem teilweise okkludiert war, das heißt es hatte sich eine Front mit Warm- und Kaltfronteigenschaften gebildet. Am Okklusionspunkt über Kroatien trennte sich das Frontensystem in eine nach Norden verlaufende Warmfront und eine Kaltfront, die nach Süden bis Tripolis reichte. Bei Aufgleitvorgängen am Dinarischen Gebirge kam es zu starken Regenfällen mit Werten um 25 mm in 6 Stunden in einigen Regionen um Tirana und sogar 40 mm in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ des Folgetages an der Station in Dubrovnic. Richtung Norden fielen an der Warmfront beispielsweise 12 mm im selben Zeitraum in Warschau.

Als typische Genua-Zyklone verlagerte sich der Kern von dem Wirbel ILSE mit etwa 1000 hPa in der Nacht zum 25. März von Norditalien über Osteuropa bis nahe Warschau. Die Temperaturgegensätze an der Warmfront vom Kern Richtung Nordwesten waren mit 15 Grad zwischen Mittel- und Ostpolen recht stark ausgeprägt. Die Kaltfront lag in einer Welle von Warschau über Bukarest nach Athen. Im Laufe des Tages fielen durch die nach Norden transportierte, warme und feuchte Mittelmeerluft länger anhaltende Niederschläge. In Leba in Polen zum Beispiel wurden bis 19 Uhr MEZ 10 mm und später in Steinhagen im Greifswald 8 mm registriert.

Zum 26. März verlagerte sich die Tiefdruckzone ILSE unter Abschwächung auf 1005 hPa von der Nordsee weiter bis über die Ostsee. Die Okklusionsfront verlief bogenförmig nördlich um den Kern herum bis nahe Riga. Von dort reichte die Warmfront nach Moskau und die Kaltfront nach Südosten bis Minsk. Entlang der Ausläufer fielen in Kopenhagen 0,1 mm, in Visby auf der Nordseeinsel Gotland 6 mm und später in einem Zeitraum von 24 Stunden in London 2 mm bis 07 Uhr MEZ.

Das Tiefdruckgebiet ILSE, nun mit einem Kerndruck von 1015 hPa, schwächte sich zum 27. März über England ab, wobei die von Oslo bis zum Schwarzen Meer reichende Okklusion nur noch schwach wetterwirksam war. In London wurde über den Tag erneut eine Niederschlagsmenge von 2 mm erfasst.

Im Verlauf des Tages füllte sich das Tief weiter auf und konnte am Folgetag nach einer Lebensdauer von 6 Tagen nicht weiter in der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte: 26.03.2014

Pate: Ilse Rudnik