Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet IRINA
(getauft am 24.09.2014)
Am 24.09. war in den Prognosen für den
Folgetag erkennbar, dass sich auf der Vorderseite eines Höhentroges, also eines
Kaltluftvorstoßes nach Süden, im Bodenniveau an einer verwellten Kaltfront
eines östlich der Südspitze Grönlands liegenden Wirbels ein Tiefdruckgebiet
über dem zentralen Nordatlantik entstehen sollte. Dieses wurde daraufhin noch
am selben Tag auf den Namen IRINA getauft.
Am 25.09. um 02 Uhr MESZ befand sich das
Tief IRINA mit seinem Kern rund 1500 km südwestlich von Island. Eine Warmfront
führte von dort aus nach Osten und eine Kaltfront nach Südwesten. Da sich die
Zyklone IRINA zwischen dem stabilen Hoch KIERON vor der Küste der Iberischen
Halbinsel und dem wetterbestimmenden Höhentrog über Island befand, und darüber
hinaus polare Meeresluft mit sich heranführte, konnte es sich im Laufe des
Tages verstärken.
Bis zum Folgetag war die Zyklone IRINA vom
Atlantik über das Europäische Nordmeer zwischen Island und den Faröer Inseln gezogen.
Ihr Kerndruck betrug unter 970 hPa. Nun wurde auch das Wetter in Deutschland
von Tief IRINA beeinflusst, da es im Zusammenspiel mit dem Hoch KIERON
feuchtwarme Luft einfließen ließ. Die höchste Temperatur des Tages wurde in
Mannheim mit 21,4°C bei länger anhaltendem Sonnenschein erreicht. Aber auch im
Norden des Landes, wo die Sonne an diesem Tag ausblieb, stiegen die
Temperaturen auf Werte von über 18°C. Die Höchsttemperatur in Schönhagen an der
Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste betrug 19,2°C. Durch den hohen
Feuchtegehalt in der Luft kam es am Nordrand des Erzgebirges teils zu
ergiebigen Niederschlägen. So fielen in Zinnwald-Georgenfeld von 20 Uhr bis 02
Uhr MESZ 8,0 mm Regen.
Am 27.09. hatte sich der Wirbel IRINA in
zwei Kerne aufgespalten. Einerseits in das Tief IRINA I mit Zentrum über dem
Europäischen Nordmeer und andererseits in die weiter nordöstlich befindliche
Zyklone IRINA II über dem Seegebiet nahe der Bäreninsel. Vom Kern des Tiefs
IRINA I reichte eine Okklusion, d. h. eine Mischfront mit Warm- und
Kaltfronteigenschaften, zum Wirbel IRINA II und von dort aus nach Süden über
Finnland bis zum sogenannten Okklusionspunkt über der finnischen Hauptstadt
Helsinki, an dem sich die Okklusion in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die
Warmfront führte von dort aus über den Golf von Finnland und das Baltikum bis
über den Osten Polens. Die Kaltfront reichte weiter nach Süden über die Küste
des Baltikums und die Masurische Seenplatte. Über Brandenburg schwenkte die
Kaltfront nach Westen und durchquerte über Mitteldeutschland den
Einflussbereich des Hochs KIERON. Das System hatte sich währenddessen zum Orkan
verstärkt. In der vorangegangenen Nacht wurden an der norwegischen Küste
örtlich bis zu 72 Knoten erreicht, was 133 km/h entspricht. In Bodö in der norwegischen
Provinz Nordland wurden Böen bis 64 Knoten, also 119 km/h, registriert. Die
Niederschlagsmengen an der norwegischen Küste betrugen innerhalb von 24 Stunden
bis 08 Uhr MESZ bis zu 35 mm. Durch das Einfließen der Meeresluft subpolaren
Ursprungs klarte der Himmel über Norddeutschland nachts auf, wodurch die
Tiefsttemperaturen verbreitet unter 10°C fielen. Quickborn meldete sogar 4,8°C
als Tiefsttemperatur. Den Berliner Raum erreichte die Kaltfront mittags, wo
trotz zeitweiligem Sonnenschein die Temperatur zwischen 12 Uhr und 12:30 Uhr
MESZ um bis zu 1,8 Grad sank.
Bis zum darauffolgenden Tag hatte sich das
Orkantief IRINA wieder zu einem geschlossenen System mit nur einem Zentrum und
einem Druck von 980 hPa vereinigt. Der Kern befand sich über der Barentssee
rund 600 km nordöstlich des Nordkaps. Drei Okklusionsfronten wurden von dem Tief
mitgeführt. Die erste erstreckte sich südwestlich über den Norden
Skandinaviens, die zweite führte nach Nordosten über das Nordpolarmeer und die
dritte reichte über Russland, die Ukraine und den Karpaten bis über Ungarn.
Am 29.09. lag die Zyklone IRINA über der
Barentssee vor der Küste der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja und hatte
somit kaum noch Einfluss auf das Wetter auf dem europäischen Festland.
Das Tief IRINA behielt seine nordöstliche
Zugrichtung bei und verließ bis zum 30.09. den Darstellungsbereich der Berliner
Wetterkarte und konnte somit nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am 05.10.2014 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 27.09.2014
Pate: Irina Burjanowa