Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet INGO
(getauft am 05.04.2011)
Auf der Analysekarte des 05.04.2011
wurde eine Welle in der Strömung über dem mittleren Nordatlantik deutlich. Aus
diesen Störungen entwickeln sich oft neue Tiefdruckgebiete. Eine solche Entwicklung
wurde auch in diesem Fall prognostiziert und das bereits in der Prognosekarte
für den nächsten Tag analysierbare neue Tief wurde auf den Namen INGO getauft. Wie
prognostiziert entwickelte sich im Laufe des Tages das Tiefdruckstem INGO etwa
1000 km westlich von Irland über dem Atlantik. Am Morgen des 06.04. befand sich
der Kern des Wirbels INGO mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa ca. 500 km
westlich von Irland. Richtung Südwesten erstreckte sich eine wenige hundert
Kilometer lange Kaltfront, die in die Warmfront eine nachfolgenden, unbenannten
Tiefs überging. Richtung Nordosten verlief die Warmfront zunächst über dem
Atlantik, auf der Breite von Edinburgh quer über Schottland und die Nordsee,
bevor sie über Jütland in die Kaltfront des vorangehenden Tiefs HUGO überging. Das
Frontensystem bildete dabei über den Britischen Inseln die Grenze zwischen warmer
maritimer Subtropikluft im Süden und kühlerer maritimer Subpolarluft im Norden.
So wurde an der Wetterstation in London-Heathrow eine Maximumtemperatur von
23°C gemessen, während in Glasgow nur 15°C erreicht wurden.
Angetrieben von einer starken
westlichen Höhenströmung im 500-hPa-Niveau, dies entspricht ca. 5500 m Höhe,
verlagerte sich der Wirbel rasch in nordöstliche Richtung. Am Morgen des 07.04.
lag der Kern um 00 Uhr UTC (2 Uhr MESZ) bereits vor der Norwegischen Küste,
nahe der Stadt Trondheim. Vom Zentrum bis Oslo erstreckte sich eine Okklusion,
eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften. Bei Oslo teilte sich
diese auf. Die Warmfront verlief entlang der Schwedischen Westküste und über
die Ostsee, bis nach Polen, wo sie nahe Warschau mit der Kaltfront eines
weiteren Tiefs verbunden war. Die Kaltfront erstreckte sich über Südnorwegen,
die Nordsee und Edinburgh bis über Irland, wo sie in die Warmfront eines
unbenannten, über dem Atlantik liegenden Tiefs überging. Im Tagesverlauf
überquerte die Kaltfront schnell die Beneluxländer und Norddeutschland.
Verbunden mit dem Frontdurchgang waren starke Windböen, rasche Temperaturrückgänge
und schwache Niederschläge im gesamten Norddeutschen Raum. In Berlin-Dahlem und
in Arkona auf Rügen wurden Windböen der Stärke 9, also Sturm, gemessen. Der
Temperaturunterschied vor und hinter der Front wird um 12 UTC deutlich. In
Kassel wurden zu diesem Zeitpunkt noch 21°C gemeldet. Etwas weiter nördlich
wurden zum gleichen Zeitpunkt, aber bereits nach erfolgten Frontdurchgang, in
Goslar 11°C gemessen.
Weiterhin in die starke Höhenströmung
eingelagert verlagerte sich der Wirbel INGO nach Osten und befand sich in der
Nacht zum 08.04. mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa über Estland. Ausgehend
vom Kern erstreckte sich die Okklusion in einem Bogen über St. Petersburg und
Westrussland bis nach Kiew, wo sie sich in eine kurze, bis über das Schwarze
Meer reichende Warmfront und eine langgestreckte Kaltfront spaltete. Am
Okklusionspunkt, dem Punkt der Aufspaltung, war die Wetterwirksamkeit am
stärksten. Die Stationen in Kiew und Umgebung meldeten um 00 UTC Schauer und
Gewitter. In Kiew wurden auch 4,5 mm Niederschlag gemessen. Entlang der
Kaltfront, die sich über die Ukraine, Rumänien, Ungarn und Norditalien bis nach
Südengland erstreckte, wurde die Wetterwirksamkeit mit der größeren Entfernung
zum Okklusionspunkt geringer. Lediglich im Bereich der Ukraine und Rumäniens
wurden Schauer gemeldet.
Bis zum 09.04. hatte sich die
Zuggeschwindigkeit der Zyklone INGO etwas verlangsamt, der Wirbel sich aber
nochmals auf einen Kerndruck von knapp unter 975 hPa verstärkt. Das Zentrum lag
um 00 UTC über Moskau. Die Kaltfront hatte die Warmfront bereits im Laufe des vorigen
Tages eingeholt, sodass der Wirbel nun vollständig okkludiert war. Die
Okklusion verlief vom Zentrum ausgehend in einem Bogen bis zum Ostufer des
Schwarzen Meeres, wo sie Kaltfrontcharakter annahm. Innerhalb der nächsten 24
Stunden zog der Wirbel INGO in Richtung Osten und somit aus dem Analysegebiet
der Berliner Wetterkarte heraus.
Geschrieben am 18.05.2011 von Katrin Krüger
Berliner Wetterkarte vom
Pate: Experteer.de