Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet IRMTRAUD
(getauft am 20.08.2016)
Mitte
der zweiten Augustdekade zog von Kanada ein Tiefdruckgebiet über den
Nordatlantik. Dieser sich leicht verstärkende Wirbel lag zu Beginn des
20.08.2016 über dem mittleren Nordatlantik mit einem minimalen Kerndruck von
1000 hPa. Bis dahin hatte sich bereits ein ausgeprägtes Frontensystem
entwickelt. Vom Tiefdruckkern ging eine Warmfront nach Süden sowie eine
Kaltfront nach Südosten aus. Etwa 100 Kilometer westlich der langgezogenen
Kaltfront folgte noch eine weitere, aber wesentlich kürzere, Kaltfront. Aufgrund
einer Wetterwirksamkeit für Europa wurde dieses Tiefdruckgebiet noch am selben
Tag in der Analyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen IRMTRAUD getauft.
Unter
weiterer Verlagerung nach Osten lag der Tiefdruckwirbel IRMTRAUD am 21.08.2016
über dem östlichen Nordatlantik, ca. 1200 km südwestlich der Küste von Island
und wies einen Kerndruck von 995 hPa auf. In der Zwischenzeit hatte sich eine
Okklusion gebildet, die sich 500 km südwestlich des Tiefzentrums durch das Tief
IRMTRAUD zog. Eine Okklusion ist durch wärmere Luftmassen in höheren Schichten
der Atmosphäre und kältere Luftmassen in niedrigeren Schichten der Atmosphäre
gekennzeichnet und entsteht, wenn die nachfolgende Kaltfront die vorlaufende
Warmfront einholt und anhebt. Etwa 150 km östlich des Tiefzentrums spaltete
sich die Okklusion im sogenannten Okklusionspunkt wieder in die vorlaufende
Warmfront in Richtung Südosten sowie in die nachfolgende Kaltfront, die sich
nach Süden zog, auf. Tief IRMTRAUD sorgte an diesem Tag in der isländischen Hauptstadt
Reykjavik für leichten Regen mit Niederschlagsmengen bis zu 2 mm in 9 Stunden
bis 18 Uhr UTC, was einer Zeit von 11 Uhr MESZ entspricht. Im westirischen
Observatorium in Valentia auf der Valentia Island sowie von dem in der Nähe
liegenden Flughafen Shannon Airport wurden am Abend ebenfalls geringe
Niederschlagsmengen bis etwa 1 mm in 6 Stunden bis 24 Uhr UTC verzeichnet.
Bis
zum 22.08.2016 drehte die Höhenströmung in einer Höhe von ca. 5,5 km von West
auf Südwest, so dass sich der Wirbel IRMTRAUD in Richtung Nordosten verlagerte
und etwa 600 km südlich der isländischen Küste mit einem minimalen Kerndruck
von etwa 995 hPa lag. Die Okklusion reichte vom Tiefzentrum bis knapp vor die
Britischen Inseln und teilte sich dort in eine Warmfront, die sich über ganz
Großbritannien zog, und in eine über Irland bis zum östlichen Nordatlantik
reichende Kaltfront. An diesem Tag fielen an den beiden irischen Messstationen
am Shannon Airport sowie am Observatorium in Valentia die meisten
Niederschläge. Diese lagen über den gesamten Tag verteilt bei 12,1 mm sowie
13,1 mm. In der ersten Tageshälfte verlagerte sich die Kaltfront über
Großbritannien und sorgte in dem walisischen Ort Capel Curig in 12 Stunden bis
12 Uhr UTC für Niederschlagsmengen von bis zu 34 mm. Auch auf dem englischen
Blackpool Airport sorgte die Kaltfront von Tief IRMTRAUD für Regenmengen bis 29
mm im selben Zeitraum. Zudem wurden am Blackpool Airport aufgrund der von der
Kaltfront verursachten Regenschauer maximale Windgeschwindigkeiten von 57,4 km/h
um 8 Uhr UTC gemessen, was starke bis stürmische Windböen der Stärke Beaufort 7
entspricht.
Am
23.08.2016 blieb die Zyklone IRMTRAUD quasi stationär, etwa 600 km südlich der
isländischen Küste mit einem leicht abgeschwächten Kerndruck von knapp unter 1000
hPa. Der Okklusionsprozess hatte sich weiter fortgesetzt und die Okklusion zog
sich vom Zentrum des Tiefs IRMTRAUD ausgehend bogenförmig über den Süden von
Island bis zur Nordsee. Dort teilte sie sich in eine kurze über Dänemark und
Norddeutschland reichende Warmfront sowie in eine kurze sich über England
erstreckende Kaltfront. Die Warmfront sorgte dabei auf Kap Arkona für
Niederschlagsmengen von 8,6 mm in 6 Stunden bis 06 Uhr UTC. Im weiteren
Tagesverlauf zog die Okklusion über Island. Dabei fielen in dem isländischen
Ort Dalatangi in 3 Stunden bis 03 Uhr UTC noch 6 mm, in den folgenden 12
Stunden fielen hingegen nur noch 1,8 mm an Regen. Am Abend wurden außerdem auf
der norwegischen Insel Torungen Fyr noch stürmische Windböen bis 68,4 km/h der
Stärke 8 auf der Beaufortskala um 18 Uhr UTC gemessen.
Bis
zum 24.08.2016 verlagerte sich das Tiefdruckgebiet IRMTRAUD nur geringfügig
nach Norden und lag mit einem fast identischen Kerndruck von etwas unter 1000
hPa etwa 500 km südlich der isländischen Küste. Das Frontensystem der Zyklone
IRMTRAUD bestand nur noch aus der Okklusion, welche jedoch lediglich in der
Höhe analysierbar war und keinen großen Einfluss mehr auf das Wetter am Boden
hatte und reichte ausgehend vom Tiefzentrum über den Atlantik, die Nordküste
Islands, das Europäische Nordmeer bis zum Süden von Norwegen. Die Okklusion
schwächte sich jedoch mit der Zeit mehr und mehr ab und sorgte deshalb weder in
Norwegen noch auf Island für Niederschlag. Einzig in dem irischen Ort Finner
wurden über den ganzen Tag noch Regenmengen bis 2 mm erreicht. Allerdings
wurden keine wesentlichen Windgeschwindigkeiten mehr registriert.
Im
Tagesverlauf verlagerte sich der Tiefdruckwirbel IRMTRAUD wieder etwas nach
Süden und befand sich am Folgetag etwa 600 km südlich der isländischen Küste.
Dabei schwächte sich das Tief IRMTRAUD weiterhin ab und erreichte an diesem Tag
einen minimalen Kerndruck um 1005 hPa. Der Einfluss der Okklusion nahm
ebenfalls ab, so dass sie an diesem Tag nicht mehr zu analysieren war und die
Zyklone IRMTRAUD kein Frontensystem mehr aufwies. In der zweiten Tageshälfte
verlagerte sich Tief IRMTRAUD nach Osten und sorgte in dem irischen Ort Finner
in 12 Stunden bis 24 Uhr UTC nochmals für Niederschlagsmengen bis 8 mm. Den
gesamten Tag hielten jedoch erneut schwache Winde an.
Am
26.08.2016 lag die Zyklone IRMTRAUD aufgrund der Verlagerung nach Osten
innerhalb des vorherigen Tages ca. 400 km vor der irischen Küste mit einem
weiterhin schwächer gewordenen Kerndruck von nur noch rund 1010 hPa. In
6 Stunden bis 06 Uhr UTC sorgte der Wirbel IRMTRAUD am irischen Connaught
Airport noch für 8,3 mm an Niederschlag. Auch in den beiden schottischen Orten
Stornoway und Aultbea wurden noch hohe Niederschläge von bis zu 9,8 mm bzw. 9,0
mm, über den gesamten Tag verteilt, gemessen.
Bis
zum 27.08.2016 drehte die Höhenströmung in einer Höhe von etwa 5,5 km auf
Südwest und somit verlagerte sich der Tiefdruckwirbel IRMTRAUD zu Beginn des
Tages nach Nordost. Mit einem abermals erhöhten Kerndruck von ca.
1015 hPa lag das Zentrum der Zyklone IRMTRAUD zwischen Schottland und Island.
Aufgrund des nicht vorhandenen Frontensystems war der Einfluss auf das Wetter
und insbesondere Irland nur gering. Im weiteren Tagesverlauf entwickelte sich
in einer Höhe von 5,5 km über dem Wirbel IRMTRAUD eine Hochdruckzone, die sich
bis zu bodennahen Atmosphärenschichten durchsetzen konnte. Dadurch löste sich
das Tiefdruckgebiet IRMTRAUD am Boden an diesem Tag allmählich auf und konnte
dementsprechend am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet
werden.
Geschrieben am 13.09.2016 von Florian Ruff
Berliner Wetterkarte: 23.08.2016
Pate: Irmtraud Dannenmann