Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet INGRID

(getauft am 13.12.2002)

 

 

 

INGRID entwickelte sich vor einem Kurzwellentrog im Raum der Azoren und bewegte sich vom 11.12 zum 12.12 nach Südosten in Richtung der Kanarischen Inseln, wo in den Morgenstunden ein Gewitter bei Santa Cruz de Teneriffa eine Niederschlagsmenge von 23 l/m² brachte.

In der weitern Folge wanderte sie wieder nach Nordosten und brachte auf den Kanaren und Madeira verbreitet sehr ergiebige Regenmengen ,z.B. Flughafen Teneriffa 57 l/m² in 24 Stunden und das eben erwähnte Santa Cruz 132 l/m². INGRID bewegte sich vor dem Kurzwellentrog in Richtung Ärmelkanal. In der Nacht zum 14.12 erreichte INGRID das Kap Finisterre und verstärkte sich über der Biskaya auf dem Weg zum Ärmelkanal.

Das Tief brachte in seinem Warmsektor gemischte subtropische Luft weit nach Norden und hatte am 15.12 einen Luftdruck von 998 hPa im Zentrum. Zu diesem Zeitpunkt begann das Tief zu okkludieren. Seine Warmfrontokklusion erreichte am 15.12., 12 Uhr UTC, den Osten Frankreichs sowie Belgien. Dabei fiel östlich davon im Südwesten und Westen Deutschlands Regen, der in höheren Lagen, vor allem auf der Schwäbischen Alb und in Westerwald bei leichtem Frost zu Glatteis führte.

Am 16.12 kam es in der vorgelagerten Festlandsluft zu Schnee und Schneegriesel, im Bereich der Okklusion gingen die Niederschläge in Regen oder Sprühregen über, mitunter wurden auch Eiskörner beobachtet. Die Luft im Warmsektor von INGRID wandelte sich in eine Luft maritim-polaren Charakters mit subtropischem Ursprung um. Vor der Warmluftokklusion lag in Ostdeutschland noch kontinental-polare Luft, erst mit Annäherung der Front stiegen die Temperaturen allmählich an und erreichten in Berlin am frühen Nachmittag des 16.12 den Gefrierpunkt. Damit wurde eine Serie von 10 Eistagen beendet.

Durch die Entstehung des Hochdruckgebietes BEN über den Britischen Inseln beschleunigte sich die Ostwärtsverlagerung INGRIDs und das Tiefzentrum überquerte am 17.12 den Berliner Raum. Die Niederschlagsmengen betrugen zwischen 0,7 und 1,6 l/m² in Berlin. Die Luftmassengrenze mit den dazugehörigen Wettererscheinungen befand sich am 17.12 über Polen, so meldete Breslau Eiskörner bei –3°C während in Warschau noch –10°C Minimumtemperatur gemessen wurden. Zwischen dem Hoch BEN über den Britischen Inseln und ADRIK über dem Zentralrussischen Raum bewegte sich INGRID kaum und schwächte sich weiter ab. Am 19.12 war sie nur noch als Feuchteeinschub über der Ukraine zu beobachten, so fiel in Kiew bei –9°C Schnee. Danach war INGRID nicht mehr erkennbar und verschwand aus den Wetterkarten.


 

Geschrieben am 29.12.2002 von Ingmar und Norina

Wetterkarte: 16.12.2002

Pate: Hans-Stefan Lichius