Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ISIDOR
(getauft am 02.08.2005)
Ein über dem Golf
von Genua entstandener Tiefdruckwirbel wurde am Dienstag, den 02.08.2005 auf
den Namen ISIDOR getauft. Am Tag seiner Namensgebung lag der Kern des
Tiefdruckgebietes um 01:00Uhr MEZ direkt über der Stadt Genua [Italien]. Die
relativ hohe Oberflächentemperatur des Mittelmeeres begünstigte dabei eine
rasche Entwicklung des Wirbels.
Noch im Laufe
dieses ersten Tages seines Tiefdruckgebiet-Daseins beeinflusste ISIDOR das
Wettergeschehen in großen Teilen Mitteleuropas und sogar in einigen Ländern
Nordafrikas. Die Kaltfront des Wirbels, welche vom Golf von Genua bis nach
Algerien und Tunesien reichte, war nur wenig wetteraktiv. Die Station in Tunis
meldete 5 Liter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Die
Wetterstation in Medenine hingegen bekam kein Niederschlag ab und registrierte
an diesem Tag ein Temperaturmaximum von 47,8°C. Wesentlich höhere
Wetteraktivitäten entwickelte die Warmfront von ISIDOR in Mitteleuropa
einschließlich der Alpen. Sie lenkte subtropische Luft weiter nordwärts bis
hinein nach Süddeutschland. Fürstenzell erzielte einen Tageshöchstwert von
28,5°C. Diesem Temperaturanstieg folgten jedoch teils kräftige
Aufgleitniederschläge. Gewitter brachten der Stadt Regensburg innerhalb von 24
Stunden 57 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Locarno [in den Tessiner Alpen]
meldete 41 l/m², Zürich kam auf 37 l/m², Genf auf 27 l/m² und Mailand
registrierte 26 Liter Niederschlag.
Am Mittwoch
[03.08.2005] verlagerte sich der Kern von ISIDOR weiter ostwärts bis nach
Serbien. Auf seinem Weg dorthin lenkte er wieder wärmere Luft bis in Odernähe,
so dass in Polen die Temperatur verbreitet auf 27-29°C anstieg. Selbst in der
Slowakei wurde vielerorts die 30-Grad-Marke überschritten. Ein ausgedehntes
Gebiet dynamischer Instabilität löste wieder viele Gewitter und
Starkniederschläge aus. So meldete die oberschlesische Wetterstation Ratibor 37
Liter pro Quadratmeter, in Luka [Tschechische Republik] fielen innerhalb von nur
6 Stunden ganze 52 l/m². Auch Istrien
und der Norden Italiens wurde von heftigen Gewittern erfasst [Rijeka 53, Ancona
41 Liter Niederschlag pro Quadratmeter].
Am Donnerstag
[04.08.2005] lag ISIDOR mit seinem Zentrum über dem Grenzgebiet Rumänien-Bulgarien.
Der Wirbel hatte also seine östliche Zugbahn sowie seine Niederschlagsaktivität
beibehalten. In einem breiten Niederschlagsband fielen innerhalb von 24 Stunden
verbreitet mehr als 50 l/m². Dabei traten zwei Schwerpunkte auf, die örtlich
über 100 l/m² vermeldeten: In Bulgarien meldete die Station in Sofia eine
24-stündige Niederschlagsmenge von 49 l/m², die nahe gelegene Bergstation
Mourgash jedoch 105 l/m². Ein zweiter Schwerpunkt lag in Ungarn, wo in Budapest
48-stündig 101 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen.
Im Laufe des
Freitags [05.08.2005] lenkte ISIDOR einen nördlicheren Kurs ein und lag mit
seinem Kern gegen Mittag im Südosten der Ukraine. ISIDOR bestimmte mit seinem
scheinbar stetig regenerierenden Regenband wieder den Wetterablauf über den
Balkanländern und in Griechenland. Sofia meldete in einem Zeitraum von 24
Stunden 113 Liter Niederschlag, die Bergstation Mourgash sogar 198 Liter. In
der rumänischen Hauptstadt Bukarest registrierte die Wetterstation eine
24-stündige Niederschlagsmenge von 85 Liter pro Quadratmeter. Die
Tageshöchstwerte lagen in den betroffenen Ländern je nach Sonnenscheindauer
zwischen 16-33°C. So verzeichnete Sofia beispielsweise nur 16°C, während
Bukarest 32°C als Temperaturmaxima vermelden durfte.
Bis zum Montag, den
08.08.2005, blieb das Tiefdruckgebiet ISIDOR nahezu stationär über der
Nordwestküste des Schwarzen Meeres liegen. In diesem Zeitraum fielen
beispielsweise in Ljubljana 78, in Belgrad 25 Liter, in Zagreb 24 und in
Bukarest 15 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Im späteren verlauf des
Montages zog ISIDOR in Richtung Norden weiter. Am Dienstag war der
Tiefdruckwirbel dann schließlich an der polnischen Ostseeküste angekommen. Auf
dem Weg dorthin brachte er den Städten Minsk und Wilna 48-stündige Niederschlagsmengen
von 74- bzw. 180 Liter pro Quadratmeter, bei Tageshöchstwerten von 16-18°C. Die
Stadt Königsberg registrierte allein am Dienstag [09.08.2005] 137 Liter
Niederschlag.
Am Mittwoch lag
ISIDOR mit seinem Kern über der Baltischen Ostseeküste und wieder brachte der
Tiefdruckwirbel in weiten Teilen Skandinaviens, dem Baltikum und dem nördlichen
Polen ergiebige und lang anhaltende Niederschläge. Vielerorts wurden in nur 6
Stunden 30 l/m² gemessen. An seiner Ostflanke führte ISIDOR Luft subtropischen Ursprungs
bis nach Lappland. So stieg die Temperatur selbst auf der Halbinsel Kola auf
Werte um 27°C. In Deutschland hingegen
blieb es bei Temperaturen um 20°C recht kühl. Ursache hierfür war die an der
Westflanke von ISIDOR nach Süden geführte Meeresluft subpolaren Ursprungs.
Bis zum Freitag
verlagerte sich das Tiefdruckgebiet nur wenig. Der Wirbel blieb mit seinem Kern
über der mittleren Ostsee liegen und bestimmte weiterhin den Wetterablauf in
Mitteleuropa.
Samstag [13.08.05]
befand sich ISIDOR mit seinem Zentrum im Bereich der nördlichen Ostsee
[Bottnischer Meerbusen]. Mit seinem Niederschlagsgebiet bestimmte der Wirbel
nun jedoch „nur noch“ den Skandinavischen Raum. In Helsinki, wo zu diesem
Zeitpunkt die Leichtathletikweltmeisterschaften stattfanden, hatte es
beispielsweise seit dem 04.08.2005 nahezu täglich geregnet. Es wurden innerhalb
von 9 Tage mehr als 100 Liter Niederschlag registriert.
Unter ständiger
Abschwächung zog ISIDOR in den nächsten Tagen weiter in Richtung Nordosten, ehe
der Tiefdruckwirbel im Verlaufe des 18.08.2005 aus dem Auszuggebiet unserer
Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am ? von Ronny Büttner
Wetterkarte: 10.08.2005
Pate: Advisory