Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet INGELORE
(getauft am 19.06.2012)
Entlang eines Troges im 500 hPa-Niveau, was einer
Höhe von etwa 5500 m entspricht, bildete sich im Bodenniveau ein zugehöriges
Tiefdruckgebiet, welches am 19.06.2012 in der Prognose für den Folgetag auf den
Namen INGELORE getauft wurde.
Um 02 Uhr MESZ des 20.06.2012 wurde der Kern der
Zyklone INGELORE mit einem Kerndruck von
nur wenig unter 1015 hPa über dem Saarland verzeichnet. Vom Kern aus verlief eine
Warmfront nach Osten, nördlich von Prag entlang bis in die Nähe Krakaus, wo sie in die Kaltfront des Tiefs HEIDI überging. Die
Kaltfront verlief vom Kern aus westwärts und ging über Frankreich bei
Clermont-Ferrand in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über. Somit teilte
das Frontenband Deutschland in einen warmen Süden, in Nürnberg wurden z.B. 31°C
als Tageshöchsttemperatur gemessen, und einen deutlich kühleren Norden, wo das
Quecksilber, wie beispielsweise in Hamburg,
nur die 20°C-Marke erreichte. Dieser ausgeprägte Temperaturgradient sollte im Folgenden
für zum Teil sehr kräftige Gewitter sorgen.
Am 21.06.2012 befand sich der Wirbel INGELORE mit
seinem Kern nur wenig westlich von Warschau. Westlich des Kerns erstreckte sich
ein Okklusion, eine Mischform der Warm- und Kaltfront die Eigenschaften beider
in sich vereint, in westlicher bis südwestlicher Richtung. Sie führte südlich
an Berlin vorbei über die deutschen Mittelgebirge bis etwa nach Dijon. Vom Kern
ausgehend zog sich eine Warmfront in östliche Richtung und ging zwischen Kiew
und dem Schwarzen Meer in die Kaltfront des
Tiefs HEIDI über. Die Kaltfront des Tiefs INGELORE verlief vom Kern in Richtung
der Stadt Budapest, ging allerdings bei Brünn in Tschechien in die Warmfront
eines nachfolgenden Tiefs über. Den ganzen Tag über kam es entlang des
Frontensystems wiederholt zu Gewittern. Vor
allem in den Bereichen der Mittelgebirge gab es zum Teil sehr ergiebige
Niederschläge. So fielen in 24 Stunden in Coburg 50,9 l/m² und im nordöstlichen
Polen bei Mlawa 41,9 l/m². Die starken Temperaturgegensätze blieben aber auch weiterhin bestehen. Im rumänischen
Iasi wurden 36,9°C gemessen, wohingegen in
Posen nur 16,6°C als Tageshöchsttemperatur erfasst wurden.
Im Laufe des Tages verstärkte sich das Tief, wies am
22.06.2012 einen Kerndruck von etwas unter 1010 hPa auf und befand sich östlich
von Warschau. Vom Kern ausgehend verlief die Okklusion in einem leichten Bogen
zunächst in Richtung Danzig um dann in westlicher Richtung bis an die Oder bei
Schwedt zu reichen. Die Warmfront reichte vom Kern in südöstlicher Richtung bis
kurz vor Cherson in der Ukraine. Das
Tief INGELORE verlagerte sich in östlicher Richtung weiter und erreichte am
23.06.2012 die litauische Hauptstadt, wobei sich der Kerndruck wieder auf unter
1015 hPa abschwächte. Die Okklusion beschrieb einen engen Bogen um Minsk und
spaltete sich nordöstlich davon in eine Warmfront, die sich in südlicher
Richtung bis Dnipropetrwsk zog, und eine Kaltfront, welche leicht geschwungen
bis Belgrad reichte und von dort in nahezu gerader Linie in westliche Richtung
führte, die Adria überquerte und bei Mailand endete. Weiterhin gab es ergiebige
Niederschläge im Einflussbereich der
Zyklone INGELORE, so fielen z.B. in Tallinn in 24 Stunden 37 l/m. Am 24.06.2012 befand sich der Wirbel INGELORE
über St. Petersburg nun wieder mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa. Westlich
des Kerns reichte eine Okklusion über die Ostsee und verband sich knapp
nördlich von Aland mit der Okklusionsfront des Tiefs JEANNETTE. Vom Kern des
Wirbels INGELORE zog sich eine weitere Okklusion bogenförmig nach Süden, wobei
sie sich etwa bei Lipezk in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront
reichte in südlicher Richtung bis Atyrau am Schwarzen Meer. Die Kaltfront
beschrieb, wie am Tag zuvor, einen Bogen, der über das Schwarze Meer und über
Bukarest in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs überging. Die Niederschläge
fielen mittlerweile jedoch deutlich geringer aus. Trotz zum Teil ganztägig
bedecktem Himmel gab es kaum noch Niederschlagsereignisse, in Moskau fielen beispielsweise
0,4 l/m² in 24
Stunden. Während des Tages verlagerte sich das Tiefdruckgebiet
INGELORE mit seinem Kern nordostwärts und
befand sich am 25.06.2012 in der spärlich besiedelten Region zwischen
Petrozavodsk und Mirny. Der Kerndruck blieb dabei nahezu unverändert. Den Kern
in einem Bogen umschließend verlief das Frontensystem des Tiefs INGELORE
zunächst als Okklusion in südöstlicher Richtung. Einige hundert Kilometer
nordöstlich von Wolgograd änderte sie ihre Verlaufsrichtung und verlief in südwestlicher
Richtung weiter. Dabei änderte sich ihr Charakter auch in den einer Kaltfront und
reichte schließlich bis mittig zwischen Belgrad und Sofia. Im Bereich der
Okklusionsfront wurde vermehrt stärkere Bewölkung beobachtet, es blieb aber
dennoch durchweg trocken. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tief INGELORE
weiter in nördlicher Richtung und konnte nur noch am äußersten Kartenrand der
Berliner Wetterkarte analysiert werden ehe es den Vorhersageraum gänzlich verließ.
Geschrieben 15.07.2012 von Patrick Ilmer
Berliner
Wetterkarte : 21.06.2012
Pate:
Ingelore Strube