Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet INGO
(getauft am 07.04.2013)
Tief INGO wurde am 07.04.2013 mittels einer
Analysekarte von 00 Uhr UTC, 02 Uhr MESZ, getauft. Das Tief hatte sich aufgrund
eines ausgeprägten Höhentroges im 500 hPa-Niveau, dies
entspricht einem Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von rund 5500 m,
ausgebildet. Der Kern des Wirbels INGO befand sich am Tauftag rund 1000 km
westlich der Schnittlinie der Südspitze Irlands und dem Nordwestzipfel der
Iberischen Halbinsel und wies einen Druck von nur etwas unter 1005 hPa
auf. Zu diesem Zeitpunkt bestand das
Frontensystem des Tiefs bereits zu einigen Teilen aus einer okkludierten Front.
Unter einer solchen Okklusion versteht man eine Front, welche die Eigenschaften
von Warm- und Kaltfront in sich vereint, und die durch das Einholen der Warmfront
durch die schneller ziehende Warmfront im Okklusionspunkt entsteht. Dieser
befand sich ungefähr auf dem Breitengrad Marseilles vor der Küste Portugals, von
dort verlief eine Warmfront, welche nahe des Breitengrads
von Lissabon endete und einer Kaltfront, die über dem gleichen Bereich des
Atlantiks in ein nachfolgendes Tief überging.
In den nächsten 24 Stunden verlagerte sich der
Kern, aufgrund des Einflusses durch Hoch MONIKA über Mitteleuropa, nur wenig und
befand sich am 08.04.2013 schließlich vor der Südwestküste Irlands mit einem
Druck von knapp über 995 hPa. Das Frontensystem des Wirbels INGO hatte sich
jedoch über den gesamten westeuropäischen Raum ausgedehnt. Vom Kern ausgehend
verlief die Okklusion eine enge Spirale beschreibend über das irische Galway, Cornwall und die Bretagne bis zum Okklusionspunkt
nahe Limoges. Dort spaltete sie sich in eine Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront
verlief dabei in einem leichten Bogen zunächst Richtung Marseilles um dann über
die Balearen zu führen und über der Sahara nahe Orlan
zu enden. Die Kaltfront hingegen verlief stärker nach Westen gekrümmt über die
Iberische Halbinsel, vorbei an Madrid und über Lissabon bis zu den Azoren. Der
Durchzug der Fronten brachte neben Regen, in Brest fielen in 24 Stunden 15 l/m²,
auch einen spürbaren Anstieg der Temperaturen mit sich. So betrug in Bordeaux die
Tageshöchsttemperatur 24°C, am Vortag waren es nur 15°C, bei zumeist durchgängigem
leichtem Regen, der in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages 7 l/m² ergab.
Auch im weiteren Verlauf blieb der Kern der Zyklone INGO nahezu stationär und
befand sich am 09.04.2013 weiterhin vor der Südküste Irlands, dabei hatte sich
der Kerndruck noch weiter gesenkt und erreichte nun knapp 985 hPa. Das
Frontensystem des Tiefs INGO bestand unter anderem aus einer rückläufigen Okklusionsfront,
die den Wirbel INGO mit einem unbenannten Tief über dem zentralen Nordatlantik
verband. Auf der Vorderseite des Tiefs reichte eine weitere Okklusion nach
Südosten, bevor sie sich bei La Rochelle aufspaltete. Die Warmfront verlief von
dort ausgehend über Bordeaux bis fast nach Andorra. Die Kaltfront zog sich
dagegen in westlicher Richtung über den Norden der Iberischen Halbinsel bis zu
den Azoren, wo sie in das Frontensystem eines weiteren Tiefs überging. Im Laufe
des Tages überquerte schließlich auch die Kaltfront Bordeaux. Dort erreichte
die Tageshöchsttemperatur am Vortag noch 24°C, wohingegen das Quecksilber nun
gerade mal noch auf 15°C stieg. Ebenso erreichten die ersten Ausläufer des
Tiefs INGO auch Deutschlands Südwesten, in Villingen-Schwenningen bei Freiburg
fielen in den frühen Nachtstunden 2 l/m².
Das Tiefdrucksystem INGO hatte sich bis um 00
Uhr UTC des 10.04.2013 bis Mitteleuropa verlagert. Sein Kern befand sich mit
einem Druck von etwas unter 1000 hPa über der Küste der Niederlande nahe
Amsterdam. Von dort verlief in nordwestlicher Richtung über den Süden Englands,
entlang der Küste Wales und über die südliche Irische See eine rückläufige Okklusionsfront,
welche bei Irland in das Frontensystem eines nachfolgenden Tiefs überging. In
nordöstlicher Richtung, entlang der holländischen und ostfriesischen Küste,
über Hamburg und Berlin hinweg, erstreckte sich eine Warmfront, die noch
östlich der Karpaten bis über Varna und das Schwarze
Meer reichte. Zudem verlief eine Kaltfront vom Kern aus einen Bogen
beschreibend zunächst in östlicher Richtung, um dann in südlicher Richtung der
deutsch-tschechischen Grenze zu folgen und die Alpen und die Adria bei Venedig überquerte.
Von dort reichte sie weiter über den Golf von Genua, die Nordspitze Korsikas und
weiter über das Mittelmeer um schließlich bei Barcelona zu enden. Mit dem
Wirbel INGO erreichten aufgrund des Drehsinns der Zyklone gegen den
Uhrzeigersinn auch deutlich mildere Temperaturen Deutschland, wodurch dies die
erste frostfreie Nacht für weite Teile Norddeutschlands, Süddänemarks und
Polens in diesem Jahr war. In Barth lagen die Tiefstwerte der Temperatur am
Vortag noch bei -2,3°C, nun im Warmsektor zwischen den Fronten gelegen konnten +3,8°C
gemessen werden. Jedoch lag fast ganz Deutschland unter einer geschlossenen
Wolkendecke, der Norden Deutschlands erreichte nicht eine Stunde Sonnenschein und
es gab vereinzelt Niederschläge. Eine Station nahe Salzgitter erreichte mit 7
l/m² den Tageshöchstwert. Bei seinem weiteren Zug schwächte sich das Tief INGO jedoch aufgrund des zunehmenden
Hochdruckeinflusses über Russland und den Alpen ab und konnte bereits am
11.04.2013 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte : 10.04.2013
Pate: Ingo Klöcker(www.kloecker-materialbilder.de)