Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INGO

(getauft am 17.01.2005)

 

 

 

In einer gut ausgeprägten westlichen Höhenströmung entstand am
17. Januar 2005 das Tiefdruckgebiet INGO vor Neufundland.

INGO war anfangs eine kleine Wellenstörung mit einem Kerndruck von weniger als 1005hPa. Seine Warmfront reichte dabei von Neufundland bis zum mittleren Atlantik und ging schließlich in die Kaltfront des Tiefdruckgebietes HANS mit Kern über dem Nordmeer über. HANS war zu diesem Zeitpunkt das Steuerungszentrum für den Nordatlantik.

Am 18. Januar hatte sich INGO bereits auf weniger als 985hPa vertieft und erlangte den Status eines Sturmwirbels. Er zog am 19. Januar gemäß der westlichen Höhenströmung weiter nach Südgrönland. Seine Warmfront erfasste die Britischen Inseln. Mit Eintreffen der Warmfront stiegen die Temperaturen verbreitet auf 10°C und mehr, so wurden zum Beispiel in Plymouth 11°C erreicht. Gleichzeitig kam es an vielen Stationen zu Regenfällen, wobei die aber meist nur leichter Intensität waren (z.B. Dublin 3 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden).

In den Morgenstunden des 20. Januars griffen die Fronten des zur Norwegischen See gezogenen Tiefdruckgebietes INGO auf Deutschland über und mit ihnen eine ausgedehnte Niederschlagszone. Dabei kam es vor allem in Schleswig-Holstein zu ergiebigem Regen mit mehr als
10 Liter auf dem Quadratmeter. Im äußerten Osten von Deutschland fiel anfangs auch noch etwas Schnee. Die Okklusionsfront überquerte Norddeutschland sehr schnell und hinter ihr floss Meeresluft subpolaren Ursprungs nach Deutschland, in der es verbreitet zu Schauern und Gewittern kam. Der Wind frischte dabei in Schauernähe stark auf, so dass vereinzelt schwere Sturmböen registriert wurden (z.B. Potsdam Windstärke 10). Gegen Mitternacht erreichte die Kaltfront den Main mit zum Teil sehr ergiebigen Regenmengen von bis zu 74 Liter pro Quadratmeter
(z.B. Baiersbronn). Auf den Bergen gab es hohe Neuschneemengen, aber auch Orkanböen mit Windstärke 12 (z.B. Feldberg im Schwarzwald).

Am 21. Januar und 22. Januar lag INGO mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von weniger als 970 hPa über dem Baltikum, so dass der Wind langsam auf Nord drehte und die Luft zunehmend kälter wurde.

Auf den Bergen herrschte nun auch tagsüber Dauerfrost und durch die nördliche Anströmung stauten sich die Niederschlagsgebiete an den Bergen. Die Folge: Auf der Zugspitze und am Wendelstein fielen fast 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden in Form von Schnee.

In den darauf folgenden Tagen schwächte sich INGO erheblich ab. Sein Kerndruck stieg auf etwa 1000 hPa und seine Fronten okkludierten nun vollständig. Am 24. Januar 2005 taucht INGO letztmalig in den Wetterkarten mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa  über Nordrussland auf.

Insgesamt lebte INGO mit acht Tagen überdurchschnittlich lange für ein Tiefdruckgebiet. Er legte auf seinem Weg von Neufundland über Dänemark bis zum Baltikum mehr als 5000 km zurück. Die Niederschlagsmengen waren dabei in Deutschland erheblich. Auf seiner Rückseite konnte sich kalte Luft bis zur Po-Ebene ausbreiten und zum ersten Mal in diesem Winter stand dem norddeutschen Flachland eine längere winterliche Episode bevor.

 


Geschrieben am 09.03.2005 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 21.01.2005

Pate: Constanze Martini