Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet IRMGARD

(getauft am 25.03.2016)

 

Aus einer Welle innerhalb eines Frontensystems des vorlaufenden Tiefs HEIDI bei Island bildete sich Ende März ein Tiefdruckgebiet. Dieser Wirbel wurde am 25.3.2016 in der Prognose für den Folgetag um 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, auf den Namen IRMGARD getauft.

Um 00 Uhr UTC des 26.03.2016 befand sich die Zyklone IRMGARD westsüdwestlich von Irland über dem Ostatlantik. Der Kerndruck lag knapp unter 995 hPa. Das Frontensystem bestand aus einer kurzen Warmfront, die in nordöstlicher Richtung auf Dublin zulief, die Stadt jedoch nicht erreichte und in die nach Norden reichende Kaltfront des Tiefs HEIDI überging. Vom Kern ausgehend verlief in einem leichten Bogen eine weitere Warmfront bis über die westliche Biskaya, erreichte aber weder die französische noch die spanische Küste. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich nach Süden in einem Bogen über die Azoren bis weit hinaus über den zentralen Nordatlantik. Das Tief IRMGARD brachte neben zum Teil starken Niederschlägen auch Sturm. Im schottischen Tulloch Bridge fielen in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages 32,8 l/m². Zudem traten Böen mit bis zu 100 km/h auf, was der Stärke 10 Beaufort und somit schwerem Sturm entspricht. Im nordenglischen Eskdalemuir fielen in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 34 l/m², dies steigerte sich noch mal leicht bis zum Messtermin um 06 Uhr UTC, der 24 Stunden zurück reicht, auf 39,2 l/m². Im irischen Mace Head wurden wie in Tulloch Bridge sturmartige Böen beobachtet, die Spitzenwerte von 100,9 km/h erreichten. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden vom Cairngorm gemeldet, nach Böen von 170,5 km/h am Vortag hatten sich die Windgeschwindigkeiten leicht abgeschwächt und die Höchstwerte des Mittelwindes erreichten nur noch bis zu 105 km/h bei Spitzenböen von 148,3 km/h.

Sich nur langsam verlagernd hatte der Wirbel IRMGARD am nächsten Tag nördlich der Hebriden die Nordwestküste Schottlands erreicht. Dabei schloss sich ein zweiter Kern von Island kommend dem System an, dessen Druck knapp unter 980 hPa lag. Der Druck des östlichen Kernes hatte sich auf 970 hPa verstärkt, in direkter Kernnähe hatte sich eine extrem kurze Okklusionsfront ausgebildet, deren zugehöriger Okklusionspunkt sich weiter nordöstlich befand. Eine Front, die sowohl Eigenschaften von Kalt- als auch von Warmfronten in sich vereint, wird als Okklusionsfront bezeichnet. Diese bilden sich unter anderem, wenn die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront einholt und sich mit ihr im sogenannten Okklusionspunkt vereint. Von dort verlief in nordöstlicher Richtung die Warmfront des Systems, die an der Küste Norwegens in die Kaltfront eines namenlosen Tiefs bei Island überging. Die Kaltfront hingegen beschrieb einen weiten Bogen über die Nordsee, Amsterdam, Brüssel, Paris, zwischen Marseille und Bordeaux über die Pyrenäen, Madrid und vorbei an Funchal hinaus über den Atlantik. Wie schon tags zuvor herrschten auf dem Cairngorm hohe Windgeschwindigkeiten, die Spitzenböe erreichte in den Morgenstunden, als sich die Zyklone IRMGARD nördlich von Schottland befand, 190,9 km/h und der Mittelwind lag bei 122,3 km/h, beides bedeutet die Windstärke 12 Beaufort. Am Dunkswell Aerodrome in Ost Cornwall fielen in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des nächsten Tages 33,4 l/m². Das Windfeld streifte auch Frankreich, so meldete die Station Barfleur Point eine Windböe mit einer Geschwindigkeit von 152 km/h und in Quimper fielen im gleichen Zeitraum wie in Dunkswell 28,2 l/m². Der absolute Spitzenreiter bei den Niederschlägen wurde in Belgien registriert, in Beitem fielen 117 l/m² in diesem Zeitraum, wobei 83 l/m² auf den 9 stündigen Zeitraum zwischen 02 und 11 Uhr UTC entfiel. Auch im norwegischen Torsvag Fyr wurden Sturmböen registriert, um 18 Uhr UTC konnte mit 158,8 km/h eine Orkanböe verzeichnet werden.

Das Tiefdruckgebiet IRMGARD verlagerte sich in den folgenden Stunden bis zum Europäischen Nordmeer, und befand sich am 28.03.2016 auf dem Breitengrad der Lofoten. Bei unverändertem Druck von 970 hPa im Kern bestand das Frontensystem fast ausschließlich aus einer Okklusionsfront, von ihr ging auf Höhe des Nordkaps eine kurze Warmfront aus, die sich in einem Bogen an Murmansk vorbei und über Archangelsk in Richtung Nowgorod erstreckte. Die Okklusion verlief hingegen entlang der finnischen Küste, führte über Visby auf Gotland, die Ostsee, die Danziger Bucht und über Prag bis zu den Alpen, wo sie Kaltfrontcharakter aufweisend in die Warmfront einer Zyklone über Genua überging. Während sich der Wind in Russland etwas beruhigte wurden in Murmansk 79 km/h als höchste Böe gemessen. In Midstova in Norwegen waren es 136 km/h und 111 km/h als höchster Mittelwind des Tages. Auch im norwegischen Mannen lag mit 122 km/h die höchste registrierte Windböe im Bereich orkanartiger Windgeschwindigkeiten, wie auch in Kistefjell und Gaustatoppen.

Sich weiter nach Norden verlagernd zog der Wirbel IRMGARD am 29.03.2016 bis nach Spitzbergen. Der Kerndruck hatte sich leicht auf 980 hPa abgeschwächt. Die Station Svalbard am Flughafen von Spitzbergen meldete starke Bewölkung und verglichen mit den Vortagen war es mit 36 km/h nahezu windstill. Trotz starker Bewölkung fielen jedoch nur noch kaum messbare Niederschlagsmengen.

Das Tief IRMGARD zog weiter in Richtung Nordpol und wurde bereits am nächsten Tag nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert.

 


Geschrieben am 30.06.2016 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 26.03.2016

Pate: Irmgard Weverinck