Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INBEOM

(getauft am 30.01.2017)

 

Im Laufe des 29.01.2017 bildete sich am Rande eines unbenannten, jedoch umfassenden Wirbels über dem zentralen Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet aus. Durch die Zirkulation des steuernden Wirbels angetrieben verlagerte sich die neu entstandene Zyklone bis zum 30.01. nach Osten bis etwa 800 km südwestlich von Irland. Der Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt rund 995 hPa und vom Zentrum des Tiefs verliefen einerseits eine Warmfront nach Nordosten sowie andererseits eine langgestreckte Kaltfront nach Südwesten. Aufgrund des vorhergesagten Einflusses dieses Tiefdruckgebietes auf das mitteleuropäische Wettergeschehen wurde es noch am selben Tag auf den Namen INBEOM getauft.

Das Tief INBEOM entwickelte sich in der Folge rasch weiter und verstärkte sich soweit, dass es den zuvor dominierenden Wirbel in seine Zirkulation aufnahm und um 01 Uhr MEZ selbst das steuernde System über dem nordöstlichen Atlantik darstellte. Mit einem deutlich vertieften Druck von ca. 965 hPa befand sich das Tiefdruckzentrum etwa 200 km südlich von Reykjavik. Das Frontensystem begann bereits zu okkludieren, d.h. es bildete sich eine sogenannte Okklusion aus dem Zusammenschluss aus Warm- und Kaltfront auf. Dabei holt die schneller ziehende Kaltfront die vorlaufende Warmfront am Okklusionspunkt ein, wodurch die warme Luft angehoben wird und die entstehende Mischfront Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Die Okklusion führte vom Zentrum bogenförmig nach Südosten, wo sie sich über der Nordküste Nordirlands in eine nach Südosten über Wales und Nordfrankreich verlaufende Warmfront sowie in eine nach Südwesten bis südlich der Azoren reichende Kaltfront aufspaltete. Im Bereich des Tiefdruckkerns konnten dabei hohe Niederschlagsmengen in Island von 19 l/m² in Dalatangi und 34 l/m² in Akurnes jeweils innerhalb von 15 Stunden bis 10 Uhr MEZ registriert werden. Auch entlang der Warmfront bzw. dem südlichen Teil der Okklusion wurde Regen über Irland und Großbritannien beobachtet, der bei Temperaturen von verbreitet knapp über 10°C für zweistellige 12-stündige Summen von 13 l/m² im irischen Mullingar, 17 l/m² in Shap und 24 l/m² an der Station Glasgow-Bishopton sorgte.

Der zyklischen, d.h. gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Strömung in der Höhe folgend zog das Tief INBEOM bis zum 01.02. nach Nordwesten bis über die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland. Der Kerndruck betrug um 01 Uhr MEZ etwa 965 hPa. Das zugehörige Frontensystem verlagerte sich bis zum selben Zeitpunkt nur wenig weiter nach Osten. Vom Tiefdruckzentrum verlief dabei eine Okklusion zunächst nach Nordosten nördlich an Island vorbei bis zum zentralen Nordmeer, wo sie in einem Bogen nach Süden reichte und sich am Okklusionspunkt über der Nordsee auf Breite von Edinburgh in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront führte anschließend über Ostengland bis zur nördlichen Schweiz und die Kaltfront über die Bretagne und Portugal bis zu den Kanaren. Während in Island in der Nähe des Tiefkerns maximal 8 l/m² in 9 Stunden bis 19 Uhr MEZ am Flughafen von Keflavik zusammenkamen, fielen in Großbritannien bereits bis 07 Uhr MEZ 12-stündig 15 l/m² am Shoreham Airport, 16 l/m² in Fylingdales, 18 l/m² in Bridlington und 19 l/m² in Shawbury. Auch in Spanien und Portugal konnten im selben Zeitraum noch 12 l/m² an der Station Vigo/Peinador sowie 9 l/m² in Beja registriert werden. In Frankreich, welches im Tagesverlauf von Warm- und zum Teil auch von der Kaltfront überquert wurde, lagen die Niederschlagsmengen auf einem ähnlichen Niveau mit 7 l/m² in Brest oder 9 l/m² in Bale-Mulhouse.

Im Folgenden übernahm das heranziehende und kräftig ausgeprägte Tief JÜRGEN die Steuerung über den nordöstlichen Atlantik. Am Rande des Systems INBEOM-JÜRGEN entwickelte sich entlang der Okklusion bei der Überquerung Jan Mayens ein weiteres Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von rund 995 hPa, welches den Namen INBEOM II erhielt. Von diesem reichte eine Okklusion über die Dänemarkstraße bis zum ursprünglichen Kern des Tiefs INBEOM I mit ca. 980 hPa nahe der Südspitze Grönlands. Des Weiteren verlief eine Warmfront über Norwegen, Schweden, Helsinki und Estland bis zum Westen Russlands. Über dem Norden Skandinaviens spaltete sich eine Kaltfront ab, die sich bis zum Südwesten Norwegens erstreckte, dort den Charakter einer Warmfront annahm und mit südöstlichem Verlauf über den bayrischen Alpen endete. Ein Großteil des Frontensystems hatte sich bereits deutlich abgeschwächt und wies in der Höhe meist Okklusionscharakter auf. Während in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages in Deutschland lediglich Niederschlagssummen von verbreitet unter 1 l/m² gemessen wurden, meldeten die Stationen in Norwegen mitunter zweistellige Mengen von beispielsweise 12,5 l/m² in Furuneset, 13,3 l/m² in Bergen oder 16,5 l/m² in Straumsnes.

Am 03.02. um 01 Uhr MEZ befand sich das Tief INBEOM I mit einem Druck von 980 hPa über dem zentralen Nordatlantik südlich von Grönland auf Breite von Kopenhagen. Eine Okklusion führte bogenförmig westlich um das Zentrum herum und endete südlich vom grönländischen Angmagssalik über der Dänemarkstraße. Das Tief INBEOM II lag derweil über dem Seegebiet zwischen Jan Mayen und Spitzbergen. Der Kerndruck betrug dabei 995 hPa. Vom Kern des Tiefs gingen mehrere Okklusionen aus, die jeweils in südliche, nordöstliche und östliche Richtung verliefen, wo diese sich teils mit anderen, unbenannten Tiefs verknüpften. Auf Jan Mayen fielen unter den weiter abgeschwächten Einflüssen der Fronten bzw. des Tiefdruckzentrums in 12 Stunden lediglich 2 l/m².

Das Tief INBEOM I wurde anschließend in die Zirkulation des Wirbels JÜRGEN aufgenommen und konnte somit nicht weiter verzeichnet werden. Der zweite Kern, nun mit dem Namen INBEOM, verlagerte sich bis zum Folgetag nur wenig weiter nach Nordosten bis über Spitzbergen. Der Kerndruck schwächte sich weiter ab und betrug um 01 Uhr MEZ etwa   1005 hPa. Vom Zentrum des Tiefs INBEOM erstreckten sich eine Kaltfront nach Nordosten und eine kurze Warmfront nach Südosten, die nördlich von Norwegen in die Kaltfront einer unbenannten Zyklone überging. Innerhalb von 24 Stunden bis 19 Uhr MEZ fielen an den Stationen Hornsund 1,1 l/m² und Ny Alesund 1,3 l/m² Niederschlag.

Zwischen dem Hoch ERIKA über der Karasee, dem Wirbel JÜRGEN nahe Island sowie einem weiteren, unbenannten Hochdruckgebiet über dem Osten Grönlands nahmen die Luftdruckgegensätze über der Grönlandsee und somit auch Spitzbergen zusehends ab, wodurch sich das Tiefdruckgebiet INBEOM bis zum 05.02. vollständig auflöste und somit an diesem Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 20.03.2017 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 01.02.2017

Pate: Inbeom Kim