Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JÖRN

(getauft am 07.10.2011)

 

Anfang Oktober zog ein Tief vom ostkanadischen Bereich über die Labradorsee. Am 07.10.11 wurde das Tiefdruckgebiet auf den Namen JÖRN getauft, da dieser für das Europäische Festland wetterwirksam werden sollte.

Das Tiefdruckgebiet lag am Tauftag um 01 Uhr MEZ ungefähr 200 km nordöstlich von Neufundland und besaß einen Kerndruck von etwa 985 hPa. Vom Kern der Zyklone erstreckte sich eine Okklusionsfront, d.h. eine Front die sowohl Eigenschaften einer Warm-, als auch einer Kaltfront besaß und bogenförmig in nordöstliche Richtung bis einige Hundert Kilometer vor die Südspitze Grönlands reichte. Dort teilte sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront. Die Warmfront erstreckte sich in einem Bogen in südöstliche Richtung über den Nordatlantik, wobei sie etwa 1000 km entfernt von der nordwestlichen Spitze der Ibirischen Halbinsel in die Kaltfront eines vorangegangen Frontensystem überging. Die Kaltfront reichte in Form eines südwestlichen Bogens bis etwa 1000 km vor die Bermudas und ging schließlich in die Warmfront eines nachfolgenden Frontensystems über. Im Bereich der Kaltfront sank durch das Einströmen von kalten Luftmassen die Temperatur in Gander auf der Halbinsel Avalon von maximal 10°C am Vortrag bis zu einer Höchsttemperatur von 4°C am 07.10.11.

Im Tagesverlauf zog Tief JÖRN nordöstlich in Richtung Grönland und lag in der Nacht zum 08.10.2011 im Bereich der Südspitze Grönlands. Der Tiefdruckwirbel bestand nun aus zwei Kernen, wobei der erste, südlich von Grönland gelegene Kern frontenlos war und einen Druck von rund 985 hPa besaß. Der zweite Kern befand sich im Raum Angmagssalik und betrug einen stärkeren Kerndruck von etwa 990 hPa. Von diesem Kern aus verlief eine Okklusionsfront in einem nordöstlichen Bogen und teilte sich westlich von Island über dem Nordatlantik in Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief in südöstlicher Richtung bis vor die Irische Westküste und reichte von dort aus wenige 100 km in südliche Richtung bis auf die Breite der Bretagne. Die Kaltfront erstreckte sich in südwestlicher Richtung bis über den mittleren Nordatlantik und ging schließlich in das Frontensystem von Ex-Hurrikane PHILLIPE über. Im Laufe des Tages zogen über Reykjavik die Warm-, und Kaltfront des Tiefdruckgebietes JÖRN hinweg. Aufgrund von Aufgleitprozessen im Bereich der Warmfront und Hebungsprozessen im Bereich der Kaltfront stiegen in diesem Raum weiträumig milde und feuchte Luftmassen auf. Dies führte im Laufe des 08.10.11 in Reykjavik zu Regen und einer Niederschlagsmenge von 10 mm.

Das Tiefdruckgebiet verlagerte sich bis zur nächsten Nacht in Richtung Osten und lag am 09.10.2011 um 01 Uhr MEZ mit vereinigtem Kern, dessen Druck rund 975 hPa betrug, über der Nordküste Islands. Vom Kern ausgehend erstreckte sich eine Okklusionsfront in einem südöstlichen Bogen bis über die Nordspitze Schottlands und teilte sich dort in eine Warm-, und eine Kaltfront. Die Warmfront reichte in südliche Richtung entlang der Britischen Nordseeküste bis zur Normandie. Die Kaltfront verlief in südlicher Richtung und ging über dem mittleren Nordatlantik in die Warmfront von Ex-Hurrikane PHILLIPE über. Außerdem existierte eine rücklaufende Okklusion, die vom Kern in südwestliche Richtung bis auf die Länge von Angmagssalik reichte. An diesem Tag befand sich Großbritannien im Einflussgebiet des Warmluftsektors, d.h. dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, sodass in London die Maximaltemperatur von 15°C am Vortrag auf eine Höchsttemperatur von 21°C anstieg.

Im Tagesverlauf zog Tief JÖRN langsam weiter Richtung Osten und lag in der Nacht zum 10.10.2011 mit unverändertem Kerndruck über Jan Mayen. Das Frontensystem bestand aus zwei Okklusionsfronten, wobei die nördlichere der beiden vom Kern aus in nordöstliche Richtung über das mittlere Weiße Meer reichte und in die Okklusionsfront eines vorangegangenen Tiefs überging. Die zweite verlief leicht bogenförmig vom Kern in südliche Richtung über Skandinavien bis über Dänemark, wo sie sich bei Kopenhagen in eine Warm- und eine Kaltfront teilte. Die Warmfront reichte in einem südwestlichen Bogen über Hamburg und Köln hinweg bis nach Zentralfrankreich. Die Kaltfront erstreckte sich Richtung Westen bis zur Englischen Nordseeküste wo sie in das Frontensystem eines neuentstandenen Tiefs überging.

Die Warmfront zog im Laufe des Tages von West nach Ost über Deutschland hinweg und führte verbreitet zu Niederschlagsmengen von mehr als 10 mm, wie z.B. 11,2 mm in Hamburg-Fuhlsbüttel. Außerdem wurden mit 65 km/h auf dem Wendelstein in den Bayerischen Alpen stürmische Böen registriert.

Am 11.10.11 um 01 Uhr MEZ lag Tief JÖRN mit einem Kerndruck von etwa 980 hPa über der Norwegischen See zwischen Jan Mayen und der mittleren Westküste Norwegens. Vom Kern aus verlief eine Okklusionsfront in nordöstlicher Richtung und spaltete sich 100 km vom Nordkap entfernt über der westlichen Barentssee in eine Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief nordöstlich über die Barentssee bis zur Westküste Nowaja Semljas. Die Kaltfront erstreckte sich in einem engen Bogen in südlicher Richtung bis zum Nordkap. Aufgrund der starken Druckunterschiede zwischen der Grönländischen Ostküste und dem Kern von Tief Jörn, mit rund 35 hPa Differenz, konnten auf Jan Mayen Winde von 109 km/h registriert werden, die einer Windstärke von 11 Bft entsprachen.

Zur Nacht des 12.10.11 löste sich die Okklusionsfront von Tief JÖRN auf. Somit lag die Zyklone, mit einem Kerndruck von rund 993 hPa um      01 Uhr MEZ über der Norwegischen See mittig zwischen dem Nordkap und Spitzbergen.

Dabei reichte die Warmfront rund 250 km in nordöstliche Richtung und ging dort in das Frontensystems eines vorangegangenen Tiefs über. Die Kaltfront reichte entlang der Norwegischen Westküste bis auf die Breite Trondheims.

Im Tagesverlauf verlagerte sich der Tiefdruckwirbel JÖRN weiter in Richtung Nordosten, sodass dieser am 13.10.11 außerhalb des Analysebereich der Berliner Wetterkarte gezogen war.

 


Geschrieben am 30.11.11 von Nina Caroline Gdowska

Berliner Wetterkarte: 10.10.11

Pate: Dr. Petra Mucha