Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
IRMI
(getauft
am 24.11.2010)
Anhand der Höhenwetterkarte (Druckniveau:
500hPa) von Mittwoch, dem 24. November 2010, ließ sich ein außergewöhnlich
großräumiger Meridionaltransport von Luft erkennen. An der Ostflanke eines Höhenhochs
über Island und Ostgrönland strömte sehr kalte Luft arktischen Ursprungs über
Skandinavien bis nach Mitteleuropa. Zeitgleich wanderte ein kurzwelliger Trog
nach Süden, der in den frühen Morgenstunden des Donnerstags über der südlichen
Nordsee lag. Bei diesem Vorgang entstand im Lauf des Mittwochs im Bereich der
hoch reichenden Kaltluft der kleine Tiefdruckwirbel IRMI. Donnerstagmittag
befand sich dieser mit seinem Kern bereits leicht südlich von Amsterdam, von wo
aus er seinen Weg über Deutschland nahm.
IRMI traf über Deutschland auf eine schon
leicht winterlicher Landschaft, in der es in Höhenlagen oberhalb von 300 bis
500m verbreitet weiß war. Für Schnee sorgte Tief IRMI jedoch auch selber. Im
Gebiet seines Okklusionspunktes und seiner Kaltfront kam es gleichermaßen zu
Regen sowie auch zu Schneefall. Bei leichten Plusgraden gab es über dem
nördlichen Ruhrgebiet noch Schneeregen, während in es in einem Streifen –
entlang der Kaltfront – von Dijon bis Saarbrücken bei +1 bis +2°C zu Schneefall
kam. Die Schneedecke in den Mittelgebirgen wuchs in den voran gegangen Tagen
beständig, so dass am 25. November Schneehöhen gemessen wurden von zum Beispiel
21cm auf dem Feldberg im Schwarzwald, 27cm auf dem Fichtelberg und sogar 80cm
auf dem Brocken, wo zuvor innerhalb nur eines Tages 60cm dazu gekommen waren.
Im Verlauf des Freitags setzte IRMI seinen Weg Richtung Osten fort, wobei es in
seinem Einzugsgebiet nach wie vor zu Schneefällen kam und die Schneedecken
anwuchsen, was auch fast überall gelang angesichts von Höchsttemperaturen um
den Gefrierpunkt.
Zu Beginn des Wochenendes gliederte sich
IRMI einem Frontensystem an, welches von der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer
über den Balkan bis zur Nordküste Tunesiens, Algeriens und Marokkos reichte. In
diesem Zusammenhang wurde beispielsweise in Tunis bis Samstagmorgen, 06 Uhr UTC
eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 10mm gemessen. Am Balaton sowie in
Budapest führte IRMIS Einfluss hingegen zu mäßigem bis starkem Schneefall. Im
weiteren Verlauf des Wochenendes steuerte Tief IRMI auf den südlichen Ural zu.
In dieser Region war es schon seit Tagen sehr kalt gewesen, was jedoch nicht
ungewöhnlich ist entsprechend der Jahreszeit. Unter diesen Umständen brachte
IRMI in der Nacht zu Montag in den Gebieten südlich von Tobolsk, östlich des
Urals, bei -20°C Schnee. Das letzte Mal, dass IRMI im Bodendruckfeld der
Berliner Wetterkarte erschien, war am Dienstag, dem 30. November. Dabei traten
noch über Sibirien bei Temperaturen um -30°C Schneeschauer auf.
Lebensgeschichte am 06.12.10 geschrieben von Stefan Weiher
ausgewählte Berliner Wetterkarte: 25.11.10
Pate: Irmi Faltlhauser