Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JÜRGEN

(getauft am 17.11.2009)

 

Im Verlauf des 15.11.2009 zieht ein kleines Tief von Nordkanada über die Südspitze Grönlands, wo es sich in den folgenden 48 Stunden leicht verstärkte und am 17.11.2009 auf den Namen JÜRGEN getauft wurde. Auf der Höhenwetterkarte, in der mittleren Troposphäre in einer Höhe von 500 hPa, ist die Zyklone als eine deutliche Wellenstörung innerhalb eines Langwellentroges zu erkennen, der über dem Nordostatlantik und der Nordsee liegt. Der Kerndruck des Tiefdruckgebietes liegt unterhalb von 985 hPa.

In den folgenden 24 Stunden verlagert sich Tief JÜRGEN rasch entlang der weitgehend meridionalen Höhenströmung weiter nach Osten und überquert gegen Mittag Dänemark, wobei sein Zentrum 12 Stunden zuvor noch über Irland gelegen hat. Während dieser raschen Verlagerung blieb der Kerndruck der Zyklone weitgehend unverändert, jedoch konnte sich Hoch BEATA über Südeuropa verstärken, was zu einem deutlich stärkeren Druckgradienten zwischen Nord- und Süddeutschland führte. Die ursprüngliche Zyklone JÜRGEN blieb dabei als kleine Wellenstörung des Langwellentroges erhalten. Des Weiteren bildete sich ein rasch entwickelnde Kurzwellenzyklone JÜRGEN II aus, die aufgrund eines starken Druckgradienten vor allem in der Nordhälfte Deutschlands für Sturmböen sorgte, in weiten Teilen Schleswig-Holsteins wurden schwere Sturmböen oder orkanartige Böen gemessen wie auf Sylt, Helgoland oder am Leuchtturm Kiel. Dies entspricht Windstärke 10 bis 11. Im Norden Schleswig-Holsteins in Glücksburg (119 km/h) wurden sogar einzelne Orkanböen, (Windstärke 12!)  registriert. Aufgrund der raschen Verlagerung der Sturmzyklone fiel nur örtlich ergiebiger Niederschlag. So fielen z.B. in Schleswig-Holstein verbreitet 10 bis 17 l/m² innerhalb von 24 Stunden. And der Ostsee die weniger vom Sturm betroffen war, obwohl auch auf Rügen am Kap Arkona orkanartige Böen (Windstärke 11) gemessen wurden, fielen nur 5 bis 11 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden. Aufgrund einer starken Südwestanströmung während des Sturmes blieben die Temperaturen bei für diese Jahreszeit milden Werten. Die Höchstwerte lagen zwischen 9°C und 14°C. Bis zum 19.11.2009 verlagerte sich die Sturmzyklone JÜRGEN mit der Höhenströmung weiter nach Nordosten, die kleine Randzyklone, die noch am Vortag Orkanböen in den Norden Deutschlands gebrachte hatte sich innerhalb der letzten Stunden über der Ostsee aufgelöst. Am Morgen des 19.11. lag der Wirbel JÜRGEN bereits mit einem Kerndruck von 995 hPa über dem Baltikum. Der Sturm hatte sich jedoch bereits in den Abendstunden des Vortages deutlich über der östlichen Ostsee abgeschwächt, starke Böen wurden nur noch am Kap Arkona mit Windstärke 11 gemessen. In den folgenden 24 erfolgt eine starke Abschwächung des Wirbels der sich weiter nach Osten verlagert hatte und nun über dem westlichen Russland lag. In der Höhenwetterkarte ist das Tief JÜRGEN weiterhin als markanter Trog zu erkennen, in der Bodenwetterkarte jedoch nur als schwaches Tief auszumachen, welches im Bereich des südlichen Russlands für leichte Niederschläge sorgte. Bis zum 22.11.2009 löste sich die ehemalige Sturmzyklone JÜRGEN endgültig über Südrussland auf und wurde fortan nicht mehr auf der europäischen Wetterkarte geführt.

 


Geschrieben am 15.01.2010 von Tobias Mahnkopf

Wetterkarte: 18.11.2009

Pate: Jürgen Harder