Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet IMKE
(getauft am 25.01.2018)
Am Abend des
25.01.2018 entwickelte sich an der Kaltfront eines Tiefdruckkomplexes über dem
Nordatlantik vor der Küste Neufundlands eine Tiefdruckwelle. Diese war bereits
am Vormittag, aufgrund des Einflusses, welchen das Tief in den darauffolgenden
Tagen auf das europäische Wetter haben sollte, von den Meteorologen der
Berliner Wetterkarte auf den Namen IMKE getauft worden.
Bis zum
Tagesanbruch des 26.01. hatte das Tief IMKE, in dessen Zentrum ein Luftdruck
von etwa 1010 hPa gemessen werden konnte, eine nach Nordosten reichende
Warmfront und eine weit nach Süden auf den Atlantik reichende Kaltfront
ausgebildet. In den nachfolgenden Stunden verstärkte sich Tief IMKE kräftig und
zog dabei mit seinem Zentrum nach Nordosten in Richtung Island weiter. In den
Nachmittagsstunden begann das Tiefdruckgebiet zu okkludieren, also eine
Okklusionsfront auszubilden. In der Meteorologie bezeichnet eine Okklusion oder
Okklusionsfront eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, die entsteht, wenn die
nachfolgende und schneller ziehende Kaltfront die vorhergehende Warmfront
einholt. Der Punkt, an dem die Kalt- und Warmfront zusammenlaufen heißt dabei
Okklusionspunkt.
Bis 01 Uhr
MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, des 27.01. hatte sich das Zentrum des Tiefs
IMKE bis südwestlich von Island verlagert. Zudem erreichte die Warmfront die
irische Küste, wo es kräftiger zu regnen begann. Der Luftdruck im Kern des
Tiefdruckwirbels war weiter stark gefallen und betrug nun weniger als 985 hPa.
Ein so rapider Luftdruckabfall wird in der Meteorologie gelegentlich auch als Bombogenese bezeichnet und ist die extrem schnelle
Verstärkung eines Tiefdruckwirbels. Das Tiefdruckgebiet IMKE schlug in der
Folgezeit eine östlichere Zugbahn ein, wobei sich die
Fronten über Irland hinweg verlagerten und es auch dort weiter stark regnete.
Bis 07 Uhr MEZ waren daher über Nacht an der irischen Küste innerhalb von 12
Stunden knapp 20 mm Niederschlag gefallen, weiter im Landesinneren um 10 mm.
Zudem hatte sich südlich des Zentrums des Tiefs IMKE ein Starkwindfeld
ausgebildet. Dieses erreichte ab den Mittagsstunden mit Sturm- und Orkanböen
Schottland und den Norden Englands. Am Flughafen von Kirkwall
wurden Geschwindigkeiten bis 98,2 km/h gemessen, in der schottischen Hafenstadt
Stornoway bis 120,5 km/h und im schottischen Bergland
auf den Cairngorm Mountains beispielsweise sogar
extreme Orkanböen bis 177,9 km/h. Unterdessen hatte das Frontensystem des Tiefs
IMKE Großbritannien überquert und den Nordwesten Frankreichs und der
Beneluxstaaten, sowie den Südwesten Norwegens erreicht und war weiter
okkludiert. Die stärksten Niederschläge konzentrierten sich jedoch auf den
Bereich der Okklusion, entlang der Warm- und Kaltfront waren sie deutlich
schwächer ausgeprägt. Auf der Rückseite der Kaltfront konnten sich in maritimer
Polarluft auch kräftige Regenschauer über Großbritannien und den umliegenden
Seegebieten entwickeln. In den Bergen Südnorwegens ging der Regen auch in
Schneefall über.
Um 01 Uhr MEZ
des 28.01.2018 befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels IMKE über der Nordsee,
wobei ein Luftdruck von ca. 984 hPa im Kern gemessen wurde. Die Okklusionsfront
hatte sich um das Tiefdruckzentrum gewunden und verlief von dort ausgehend im
Uhrzeigersinn nach Schweden und dann weiter südwärts über Norddeutschland
hinweg bis nach Belgien. Dort spaltete sie sich in die nur noch kurze und
schwach ausgeprägte, über den Ärmelkanal reichende Kaltfront und die bis zum
Norden Spaniens reichende Warmfront aus. Die ergiebigsten Niederschläge traten
zu diesem Zeitpunkt im Umfeld des Skagerrak und im Stau des Skandinavischen
Gebirges auf. In der zweiten Nachthälfte schneite es über der Mitte Schwedens
und auch in den südlichen Landesteilen gab es Niederschlag. So trat zeitweise
Schneeregen auf. Über Deutschland regnete es nur im äußersten Norden vom
nördlichen Niedersachsen in Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern
kräftiger.
Weiter
südlich bis zu den Mittelgebirgen gab es meist nur Sprühregen. Die höchste,
24-stündige bis 07 Uhr MEZ im Zusammenhang mit den Niederschlagsgebieten des
Tiefs IMKE aufgetretene Niederschlagssumme wurde in Norddeutschland mit 9,4 mm
in Schleswig gemessen, im dänischen Billund waren es
sogar 14,7 mm. Noch deutlich größere Niederschlagsmengen wurden durch Stau- und
Hebungseffekte in Südnorwegen registriert. Hier waren am Liarvatnet-See
34,9 mm und in Eik 49,3 mm Niederschlag gefallen. Am Morgen und Vormittag des
28.01. sorgte das Sturmtief IMKE auch weiterhin an der Südseite seines über
Südskandinavien hinwegziehenden Kerns für starke Windböen. Schwere Sturmböen
wurden dabei mit 89,0 km/h im dänischen Skagen, mit
90,1 km/h auf der schwedischen Insel Måseskär und mit
100,9 km/h am Lindesnes fyr,
dem ältesten Festlandleuchtturm Norwegens, gemessen. Das Tiefdruckgebiet IMKE
zog in den darauffolgenden Stunden weiter ostwärts in Richtung Ostsee, wobei sich
sein Tiefdruckzentrum teilte und sich nachfolgend ein zusätzlicher Kern vor der
norwegischen Küste ausbildete. Dieser wurde im weiteren Verlauf als Tief IMKE I
bezeichnet, mit einem weiter östlich liegenden Kern IMKE II. Während die
Niederschlagsintensität entlang der Okklusionsfront etwas nachließ, bildeten
sich rückseitig des Tiefdruckkomplexes in der maritimen Polarluft weiterhin
kräftige Regen- und in höheren Lagen auch Schneeschauer aus. Am Abend erreichte
das Zentrum des Tiefs IMKE II bei wieder ansteigendem Luftdruck im Kern das
Baltikum.
Bis 01 Uhr
MEZ des 29.01.2018 war das Zentrum des Tiefs IMKE II bis südlich der estnischen
Hauptstadt Tallinn gezogen, dort wurde ein Luftdruck von knapp 1002 hPa
gemessen. Von diesem Kern aus reichte die nur noch kurze Okklusion bis in den
Norden der Ukraine, zudem hatte sich zwischen beiden Tiefdruckzentren eine
weitere Okklusionsfront ausgebildet und verband diese miteinander. Das Zentrum
des Tiefs IMKE I mit einem Luftdruck von etwa 996 hPa wurde weiterhin vor der
norwegischen Küste lokalisiert. Insgesamt schwächte sich das gesamte
Tiefdrucksystem jedoch wieder ab. Über dem südlichen Baltikum und Weißrussland
traten dabei auch kaum noch stärkere Windböen auf. Mit der weiteren Verlagerung
des Tiefs IMKE II nach Osten in Richtung Russland und damit in kältere
Luftmassen schwächte sich der Kern weiter ab, der Niederschlag an der Okklusion
fiel jedoch nur noch fast ausschließlich in Form von Schnee. Das führte in
diesen Regionen am Morgen des 29.01. zu einigen Zentimetern Neuschnee, wie
beispielsweise in der weißrussischen Stadt Zhlobin,
wo die Schneedecke auf 9 cm anwuchs. Ansonsten waren im Zusammenhang mit dem
Tiefdruckkomplex IMKE wieder hohe Niederschlagsmengen registriert worden,
wenngleich diese nicht an die Summen des Vortages herankamen. So wurden im
ukrainischen Chernihiv 10,0 mm Niederschlag gemessen
und im lettischen Laukuva 15,0 mm. Doch auch die
Regen- und Schneeschauer auf der Rückseite des Tiefs hatte für höhere Summen
gesorgt. Im skandinavischen Bergland und im Süden Norwegens wurden verbreitet
15 bis 20 mm, an einigen Stationen sogar über 20 mm Niederschlag gemessen. Im
Tagesverlauf des 29.01. löste sich das Tiefdruckzentrum IMKE II langsam auf,
sodass nachfolgend das vor der norwegischen Küste nun auf Höhe der Stadt
Trondheim befindliche Zentrum den Namen wieder den alleinigen Namen Tief IMKE
trug. Dieses war jedoch ebenfalls nur noch wenig intensiv ausgebildet und
sorgte nur entlang der norwegischen Küste für einige Regenschauer.
Am Morgen des
30.01. hatte sich das Tief IMKE weiter abgeschwächt und der Kerndruck war auf
etwas unter 1000 hPa angestiegen. Die Okklusionsfront, welche am Vortag noch
beide Tiefdruckkerne miteinander verband, hatte auch deutlich an Stärke
verloren und reichte nur noch vom Kern des Tiefs bis ins skandinavische
Bergland. Auch die 24- stündigen Niederschlagssummen, welche am Morgen des
30.01. gemessen wurden, waren deutlich niedriger als an den Tagen zuvor. Im
norwegischen Hitra wurden nochmals 7,4 mm
Niederschlag gemessen, sonst betrugen die Summen meist zwischen 3 bis 5 mm. In
den folgenden Stunden des 30.01. schwächte sich das Tief IMKE weiter stark ab
und löste sich zunehmend auf. Zu Tagesbeginn des 31.01. wurde es nochmals kurz
auf den Wetterkarten erwähnt, ging dann aber wenige Stunden später in das
nachfolgende Atlantiktief KARI über und konnte somit nicht mehr als
eigenständiges Tiefdruckgebiet von der Berliner Wetterkarte erfasst werden.