Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  INGEBORG

(getauft am 14.05.2004)

 

 

Bereits am 08. Mai 2004 entwickelte sich vor der Nordküste Labradors ein Tiefdrucksystem, das sich rasch auf einen Kerndruck von unter 985 hPa vertiefte und an der kanadischen Nordostküste teilweise mäßigen Schneefall brachte.

Der Zugbahn einer typischen  Nordatlantik-Zyklone folgend bewegte es sich weiter ostwärts, lag am 11. Mai 2004 mit dem Zentrum vor der südgrönländischen Küste und zog bis zum 13. Mai 2004 weiter bis über Island. Dabei füllte es sich bereits wieder auf. Die Wetterstationen auf Island meldeten einen Bodenluftdruck von knapp unter 1000 hPa, als sie vom Tiefzentrum überquert wurden.

Im Satellitenbild in der Berliner Wetterkarte vom 13.05.2004 kann der Frontenverlauf dieses späteren Tiefs INGEBORG wunderbar anhand der kommaförmig geschwungenen Wolkenformation, die von Island über Schottland bis auf den Nordatlantik hinaus reicht, leicht nachvollzogen werden. Unterdessen hatte sich aus diesem Frontensystem ein kleines Teiltief gelöst und bis vor die norwegische Küste verlagert.

Am 14.Mai 2004 erhielt dieses Doppel-Tief-System den Namen INGEBORG.

Das eine Zentrum befand sich an diesem Tag über Nordnorwegen, das zweite östlich von Island auf dem Polarkreis.

Da INGEBORG feuchte Meeresluft mitführte, deren hoher Wasserdampfgehalt in der kalten Luft über dem Nordmeer, Island und Norwegen nicht mehr vollständig aufgenommen werden konnte, fiel in ihrem Einzugsgebiet verbreitet Regen oder Sprühregen.

Bis zum 15. Mai 2004 waren INGEBORGs Zentren weiter südostwärts bis über Zentralfinnland bzw. den  finnischen Meerbusen gezogen. Die zugehörigen beiden Warmfronten verliefen fast parallel: Die erste in einem Bogen von Helsinki über Tallinn und Riga hinweg und entlang der polnischen Ostseeküste bis nach Berlin, die zweite von Südschweden über Kopenhagen bis nach Amsterdam. So bildete sich eine Art Frontenschlauch um die Ostsee, in dessen Innerem verbreitet starke Bewölkung vorzufinden war, wie man im Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 15.05.2004 erkennen kann: Weite Teile der Ostsee liegen unter einer dichten Wolkendecke; eindrucksvoll sieht auch das schmale Wolkenband aus, das sich entlang der Kaltfront INGEBORGs von Dänemark Richtung Island zog.

Diese inzwischen größtenteils okkludierte und abgehobene Kaltfront überquerte im Verlauf des Folgetages die Ostsee und die Baltik-Staaten  und war dabei von zonaler auf fast meridionale Richtung geschwenkt. Sie reichte vom ersten Tiefzentrum über der Barentssee und dem zweiten Zentrum über dem Weißen Meer bis nach Weißrussland. Dort hatte sich ein weiteres Tiefzentrum gebildet. Entlang seiner Fronten über dem östlichen Alpenraum fiel zum Teil kräftiger Niederschlag. Auch Warschau meldete Schauer. Dahinter konnte frische Meeresluft subpolaren Ursprungs nach Mitteleuropa fließen.

Tief INGEBORG verlagerte sich unterdessen nur wenig. Am 17. und 18. Mai lag ihr Zentrum über der Halbinsel Kola, die zugehörige Front reichte über Russland und die Ukraine hinweg bis nach Griechenland. Die Teiltiefs hatten sich weitgehend aufgefüllt und am 19. Mai 2004 hatte man INGEBORG schon nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde in der Berliner Wetterkarte dargestellt, lediglich die Reste ihres Frontensystems waren über Russland, das  östliche Schwarze Meer und Kleinasien verlaufend noch verzeichnet.

 

 



Geschrieben am 09.06.2004 von Stefanie Rentz

Wetterkarte: 15.05.2004

Pate: Gerold Kornher