Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ISABEAU
(getauft
am 04.04.2018)
Das Wetter in den gemäßigten Breiten
wird maßgeblich vom Durchzug von Gebieten tieferen und höheren Drucks
beeinflusst. Tiefdruckgebiete bilden sich meist über dem Nordatlantik, verstärken
sich, bilden Fronten und ziehen bis über das europäische Festland. Anfang April
war ein solcher Tiefdruckkomplex vor der kanadischen Küste südlich von Grönland
vorhanden, aus welchem sich das am 04.04. um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC
entspricht, in Analyse getaufte
Tief mit Namen ISABEAU entwickelte.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich das
Zentrum der Zyklone mit einem Druck von etwa 1000 hPa über dem atlantischen
Ozean nördlich der Azoren. Seine kurze Warmfront verlief nach Süden und die
Kaltfront bildete einen Bogen nach Südwesten, wo sie noch über dem Ozean in
eine Warmfront eines unbenannten Tiefdruckgebildes überging.
Bis zum 05.04. hatte sich Tief ISABEAU weiter
verstärkt und sich leicht nach Nordosten verlagert, wo es um 01 Uhr MEZ mit
einem Druck von ca. 975 hPa auf geografischer Breite des Ärmelkanals lag. Die schnellere
Kaltfront hatte die langsamere Warmfront eingeholt und angehoben, sprich die
Fronten der Zyklone okkludierten. Die Okklusionsfront bildete einen Bogen um
das Tiefdruckzentrum und zog sich nach Südosten bis auf nördliche Breite der
Nordspanischen Küste, wo sie sich in die kurze nach Süden verlaufende Warmfront
und die nach Südwesten gebogene Kaltfront aufspaltete. Die Fronten stellten
Luftmassengrenzen zwischen feuchter, kalter Luft aus subpolaren bis arktischen Regionen
und feuchter, warmer Subtropikluft dar. Zur gleichen Zeit befanden sich auf der 500 hPa
Karte über dem Zentrum des hochreichenden Tiefs ISABEAU Bereiche stark
absinkender Luft in rund 5,5 km Höhe, wodurch sich dort am Boden ein kleiner
Bereich wärmerer Luft gebildet hat. Die deshalb auf der 850 hPa Karte von etwa
1,5 km Höhe vorhandenen starken Temperaturgradienten verursachten starke, konvektive
Bewölkung, die entlang der Okklusion eine Spirale um das Zentrum bildete und
ebenfalls zwischen Warm- und Kaltfront vorhanden war. In Lajes auf den Azoren
war es so wolkig bei maximalen 19°C, Spitzenböen von bis zu 40 km/h und 5 mm
gefallenem Niederschlag im Verlauf von 24 Stunden. Am 06.04. um 01 Uhr MEZ lag
der Kern des Tiefs ISABEAU in zwei Einzeltiefs gespalten westlich der
Britischen Inseln mit je 985 hPa Kerndruck über dem Atlantik. Vom nördlicher
gelegenen Kern des Tiefs ISABEAU II ging die verkürzte, bis an die irische
Nordküste reichende Okklusion aus, von wo die Warmfront nach Südosten bis an
den Ärmelkanal reichte, während die Kaltfront sich nach Südwesten über die portugiesische
Küste bis über den Ozean westlich von Nordafrika zog. In 5,5 km Höhe hatte sich
das Absinken der Höhenluft weiter verstärkt und sich nach Süden ausgebreitet, das
heißt in beiden Tiefdruckgebieten war lokal begrenzt durch Absinken Warmluft
vorhanden. Zusätzlich war die sonst von West nach Ost verlaufende Höhenströmung
gestört, was bedeutet, dass im Westen der Störung maritime Polarluft nach Süden
und im Osten maritime Subtropikluft nach Norden bis über das europäische
Festland transportiert wurde. Die Bewölkung war vor Allem noch über dem
nördlichen Kern des Tiefs ISABEAU II, über der Okklusion, zwischen den Fronten
über den Britischen Inseln und als Band entlang der Kaltfront vorhanden,
welches im Laufe des Tages die iberische Halbinsel erreichte. Dort profitierten
Porto und La Coruña mit maximalen Temperaturen von 17°C und 18°C vom Südstrom
der Luft, jedoch brachte die Kaltfront an beiden Orten auch geringen Regen von
3 mm in 24 Stunden. Dublin verzeichnete im Warmsektor zwischen Warm- und
Kaltfront leichten Regen und maximale Temperaturen von 8°C.
Zum folgenden Tag hatte sich entlang
der Okklusion das Tief ISABEAU III entwickelt, dessen Kern um 01 Uhr MEZ mit
995 hPa vor der Nordküste Irlands und Großbritanniens lag. Die Okklusion zog
sich vom westlich von Irland liegenden Kern im Osten um die Britischen Inseln nach
Süden. Der Kaltlufttrog in 5,5 km Höhe zog sich weiter südwärts, wodurch immer
kältere Luft ins Zentrum der Zyklone transportiert wurde. Die Bewölkung um den
Okklusionsbereich brachte Dublin 2 mm Niederschlag in 24 h und ein Tagesmaximum
von 13°C, während London im Südstrom immerhin noch 17°C erreichte.
Zum 08.04. schwächte sich der
Tiefdruckkomplex ISABEAU ab, wodurch um 1 Uhr MEZ nur noch ein Tief mit einem
Kerndruck von rund 1005 hPa über der Schottischen Inlandsee vorhanden war, das
jedoch immer weniger den Höhenstrom beeinflusste. Die Okklusion zog sich vom
Kern aus nach Südwesten und Nordosten an die Nordspitze der Britischen Inseln.
Dort spaltete sie sich in eine kurze Kaltfront nach Osten und eine Warmfront
auf. Diese verlief im Bogen über die skandinavische Halbinsel durch die Ostsee
über Riga ins Festland. Ebendiese grenzte Arktische von gemäßigter Luft ab,
während entlang der Okklusion weiterhin Luft aus dem Süden nach Nordeuropa
befördert wurde und sich entlang beider Fronten immer dünnere Bewölkung befand.
Starke Temperaturunterschiede ließen sich in Norwegen festmachen, wo in Bergen
bei gemäßigtem Einfluss 2 mm Regen fielen und das Thermometer bis 12°C
anzeigte, jedoch in Oslo maximal 4°C zu messen waren. An der Okklusion war es
in Amsterdam dunstig bei bis zu 21°C.
Am 09.04. lag der Kern des
Tiefdruckgebietes ISABEAU um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von etwa 1005 hPa über
der Südküste Norwegens. Die Okklusion führt im Bogen um den Kern und spaltete
sich über der Skagerrak auf nach Nordosten an der Südküste Finnlands nach
Russland als Warmfront und nach Südwesten entlang der Nordseeküste des
europäischen Festlandes bis zum Ärmelkanal als Kaltfront. Somit wurde
kontinentale Subtropikluft bis nach Nordeuropa transportiert, wo sie auf polare
bzw. Arktische Luftmassen trifft. Dies war auch als ein breites Wolkenband vom
nordwestlichen Sibirien bis über die Nordsee auf den Satellitenbildern des
Tages zu sehen, jedoch waren die Temperaturgradienten in 5 km Höhe nicht mehr
so groß wie zuvor. In Göteborg war es im Bereich des Okklusionspunktes wolkig
und für die Jahreszeit sehr mild mit Höchsttemperaturen von 18°C. Weiter
südlich, in Kopenhagen, war es zwar wolkenlos, jedoch stieg das Thermometer im
Tagesverlauf nicht über 15°C. Während des Durchzuges der Kaltfront wurde in
Amsterdam dunstiges Wetter bei immerhin wieder maximalen 22°C gemeldet.
Im Laufe der Nacht schwächte sich das
Tiefdruckgebiet ISABEAU weiter ab und wurde ab dem darauf folgenden Tag nicht
mehr auf den Karten verzeichnet.