Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet IMKO

(getauft am 06.11.2013)

 

Von den Bermudas kommend zog ein unbenanntes Tiefdruckgebiet über den Nordatlantik und wurde am 06.11.2013 auf den Namen IMKO getauft. Am Tauftag hatte die Zyklone IMKO den östlichen Atlantik unmittelbar vor der Südküste Irlands erreicht und wies einen Kerndruck von etwas unter 1000 hPa auf. Das zum Wirbel IMKO gehörende weit ausgedehnte Frontensystem reichte in Form einer Kaltfront vom Kern in Richtung Südwesten bis zum Bermudadreieck. Gleichzeitig führte eine Warmfront in südöstlicher Richtung an Paris vorbei um zwischen Dijon und Genf in die Kaltfront eines anderen Wirbels überzugehen.

Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tief IMKO weiter ostwärts und überquerte mit seinem Kern unter anderem London und brachte dort nur geringe Mengen an Niederschlag. In 24 Stunden bis um 06 Uhr, dies entspricht 07 Uhr MEZ, des Folgetages fielen 3 l/m², im schottischen Glasgow sogar 11 l/m². Europaweit waren die Temperaturen sehr mild, in London betrug die Höchsttemperatur 16°C, in Freiburg lag die Tiefsttemperatur des Tages bei 13,7°C was für die Jahreszeit unüblich ist.

Bis zum 07.11.2013 hatte sich das Tiefdrucksystem IMKO weiter ostwärts verlagert, der Kern hatte die zentrale Nordsee erreicht und wies dabei einen unveränderten Kerndruck auf. Das Frontensystem hatte sich in seiner Struktur kaum verändert, in westlicher Richtung vom Kern ausgehend verlief eine Kaltfront über den Ostatlantik und ging in die Warmfront des über den Azoren liegenden Tiefs JOA über. Die Warmfront beschrieb einen leichten Bogen über Hannover, Salzburg und endete schließlich über Venedig. Zusammen mit dem Wirbel IMKO verlagerte sich auch dessen Niederschlagsgebiet, wobei deutlich ergiebigere Mengen registriert wurden, so fielen in Lüdenscheid in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC 20 l/m², auf dem Kahlen Asten 25 l/m² und in Bad Marienburg wurden sogar 30 l/m² gemessen. Die Temperaturen waren auch weiterhin ungewöhnlich hoch, im Bereich des Oberrheins wurden 19°C als Tageshöchsttemperatur vermerkt. Um vergleichbare Temperaturen in vorangegangenen Jahren zu finden, muss man, abgesehen von Föhnwetterlagen, bis ins Jahr 1968 zurückgehen. Am 08.11.2013 hatte sich der Kern der Zyklone IMKO unter Intensivierung Zentralschweden erreicht und wies einen auf etwas unter 995 hPa gesunkenen Druck auf. Ihr Frontensystem bestand neben einer Warm- und Kaltfront auch aus einer Mischform dieser beiden, der sogenannten Okklusionsfront. Diese bildet sich am Okklusionspunkt durch das Einholen der Warmfront durch die schneller ziehende Kaltfront aus und vereint die Charakteristika der Warm- sowie Kaltfront in sich. Diese Okklusionsfront reichte vom Kern in südöstlicher Richtung bis zum Okklusionspunkt bei Minsk, dabei überquerte sie die Aland-Inseln und Wilna. Von Minsk verlief die Warmfront einem leichten Bogen folgend in südlicher Richtung, vorbei an Kiew und Budapest und endete schließlich mittig zwischen Sofia und Istanbul. Die Kaltfront verlief in westlicher Richtung über Warschau, ging aber über dem deutsch-polnischen Grenzgebiet in die Warmfront des Tiefs JOA über. Die noch am Vortag sehr ergiebigen Niederschläge sanken auf zum Teil kaum noch oder gar nicht mehr messbare Werte, in Tallinn wurde beispielsweise Niederschlag verzeichnet, allerdings kamen 24-stündig nur 0,1 l/m² zusammen. In Minsk, einem der niederschlagsreichsten Bereiche Osteuropas, fielen an diesem Tag nur 2 l/m² in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages.

Am 09.11.2013 wies der auf 1000 hPa abgeschwächte Wirbel IMKO weiterhin eine relativ ausgedehnte Okklusionsfront auf, die von Moskau einem Bogen folgend vorbei an Archangelsk bis nach Murmansk reichte. Der Okklusionspunkt befand sich wenige Hundert Kilometer südlich von Moskau, von dort verlief leicht gekrümmt die Warmfront in südlicher Richtung bis zum Schwarzen Meer nahe der ukrainischen Stadt Melitopol. Die Kaltfront hatte sich leicht abgeschwächt und ging bereits südlich von Minsk in die Warmfront des folgenden Tiefs KAY über. Auch an diesem Tag blieben größere Niederschläge aus, trotz zum Teil ganztägig bedecktem Himmel, wie zum Beispiel in Archangelsk und Moskau. In Riga wurde nahezu den gesamten Tag über Nebel beobachtet. Unter weiterer Abschwächung des Tiefs IMKO ließ die Wetterwirksamkeit des Wirbels weiter nach und bereits am Folgetag konnte der Wirbel IMKO nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.

 


Geschrieben von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte : 07.11.2013

Pate: Melanie Birkmann