Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  IRVINE

(getauft am 30.12.2005)

 

 

Die Beobachtung eines starken Tiefdrucktroges über dem zentralen Nordatlantik in der 500hPa-Höhe, welcher sich deutlich bis in das Bodenniveau durchsetzte, veranlasste den Meteorologen vom Dienst am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin am 30.12 2005 dazu dieses Wettersystem als für Mitteleuropa wetterwirksam einzustufen und auf den Namen IRVINE zu taufen.

Schon Tage zuvor hatte sich dieser Höhentrog vor der Küste Amerikas gebildet und war mit erstaunlicher Geschwindigkeit, sich dabei stetig verstärkend, gen Europa gezogen. Zum Tauftag befand sich das Bodentief IRVINE nicht allein im Gebiet des über ihm liegenden Tiefdruckhöhentrogs. Ein zweites, bereits zerfallendes, unbenanntes Tief teilte sich mit ihm den Platz zwischen Island und den Britischen Inseln, im Gepäck eine Vielzahl von Kaltfronten oder bereits okkludierten Frontensystemen. An diesem Tag sagte der Meteorologe vom Dienst den Ausläufern von IRVINE bereits starke Wetterwirksamkeit im mitteleuropäischen Gebiet voraus, welche sich durch überwiegend milde Meeresluft und damit verbundenes Tauwetter bemerkbar machen sollten.

Im Laufe des 31.12. überquerte die zu IRVINE gehörende Warmfrontokklusion Deutschland und brachte dort verbreitet Schneefall, im Westen teils auch gefrierenden Regen. Zum Abend, pünktlich für alle Sylvesterfeierlichkeiten, setzten sich die postfrontalen Prozesse mehr und mehr durch, was vor allem neben den angenehmeren Temperaturen zu klarem Himmel und nicht wie zu dieser Jahreszeit sonst üblich starkem Bodennebel führte.

Am 1.1.2006 hatte IRVINE, welcher nun über der Nordsee lag, einen Kerndruck von 975hPa. Wie sich später zeigen sollte, war dies sein niedrigster Luftdruck. Schon ab Mitternacht hatte sich dieser Luftdruck um über 10hPa erhöht, IRVINE verlor eindeutig an Energie. Am 2.1., IRVINE lag klein wie er nun war inmitten des Bottnischen Meerbusens zwischen Finnland und Schweden, besaß bereits einen Luftdruck von 1010hPa und seine Ausläufer waren nur noch im entfernten Osteuropa und Russland zu finden. Von dort aus zog er nur langsam nordwärts. Das mit 1050hPa starke sibirische Hochdruckgebiet CARMEN war einfach eine zu starke Konkurrenz. IRVINE nahm stetig an Druck zu, seine Größe in selbem Maße ab. So konnte er am 4.1.2006 letztmalig als eigenständiges Tief analysiert  werden.


Geschrieben am 18.01.2006 von Maik Brötzmann

Wetterkarte: ?

Pate: Helmut Hagen