Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet IRIS

(getauft am 30.11.2012)

 

Im Bereich eines Langwellentroges in einer Höhe von etwa 5,5 Kilometer über der Nordsee und Skandinavien entwickelte sich am 29.11. im Bodenniveau ein Tiefdruckwirbel, welcher am folgenden Tag auf den Namen IRIS getauft wurde.

Am Tauftag lag das Zentrum des Tiefs IRIS gegen 0 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, mit einem Kerndruck von knapp unter 1005 hPa über dem südlichen Europäischen Nordmeer, etwa 400 Kilometer westlich von Trondheim. Noch ohne analysierbaren Frontenverlauf gelangte dennoch am Rande des Wirbels Kaltluft arktischen Ursprungs nach Deutschland.

Zum 01.12. verlagerte sich der Kern nach Süden und lag gegen 0 Uhr UTC mit einem um 5 hPa gestiegenem Druck über der zentralen Nordsee, in etwa auf der Schnittlinie von Brüssel mit Edinburgh. Vom Zentrum gingen zwei Okklusionsfronten aus, die erste nach Nordwesten in Richtung Jan Mayen und eine zweite nach Südosten, die nahe der deutschen Küste nach Osten drehte, entlang der Ostfriesischen Inseln verlief und nahe Kiel endete. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Kalt- als auch Warmfronteigenschaften aufweist. Die Temperatur in Deutschland lag durch den Einfluss von Hoch PENG nur knapp um oder unter dem Gefrierpunkt, lediglich an der Nordseeküste, im Bereich von Tief IRIS wurden Werte jenseits von 5°C gemessen. Messstationen konnten beispielsweise in Bremerhaven und Norderney Höchstwerte von 5,5°C bzw. 5,6°C registrieren, während das Quecksilber in Berlin und München lediglich auf 1,9°C bzw. -1,9°C stieg. In den höher gelegenen Gebieten Süddeutschlands war es zum Teil noch kälter, so wurden auf dem Großen Arber im Bayrischen Wald maximal -4,5°C und auf dem Feldberg im Schwarzwald -5,1°C gemessen. Die sich mit dem Tiefdruckwirbel IRIS nach Süden verlagernde Okklusionsfront brachte im Laufe des Tages und in der Nacht in weiten Teilen Westdeutschlands leichte bis mäßige Niederschläge. In Düsseldorf fielen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages 4 Liter und in List auf Sylt im selben Zeitraum 12 Liter Schnee- und Schneeregen je Quadratmeter. Nur in den weiter südlich gelegenen Gebieten West- und Mitteldeutschlands war es kalt genug um eine Schneedecke zu bilden, Mannheim meldete eine Schneedecke von 1 cm, Frankfurt am Main von 4 cm.

Am 02.12. lag das Zentrum der Zyklone IRIS mit einem Druck von knapp unter 1005 hPa über den Ostfriesischen Inseln nahe Borkum. Westlich des Kerns ausgehend verlief eine Warmfront, die eine Spirale nach Osten beschrieb und nahe Köln in eine Okklusionsfront überging. Diese reichte südlich an Paris vorbei und endete an der französischen Westküste bei Nantes. Die zum Teil schauerartigen Schneefälle des Vortages weiteten sich auf gesamt Deutschland aus. Besonders ergiebig fielen die Niederschläge im Bergland aus, in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC wurden auf dem Brocken 7 Liter, dem Marienberg 10 Liter und auf der Zugspitze sogar 13 Liter pro Quadratmeter registriert. Dadurch konnten an diesen Stationen Schneehöhen von 9 cm auf dem Marienberg, 17 cm auf dem Brocken und 50 cm auf der Zugspitze gemessen werden. Auch in niedriger gelegenen Gebieten Deutschlands konnten sich Schneedecken bilden, Berlin Tegel meldete gegen 06 Uhr UTC eine geschlossene Schneedecke von 1 cm, Kassel 3 cm und Dresden 10 cm.

Mit einem erneut um 5 hPa auf 1010 hPa gestiegenen Druck zog der Kern des Tiefdruckwirbels IRIS rund 900 Kilometer nach Nordosten und lag gegen 0 Uhr UTC des 03.12. mittig zwischen Gotland und Lettland, etwa 200 Kilometer westlich von Riga. Vom Kern gingen zwei Fronten aus, eine Warmfront in nordöstliche Richtung, die an Tallinn vorbei reichte und östlich von St. Petersburg endete, sowie eine Kaltfront in südwestliche Richtung, die sich über Dänemark mit der Okklusionsfront eines anderen Tiefs verband. Mit dem Wirbel IRIS verlagerte sich auch das Schneefallgebiet über das Baltikum. In Tallinn wurden den gesamten Tag über leichte und zum Teil auch starke Schneefälle registriert, die bis 06 Uhr UTC eine Niederschlagsmenge von 8 Litern pro Quadratmeter brachten und die bereits vorhandene Schneedecke bei Tageshöchstwerten von -3°C auf 24 Zentimeter ansteigen ließ.

Zum 04.12 blieb der sich allmählich abschwächende Wirbel IRIS im Bereich des Baltikums. Sein Zentrum lag gegen 0 Uhr UTC mit einem Kerndruck von 1005 hPa über dem Grenzbereich zwischen Estland und Lettland, mittig zwischen deren Hauptstädten Tallinn und Riga. Vom Kern zog sich zum einen in nordöstlicher Richtung eine Warmfront, die nach Überquerung von St. Petersburg nahe der russischen Kleinstadt Njandoma endete und zum anderen eine Kaltfront in südwestlicher Richtung, die nahe der lettischen Grenzstadt Rutzau in eine Warmfront des Tiefs JOHANNA II überging. Im südostfinnischen Raum kam es zu letzten leichten Schneefällen, größere Schnee- bzw. Niederschlagsmengen gab es jedoch nicht mehr, da sich das Tief IRIS in rascher Auflösung befand. Daher konnte es bereits am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

Geschrieben am 28.12.2012

Berliner Wetterkarte: 02.12.2012

Pate: Iris Sprenger