Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INES

(getauft am 27.01.2012)

 

Ende Januar entstand in Bodennähe eine großräumige Tiefdruckzone, die sich von der Mitte Spaniens bis über große Teile Nordafrikas erstreckte. Da abzusehen war, dass sich ein Tief mit dem Kern direkt über Mittelspanien von dieser großen Tiefdruckzone abspalten und für das Wettergeschehen in Europa von Bedeutung sein würde, wurde dieses am 27.01. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen INES getauft.

Am folgenden Morgen, dem 28.01., lag das Tief INES bereits mit seinem Zentrum über der Nordküste der Insel Mallorca. Der Druck des Kerns betrug zu diesem Zeitpunkt ungefähr 1024 hPa. Vom Zentrum aus führte eine Warmfront geradlinig Richtung Nordost bis etwa zur französischen Stadt Marseille. An diesem Punkt ging die Warmfront in die Okklusionsfront des ehemaligen Sturmtiefs HELGA über. Eine Okklusionsfront ist eine Mischfront, welche sich herausbildet, wenn die Kaltfront eines Tiefs die Warmfront einholt. Dieser Prozess der Okklusion zeigt ebenfalls an, wie weit ein Tief entwickelt ist. Die Kaltfront von Tief INES verlief vom Kern aus in einer geraden Linie über Valencia hinweg bis nach Südspanien. In Kaltfrontnähe kam es zu einigen Niederschlägen in Südspanien. So regnete es in Malaga innerhalb von 12 Stunden bis 13 Uhr mittags etwa 10 l/m². In Barcelona wechselten sich immer wieder Regen und Sprühregen ab, sodass auch hier zwischen 7 Uhr morgens und 19 Uhr abends immerhin 4 l/m² Niederschlag registriert werden konnten.

Am 29.01. war das Tiefdruckgebiet INES rund 500 km weiter in Richtung Nordost gezogen und lag mit seinem Kern nun über dem Mittelmeer kurz vor der Westküste der französischen Insel Korsika, wobei der Kerndruck des Tiefs wiederum auf etwa 1018 hPa zurückgegangen war. 
Der Wirbel INES hatte mittlerweile die Okklusion des Tiefdruckgebietes HELGA in seine Zirkulation aufgenommen. Diese Okklusionsfront verlief rücklaufend vom Kern nordwärts über die Alpen bis zur deutsch-niederländischen Nordseeküste. Weiterhin besaß Tief INES eine Kaltfront, die sich in einem südwestlichen Bogen über das Mittelmeer, entlang der afrikanischen Küste bis hin zur Meerenge von Gibraltar erstreckte. Ganz im Süden Spaniens, vor allem aber auf den Balearen, wurde Niederschlag registriert. Auf Mallorca fielen beispielsweise von 1 Uhr nachts bis 19 Uhr abends 10 l/m² Regen. Aber auch in Ajaccio an der Westküste Korsikas, also in unmittelbarer Nähe zum Zentrum der Zyklone, wurden bis 7 Uhr des Folgetages innerhalb von 24 Stunden insgesamt 17 l/m² Regen registriert. 
Bis zum 30.01. verlagerte sich das Tief INES in Richtung Südosten und befand sich nun mit seinem Zentrum über dem Mittelmeer, nordöstlich der tunesischen Hauptstadt Tunis. Der Kerndruck des Tiefs war weiter bis auf etwa 1013 hPa gesunken. Die rücklaufende Okklusion verlief bogenartig über die italienische Insel Sardinien und die italienische Stadt Nizza bis zu den Alpen. Die Kaltfront des Wirbels erstreckte sich in einem südwestlichen Bogen entlang der tunesischen Ostküste bis nach Algerien und hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Die Wetterstation in Tunis meldete zu fast jeder Stunde des Tages Regen, wodurch es zu einer beachtlichen Tagesniederschlagssumme von 21 l/m² kam.
Auch am folgenden Tag, dem 31.01. verlagerte sich der Wirbel INES weiter südostwärts und lag mit seinem Zentrum nördlich der libyschen Hauptstadt Tripolis. Sein Kerndruck war noch einmal bis auf knapp unter 1010 hPa gefallen. An diesem Tag bestand das Frontensystem von Tief INES aus einer Okklusionsfront und einer Kaltfront. Die Okklusion verlief in einem Bogen vom Kern des Tiefs aus an der Ostküste Tunesiens entlang, dann weiter über die Südküste der italienischen Insel Sizilien bis zum sogenannten Okklusionspunkt über dem Golf von Sirte etwa 100 km nordwestlich der libyschen Stadt Bengasi. Der Okklusionspunkt beschreibt die Stelle, an der sich die Okklusionsfront wieder in Warm- und Kaltfront aufteilt. Von diesem Punkt aus verlief eine Warmfront in östlicher Richtung einige Hundert Kilometer über Libyen hinweg. Die Kaltfront des Druckgebildes verlief in Richtung Süden, über das Landesinnere von Libyen und aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte hinaus. In vielen Gebieten Libyens registrierten die Wetterstationen beim Durchzug der Kaltfront Niederschläge. In der Küstenstadt Misurata fielen zwischen 7 und 12 Uhr insgesamt 3 l/m² Regen, zum Teil als Schauer. Des Weiteren wurde auch an der Flughafen-Station der libyschen Hauptstadt Tripolis immerhin 2 l/m² Regen im Zeitraum von 7 bis 19 Uhr registriert.
Bis zum nächsten Tag, dem 01.02., hatte sich das Tiefdruckgebiet INES aufgelöst und konnte somit nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 23.02.2012 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 30.01.2012

Pate: Ines Nachtigall