Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet IRA

(getauft am 06.06.2013)

 

Anfang Juni 2013 bildete sich westlich der Iberischen Halbinsel ein Tiefdruckgebiet, das am 06.06. auf den Namen IRA getauft wurde. An diesem Tag befand sich das Zentrum des Wirbels noch frontenlos über dem Golf von Biskaya mit einem Kerndruck von etwa 1015 hPa.

Aufgrund der Hauptströmung in etwa 5,5 km Höhe verlagerte sich das Tief IRA westwärts, sodass der Kern am 07.06. über der nordöstlichen spanischen Küste lag. Bis zu diesem Tag bildete Tief IRA ein bereits teilweise okkludiertes Frontensystem aus. Eine Okklusionsfront bildet sich dabei durch den Zusammenschluss aus Warm- und Kaltfront, der entsteht wenn die sich schneller verlagernde Kaltfront die Warmfront einholt.

Die kurze Okklusion verlief rund 200 km vor der Nordwestküste Spaniens bis zum Okklusionspunkt wenig nördlich des Kerns, wo sie sich wieder in Kalt- und Warmfront aufspaltete. Die Kaltfront erstreckte sich von dort bogenförmig über den Golf von Biskaya und die Pyrenäen hinweg bis über den Nordosten Marokkos. Sie sorgte in Spanien für leichte, zum Teil aber auch starke Bewölkung und einen Temperaturrückgang auf Maximalwerte zwischen 22°C und 25°C. In der Nacht zum nächsten Tag kam es außerdem zu teils starken Regenfällen an den Pyrenäen, da die Wolken dort aufgrund der Orographie gehoben wurden und der Niederschlag ausfiel. Im Gegensatz dazu verlief die Warmfront nahezu geradlinig vom Golf von Biskaya über die Mündung der Loire in Frankreich bis hin zur Rhône. Diese sorgte für sommerliches Wetter in Frankreich mit Höchsttemperaturen bis 30°C. Grund dafür war die zyklonale, d.h. gegen den Uhrzeigersinn gerichtete Strömung, welche warme Luft aus Spanien und dem südwestlichen Mittelmeerraum bis nach Frankreich transportierte. Am Folgetag, dem 08.06. lag das Zentrum des Tiefdruckwirbels IRA mit unverändertem Druck über den nördlichen Pyrenäen.

Die Okklusionsfront verlief dabei vom Kern bis zum Golf von Biskaya und eine Kaltfront reichte ebenfalls vom Kern einige Hundert Kilometer entlang der spanischen Küstenlinie des Mittelmeers. Die Fronten des Tiefs IRA sorgten sowohl in Frankreich als auch in Spanien für weitere Niederschläge, die, wie an der spanischen Station Zaragoza, teils auch gewittrig ausfielen. Innerhalb von 24 Stunden kamen in der spanischen Stadt Pamplona beispielsweise rund 50 mm Regen zusammen.

Durch die Höhenströmung vorangetrieben befand sich der Kern des Tiefs IRA am 09.06. über der französischen Westküste am Golf von Biskaya mit einem Druck von etwa 1010 hPa. Die okkludierte Front erstreckte sich bogenförmig vom Kern bis zum Okklusionspunkt rund 100 km südöstlich von Paris, wo sie sich wieder in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt aus bis zum Rhein und ging dort in ein unbenanntes Frontensystem über. Währenddessen erstreckte sich die Kaltfront in einem kurzen Bogen vom Okklusionspunkt bis zu einem Tief über den westlichen Alpen. Entlang der Okklusionsfront, aber auch an der Kaltfront kam es weiterhin zu Niederschlägen leichter bis mäßiger Intensität, welche innerhalb von 24 Stunden bis 12 Uhr UTC, was 14 Uhr MESZ entspricht, bis zu 70 mm ergaben. Die Warmfront sorgte in ihrem Einflussgebiet hingegen für sommerliche Temperaturen von rund 25°C.

Am 10.06. befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels IRA mit einem Kerndruck von ca. 1015 hPa bereits vollständig okkludiert über der Adria, d.h. die Kaltfront hatte die Warmfront zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig eingeholt. Die Okklusion verlief über die italienische Nordostküste der Adria in einem leichten Bogen bis rund 200 km östlich von Sizilien. Am Rande dieser Front kam es im Laufe des Tages beispielsweise an der Westküste Kroatiens und auch in Zentralitalien zu mehreren Gewittern. Dabei erreichte die Temperatur Höchstwerte bis 27°C.

Mit der Strömung verlagerte sich das Tiefdruckgebiet IRA bis zum 11.06. über den Balkan und befand sich an diesem Tag mit dem Kern über Bukarest, wobei sich das komplette Frontensystem auflöste. Bis zum folgenden Tag schwächte sich das Tief IRA zunehmend ab und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

 


Geschrieben von Philipp Ball

Berliner Wetterkarte: 09.06.2013

Pate: Inis Oirthir