Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INES

(getauft am 12.06.2016)

 

Am 12.06. wurde in der Analyse der Berliner Wetterkarte ein Tiefdruckgebiet, das sich über dem Atlantik westlich der irischen Küste befand, auf den Namen INES getauft. Das Tief INES wies bereits an diesem Tag zwei Tiefdruckzentren auf, so dass sich das Tief INES I mit einem Kerndruck von 985 hPa über dem Atlantik befand und der Wirbel INES II mit 1005 hPa Kerndruck über der irischen Westküste. Ausgehend von Tief INES I erstreckte sich eine Okklusion Richtung Osten bis zum Zentrum von Tief INES II und von dort ging westlich der Iberischen Halbinsel in eine Kaltfront über. Eine Okklusion ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen lässt. Der Punkt, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man Okklusionspunkt. Das Tief INES II besaß eine Warmfront ausgehend vom Zentrum, welche nach Süden bis kurz vor Madrid verlief. Im Laufe des Tages und in Folge der durchziehenden Okklusion fielen im irischen Cork ab 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, 6,2 mm Regen innerhalb von 12 Stunden. In Johnstown in Irland wurden am gesamten Tag 7,2 mm Regen registriert, wobei in den ersten 6 Stunden des Tages schon 5 mm Regen verzeichnet wurden. Die Warmfront brachte innerhalb der 24 Stunden in Frankreich Niederschlagsmengen von 2,2 mm in Bordeaux, 3,2 mm in Rennes und 1,4 mm in Nantes.

Bis zum 13.06. verlagerte sich der Wirbel INES I etwas nach Westen und reduzierte den Kerndruck auf 995 hPa. Das Zentrum von Tief INES II lag über Cambridge mit weiterhin 1005 hPa als Kerndruck. Die Okklusion von Tief INES I verlief nach Osten und ging in die Okklusion der Zyklone INES II über, welche über Brüssel den Charakter einer Kaltfront annahm und über Bordeaux in die Warmfront eines westlich von Irland liegenden Tiefs überging. Durch die Okklusion des Wirbels INES II fielen innerhalb von 6 Stunden in Edinburgh 0,4 mm und in London 3 mm Regen. In den Niederlanden wurden in Amsterdam 24-stündig 3,1 mm und in Lelystad in der Nähe von Amsterdam aufgrund eines Gewitters von 14 bis 16 Uhr UTC 15 mm Regen innerhalb von 6 Stunden registriert. Brüssel verzeichnete 12 mm innerhalb von 12 Stunden und Beitem extreme 248 mm innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages.

Am Folgetag hatten sich weitere Tiefzentren gebildet. Das Zentrum von Tief INES I lag mit einem Kerndruck von 1005 hPa und einer kurzen Okklusion Richtung Westen über dem Atlantik vor der Westküste Irlands. Der Kern des Wirbels INES II befand sich etwas nordöstlicher über dem Atlantik mit einem Kerndruck von 1000 hPa. Das Tief INES III lag mit ebenfalls 1000 hPa über der irischen See. Die Kerne waren durch eine Okklusion mit einander verbunden, welche westlich vom Kern nach Osten über Dublin bis nach Hamburg reichte und eine weitere in die Okklusion des Tiefs JOHANNA überging, welches über den Karpaten lag. Das Tief INES III entwickelte eine kurze Okklusion nach Südosten, welche über Paris ihren Charakter in den einer Kaltfront wechselte, die sich bogenförmig über Marseille, Mallorca und Andalusien bis vor die portugiesische Küste erstreckte, wo sie in eine Warmfront über dem Nordatlantik überging. Die Okklusion des Wirbels INES II brachte in Paris eine Niederschlagssumme von 2,2 mm innerhalb von 24 Stunden. Die Kaltfront erzeugte keine signifikanten Niederschlagsmengen, so wurden auf Mallorca oder in Sevilla für 24 Stunden 0,0 mm gemessen. In Deutschland jedoch erzeugten mehrere Gewitter hohe Niederschlagsmengen. In Hamburg wurden beispielsweise 4,1 mm in 3 Stunden bis 18 Uhr UTC, in Bremerhaven 20 mm in 24 Stunden und in Berlin-Dahlem 6 mm in 6 Stunden bis 12 Uhr UTC gemessen. In Rostock-Warnemünde fielen bis 18 Uhr UTC in 3 Stunden 10,2 mm, in Köln-Bonn bis 21 Uhr UTC 11 mm und in Frankfurt am Main 26 mm in 12 Stunden bis zum Haupttermin um 18 Uhr UTC.

Bis zum 15.06. schwächten sich die schwächeren Druckzentren ab bzw. vereinigten sich durch die Höhenströmungen. So dass um 00 Uhr UTC nur noch ein Tiefzentrum INES mit einem Kerndruck von 995 hPa etwa über Liverpool lag. Eine kurze Okklusion erstreckte sich vom Ärmelkanal nach Südwesten und westlich bis über den Nordatlantik. Eine zweite Okklusion hatte ihren Ursprung über Dublin, verlief über Edinburgh und Kiel bis Berlin, wo die Okklusion des Tiefdruckgebietes JOHANNA in Richtung Osten ausging. Über den Alpen wurde die Okklusion des Tiefs INES zu der Kaltfront des Tiefs KARIN, welches ihr Zentrum über Barcelona hatte. Die Okklusion der Zyklone INES erzeugte in Skrydstrup in Dänemark einen sehr gewittrigen Tag, mit mehreren Gewittern zwischen 12 und 21 Uhr UTC, was zu einer Niederschlagssumme von 15,4 mm innerhalb von 15 Stunden führte. Auch in Deutschland entstanden aufgrund der Tiefdruckzentren starke Gewitter. In Schleswig und in Berlin-Schönefeld fielen je 16 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC, in Greifswald 13 mm in 3 Stunden bis 15 Uhr UTC.

Am nächsten Tag befand sich das Zentrum von Tief INES mit einem Kerndruck von 1000 hPa in der Nähe von London. Die Okklusion erstreckte sich von Bristol nach Nordosten und verlief über Kopenhagen und Warschau bis an die nördlichen Gebirgsgrenzen der Karpaten. Dabei verzeichnete Kopenhagen innerhalb von 6 Stunden 6,2 mm Regen. In Polen fielen in Konitz 7,2 mm in 6 Stunden, in Ustka aufgrund eines Gewitters 7 mm in 6 Stunden und auch in Oksywie erzeugte ein Gewitter eine Niederschlagsmenge von 7 mm in 12 Stunden und Windgeschwindigkeiten bis 39,6 km/h, was Böen der Stärke 6 auf der Beaufortskala entspricht.

Am 17.06. hatte sich der Kerndruck des Tiefs INES auf 1005 hPa abgeschwächt und befand sich über dem Ärmelkanal. In London wurden aufgrund des Tiefdruckzentrums 10 mm und in Amsterdam 5 mm in 24 Stunden gemessen. Brüssel verzeichnete von 15 bis 18 Uhr UTC Gewitter, was eine Niederschlagsmenge von 4,7 mm innerhalb von 6 Stunden zur Folge hatte. In Deelen in den Niederlanden fielen durch Gewitter bis 23 Uhr UTC innerhalb von 6 Stunden 12 mm Regen. Das Tiefdruckgebiet INES hatte jedoch kein ausgeprägtes Frontensystem mehr und schwächte sich im Laufe des Tages immer mehr ab, sodass es am 18.06. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 29.06.2016 von Lisa Degenhardt

Berliner Wetterkarte: 15.06.2016

Pate: Ines Manz