Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INDIRA

(getauft am 27.12.2014)

 

Wenig westlich der norwegischen Küste bildete sich am späten Abend des 27.12.2014 ein kleines Tiefdruckgebiet, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen INDIRA getauft wurde.

Das Tief besaß am 28.12. um 01 Uhr MEZ einen Kerndruck von etwas unter 1020 hPa, was für ein Tiefdruckgebiet sehr hoch ist. Es befand sich an der Ostseite des großräumigen, über dem Nordatlantik liegenden Hochdruckgebiets VINCENT unterhalb eines sogenannten Kurzwellentroges in der Höhe, also eine kleine Ausbeulung am Rand eines mächtigen über Skandinavien bis nach Mitteleuropa reichenden Kaltluftvorstoßes, in einer Höhe von 5,5 km. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Tief keine Fronten. Es lag nur eine sogenannte Konvergenz vor, d.h. dass die Luft im Tief zusammenströmt und aufsteigt, weshalb der Bodendruck niedriger ist, als der im umgebenen Gebiet. Diese Konvergenzlinie, an welcher das Zusammenströmen der Luft besonders intensiv stattfindet, reichte vom Kern bis nach Nordschottland. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Tief südwärts, sodass es um 13 Uhr MEZ schon an der Südspitze Norwegens nahe dem Kap Lindesnes analysiert wurde. Trotz seines hohen Kerndrucks war das Tief INDIRA vor allem in Norwegen sehr wetterwirksam. Von 07 bis 19 Uhr MEZ fielen in Nedre Vats 10 mm Niederschlag, in Fossmark im gleichen Zeitraum noch 7 mm. Während an der Westküste die Temperaturen durch das warme Meerwasser tagsüber meist positiv waren, gingen sie schon wenige Kilometer im Landesinneren auf sehr frostige Werte zurück. Dadurch fielen die Niederschläge auch an der Küste meist als Schnee, da in der für Meteorologen wichtigen Höhendruckfläche von 850 hPa, was etwa 1,5 km Höhe entspricht, zu diesem Zeitpunkt zwischen -8°C und -10°C herrschten. Durch die vorhandene nördliche Strömung, die vor allem in höheren Luftschichten ausgeprägt war, kam der Wirbel INDIRA am Abend nun in das Lee des Skandinavischen Gebirges, wodurch es sich zusätzlich verstärkte.

In der Nacht zum 29.12. befand sich das Tief INDIRA um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von etwa 1022 hPa über der westlichen Ostsee. Es besaß eine vom Kern bis an die Ostküste der Britischen Inseln reichende Okklusion, eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront. Bei dessen Durchzug setze als Folge in weiten Teilen Norddeutschlands Niederschlag ein. Dieser fiel nach Westen hin teilsweise als Regen, da mildere Luft von Nord- bzw. Ostsee ins Landesinnere transportiert wurde. Größtenteils kam es in der Nordosthälfte Deutschlands jedoch zu lang anhaltendem, teils ergiebigem Schneefall. Insbesondere im Berliner Raum kam es infolge teils starker Schneefälle zu größeren Neuschneesummen, da das Tiefzentrum genau über die Region hinweg zog und somit starke Hebung hervorrief. Am Morgen um 07 Uhr MEZ lag in Potsdam eine Schneehöhe von 14 cm, in Wittstock an der Dosse sogar 15 cm. Damit gab es zu diesem Termin dort mehr Schnee als auf dem 1142 m hohen Brocken, wo nur 13 cm gemessen wurden. Durch die niedrigen Temperaturen zur Zeit des Schneefalls war der Schnee sehr trocken. Die Niederschlagssummen sind somit im Vergleich zur Schneehöhe relativ gering, selbst in Potsdam registrierte man bis zum gleichen Zeitpunkt wie zuvor in 12 Stunden nur 7 mm Niederschlag, was bei einer Neuschneemenge von 12 cm sehr wenig ist. In Schönefeld fielen bei 3 mm Niederschlag sogar 10 cm Neuschnee. Hinter dem Schneefallgebiet lockerte es gebietsweise auf, sodass die Temperatur des Bodens in der folgenden Nacht in Berlin-Dahlem auf -12°C zurückging, im vorpommerischen Trollenhagen sogar auf -15°C. Das Tief zog mit seinem Frontensystem weiter nach Süden, sodass auch in weiten Teilen Mittel- und Süddeutschlands Schneefall einsetzte. Im Ruhrgebiet fiel bei knapp positiven Temperaturen zum Teil auch Regen. Im sächsischen Plauen wurden 6 mm, im württembergischen Messstetten 7 mm und im tirolischen Kufstein sogar 10 mm Niederschlag in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ gemeldet. Insbesondere in Alpennähe verstärkten sich die Niederschläge durch Staueffekte zusätzlich. Die Ursache liegt an den Alpen, an denen die Luft gehoben werden muss, um die Höhe zu überqueren, was zu zusätzlicher Kondensation und somit zusätzlichem Niederschlag führt. Dadurch lag in Südbayern nun eine geschlossene Schneedecke von 10 bis 40 cm. Auch die Tageshöchstwerte blieben vielerorts insbesondere in Süddeutschland mit teils unter -5°C sehr kalt. In Stötten wurden maximal -6°C gemessen, in Fürstenzell und Klippeneck sogar nur -7°C. Auch in Ostdeutschland wurden bei -1 bis -3°C vielerorts Eistage registriert, für die die maximale Temperatur unter 0°C liegen muss. In Alpennähe schneite es bis in die Nacht, sodass am Morgen des 30.12. 24-stündige Niederschlagssummen von 8 mm in Innsbruck bis 17 mm auf der Zugspitze auftraten.

Aufgrund des relativ hohen Kerndrucks des Wirbels INDIRA waren die umgebenden Druckunterschiede nicht sehr groß. Diese wurden bis zum Folgetag auch durch die Ausbreitung des Einflusses des Hochs VINCENT mit Zentrum über der nördlichen Biskaya so gering, dass sich das Tief INDIRA auflöste und somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 23.01.2015 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 29.12.2014

Pate: Indira Seremet