Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet JÖRG
(getauft
am 24.03.2015)
Am 24.03 wurde in der Prognose für 12 Uhr UTC des Folgetages, was 13
Uhr MEZ entspricht, die Entstehung eines Tiefdruckwirbels über
Mitteldeutschland vorhergesagt. Da dieser Wirbel das Wettergeschehen in
Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde dieser auf den Namen JÖRG getauft.
Das Tiefdruckgebiet JÖRG, welches bereits in der Nacht zum 25.03.
aus einer wellenförmig deformierten Front des über Nordrussland liegenden
Wirbels ISEGRIM hervorgegangen war, befand sich gegen 00 Uhr UTC mit einem
Kerndruck von knapp unter 1005 hPa westlich des Rheins, unweit von Trier. Ein
eigenständiges, dem Wellentief JÖRG direkt zuzuordnendes Frontensystem konnte
zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht analysiert werden. Im Laufe des Tages entstand
entlang des sich entwickelnden Wirbels ein Niederschlagsband, welches besonders
über Dänemark und Norwegen teilweise ergiebige Regenmengen mit sich brachte. So
fielen binnen 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 26.03. in Tylstrup
27,4 mm, bei Landvik 27,9 mm und am Leuchtturm von Torungen bis zu 32,2 mm Regen. In den meisten Regionen
Deutschlands blieb es, mit Ausnahme des äußersten Nordwestens sowie über dem
von einem anderen Wirbel beeinflussten Alpenraums, weitestgehend trocken. Bis 06
Uhr UTC wurden innerhalb von 24 Stunden aus Aachen 5,5 mm, aus Emden 8,7 mm und
aus Helgoland 12,5 mm gemeldet. In Mittel- und Ostdeutschland, wie
beispielsweise in Magdeburg oder Berlin, wurden oft nur vereinzelte Tropfen
oder Niederschlagsmengen unter 0,3 mm registriert.
Im Laufe des Tages war das Zentrum des Wirbels JÖRG nach Norden
gezogen und lag mit einem Druck von weiterhin knapp 1005 hPa am 26.03. gegen 00
Uhr UTC über Dänemark. Vom Kern erstreckte sich zum einen eine Warmfront über
Minsk nach Osten, die sich südlich von Moskau mit der Kaltfront des Tiefs
ILSEGRIM verband, und zum anderen eine Kaltfront vom Kern ausgehen über München
nach Süden, die über den Alpen in das Frontensystem eines bei Genua liegenden
unbenannten Wirbels überging. Die Ausläufer des Wirbels JÖRG überquerten im
Tagesverlauf Polen und das südliche Skandinavien in nordöstlicher Richtung. Bis
06 Uhr UTC wurden dabei innerhalb von 24 Stunden aus Opole
16,1 mm, aus Oslo 24,3 mm und aus dem schwedischen Malung bis zu 25,1 mm teils
schauerartig verstärkten Regens gemeldet. In Deutschland hingegen wurden im
selben Zeitraum trotz überwiegend dichter Bewölkung nur geringe Niederschlagsmengen
beobachtet. Die Kaltfront, die Deutschland und den polnischen Raum von West
nach Ost überquerte, drängte die zuvor vorherrschenden Luftmassen der mittleren
Breiten nach Osten ab, wodurch sich nachfolgend mit dem Einfließen subpolarer
Meeresluft ein deutlich kühlerer Witterungsabschnitt einstellte. Wurden am
Vortag in Dresden und Bamberg noch Tageshöchstwerte von 18,7 bzw. 20,4°C
erreicht, stiegen die Temperaturwerte am 26.03. lediglich noch auf maximal
9,7°C in Dresden bzw. auf 8,8°C in Bamberg. In Krakau, das sich zu diesem
Zeitpunkt noch im Warmluftsektor, also der von Warm- und Kaltfront
aufgespannten Bereich, befand, wurden hingegen nochmals bis zu 17,8°C gemessen.
Zum 27.03. war das Zentrum der an Stärke verlierenden Zyklone JÖRG
von seiner ursprünglich nördlichen Zugbahn nach Osten gezogen und befand sich gegen
00 Uhr UTC mit nahezu gleich gebliebenen Kerndruck über Gotland, östlich von
Schweden. Nordwestlich des Kerns ausgehend beschrieb die Warmfront einen Bogen
über Stockholm und Talinn nach Südosten, ehe sie sich
über der Ostukraine mit dem Frontensystem des nach Sibirien gezogenen Tiefs
ILSEGRIM verband. In südlicher Richtung erstreckte sich zudem die Kaltfront von
Gotland über Königsberg und Wien bis in den Norden Italiens. Bereits in den
Mittagsstunden wurde der sich langsam nach Norden verlagernde Tiefdruckwirbel
JÖRG in die Zirkulation der sich von Dänemark nach Finnland verlagernden
Zyklone KLAUS aufgenommen, sodass der 27.03. zugleich der letzte Tag war, an
dem das Tief JÖRG als eigenständiger Wirbel auf der Berliner Wetterkarte
analysiert und auf ihr namentlich verzeichnet werden konnte. Zuvor brachten die
dem Tief JÖRG direkt zuzuordnenden und über Mittel- und Nordschweden in Schnee
übergehenden Niederschläge in den 12 Stunden bis 18 Uhr UTC in Malung 3 mm, in Gavle 7 mm und bei Hoting bis zu
13 mm. Ohne den Einfluss des Warmluftsektors sanken nachfolgend auch in Krakau
die Temperaturen wieder auf für die Jahreszeit üblichere Tageshöchstwerte der
Temperatur von 13,7°C am 27.03. bzw. 8,1°C am Folgetag.
Geschrieben am 23.05.2015 von Christian Ulmer
Berliner Wetterkarte: 26.03.2015
Pate: Jörg Pohl