Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet IVEN

(getauft am 13.12.2011)

 

Mitte Dezember befand sich über dem mittleren Nordatlantik eine starke Höhenströmung in rund 5500 m Höhe. Diese ist für die Verlagerung von Tiefdruckgebieten entscheidend. In dieser turbulenten Strömung zeichnete sich am 13.12.2011 die Entstehung eines neuen Tiefdruckgebietes ab. Dieses wurde auf der Prognosekarte für 13 Uhr MEZ des Folgetags auf den Namen IVEN getauft.

Bereits in der Nacht zum 14.12.2011 entwickelte sich der Wirbel IVEN und befand sich um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über der Bretagne. Der Kern wies dabei einen Druck von ca. 995 hPa auf. Von dort ausgehend erstreckten sich eine Kaltfront in einem südwestlichen Bogen über den Golf von Biskaya und der Nordspitze der Iberischen Halbinsel hinweg bis über den Atlantischen Ozean, ca. 500 km westlich der Nordwestspitze Spaniens. Die Warmfront  verlief  wenige 100 km südostwärts bis über den Raum der französischen Stadt Tours.

Die schnell ziehende Zyklone IVEN brachte turbulentes Wetter mit sich. So fielen innerhalb von 12 Stunden bis um 07 Uhr MEZ verbreitet Niederschläge im Bereich mehrerer Millimeter. So meldete die Küstenstadt Boulogne zum Beispiel eine Regenmenge von 15 mm. Die ergiebigen Niederschläge gingen teilweise sogar mit Gewittern einher, die im Dezember und besonders in Dezembernächten äußerst selten sind. Die Station Nante südlich der Bretagne meldete beispielsweise um 01 Uhr MEZ Gewitteraktivität, die Station in Boulogne folgte damit um 07 und 19 Uhr MEZ. Hinzu kam kräftiger Wind, der in Böen 76 km/h, also Windstärke 9 erreichte. Dieser Sturm führte gleichzeitig auch milde Luftmassen mit sich, sodass die Temperatur ihr Maximum in der Nacht mit knapp 9°C erreichte. Im Verlauf des Morgens zog das Tiefdruckgebiet IVEN weiter Richtung Nordosten und erreichte mit seinem Frontengebiet Deutschland. Das Tief brachte auch in weiten Teilen Deutschlands größere Regenmengen mit sich, sodass auf dem Brocken  bis zum Morgen innerhalb von 24 Stunden 16 mm registriert wurden. Außerdem meldete die Station Spitzenböen von 133 km/h, die damit im Orkanbereich liegen.

Aufgrund der weiterhin starken Höhenströmung verlagert sich das Tief IVEN  bis zum Morgen des 15.12.2011 rasch weiter nordöstlich.
Um 01 Uhr MEZ befand sich der Tiefdruckwirbel mit seinem Kern über der schwedischen Insel Gotland und weis einen Druck von etwa 995 hPa auf. Die Zyklone besaß mittlerweile eine Okklusionsfront. Diese entsteht, wenn die generell schneller ziehende Kaltfront die Warmfront einholt und dadurch eine Mischfront gebildet wird. Diese Okklusion erstreckte sich vom Kern ausgehend östlich bis über Westlettland. Von dort, dem sogenannten Okklusionspunkt, ausgehend reichte eine Kaltfront in einem südlichen Bogen über Polen hinweg bis nach Budapest und ging über Kroatien in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über. Die Warmfront des Tiefs IVEN erstreckte sich vom Okklusionspunkt aus südostwärts bis nach Minsk. Die Zyklone schwächte sich zwar leicht ab, es fielen jedoch weiterhin Niederschläge. Das in der Nähe von St. Petersburg gelegene Petrozavodsk meldete eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 9 mm.

Im Tagesverlauf  zog das Tiefdruckgebiet weiter nordöstliche und befand sich am Morgen des 16.12.2011 um 01 Uhr MEZ über dem Raum von Murmansk. Das Tief IVEN besaß zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von rund 990 hPa. Vom Kern aus reichte eine Okklusionsfront in einem südöstlichen Bogen über Archangelsk am Weißen Meer hinweg bis ca. 100 km nordwestlich von Moskau. Erneut wurden verbreitet Niederschläge registriert, wie zum Beispiel in Archangelsk, wo bis zum Morgen des Folgetages innerhalb von 24 Stunden rund 5 mm gefallen sind. Mit einer Höchsttemperatur von knapp 3°C wurden auch hier verhältnismäßig warme Temperaturen erreicht. Die Mitteltemperatur des Dezembers liegt dort zum Vergleich bei rund -10°C. Aufgrund der relativ hohen Temperaturen fielen die Niederschläge oft sogar in flüssiger Form. Bis zum Morgen des 17.12.2011 verlagerte sich das Tief IVEN weiter nördlich und schwächte sich gleichzeitig stark ab. Ursache dafür war die deutlich schwächer gewordene Höhenströmung. Somit konnte die Zyklone IVEN am Morgen des 17.12.2011 nicht mehr als eigenständiges Tiefdruckgebiet auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Caroline Gdowska

Berliner Wetterkarte: 15.12.2011

Pate: Renate Heinecke