Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet JAKOB
(getauft am 31.10.2005)
Das
Tiefdruckgebiet JAKOB entstand am 31.10.2005 südwestlich von Neufundland mit
einem Kerndruck von 995 hPa.
In
den folgenden Tagen verlagerte sich
JAKOB weiter Richtung Osten bis vor die Britischen Inseln. In den
Morgenstunden des 2.11. setzte im äußersten Westen Deutschlands Regen ein, der
an die Ausläufer des Tiefs, welche sich mit hoher Geschwindigkeit nordostwärts
verlagerten, geknüpft war. Vor allem in der Bretagne und in Wales kam es zu
ergiebigen Niederschlag, wobei z.B. in Plymouth 24 Liter pro Quadratmeter
innerhalb von 12 Stunden fielen. Bis zum Abend regnete es vor allem westlich
des Rheins zeitweise.
In
der Nacht zum 3.11. kam der Regen ostwärts voran und erreichte am Morgen mit
seiner Vorderkante Rügen, das Vogtland und Ostbayern und zog im
Vormittagsverlauf rasch über die Osthälfte hinweg nach Polen und Tschechien.
Mittags lockerte dann die Wolkendecke auf, wobei in Berlin-Dahlem um 12 UTC
bereits 15,7°C gemessen wurden. Noch milder war es mittags von Niedersachsen
bis zum Oberrhein, wo verbreitet 17 bis 20°C auftraten. Diese ursprünglich aus
subpolaren Breiten stammende Luftmasse (mPs) hatte sich auf ihrem weiten Weg um
das Tiefzentrum von JAKOB herum über subtropischen Meeresgebieten sehr stark
erwärmt. So lag die Wassertemperatur bei den Azoren bei Werten um 20°C, um
Madeira sogar noch bei 22°C.
Auch
in den nächsten Tagen befand sich Mitteleuropa unter einer kräftigen
Südwestströmung, die im 500 hPa-Niveau über Nordwestdeutschland
Windgeschwindigkeiten bis 60 Knoten aufwies. Dazu weitgehend strömungsparallel
erstreckte sich ein Tiefausläufer von JAKOB von der Iberischen Halbinsel über
Frankreich und Deutschland hinweg bis nach Skandinavien. Dort bildete sich im
Tagesverlauf eine Welle, die mit der Südwestströmung nordostwärts wanderte und
am Morgen des 4.11. über Südfrankreich lag. Sie verursachte tagsüber in
Portugal und Spanien, nachts dann auch in Frankreich ergiebige Regenfälle von
10 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Das Niederschlagsfeld griff in der zweiten
Nachthälfte auch auf den äußersten Südwesten Deutschlands über. Bis zum Morgen
des 4.11. waren z.B. in Saarbrücken 14 Liter pro Quadratmeter gefallen. Das
Regengebiet schwächte sich dann am Vormittag ab. Mit der vorherrschenden
Südwestströmung gelangte so außerordentlich milde Meeresluft nach Deutschland.
Dabei wurden an einigen Wetterstationen neue Rekordwerte für den November
registriert. In Karlsruhe wurde beispielsweise der alte Rekord von 20,7°C in
einer immerhin seit 1876 bestehenden Reihe mit dem Maximum vom 3.11. von 21,8°C
deutlich übertroffen. Auch in Freiburg wurde mit 21,6°C ein neuer Höchstwert
für den November gemessen. In Berlin-Dahlem konnte mit einem Maximum von 17,7°C
die zweithöchste Novembertemperatur seit Aufzeichnungsbeginn verzeichnet
werden. Noch wärmer war es hier am 1.11.1968 mit 19,5°C gewesen. In der weiter
bis ins Jahr 1893 zurück reichenden Potsdamer Klimareihe ist allerdings für den
5.11.1899 mit 21,5°C ein noch deutlich höherer Wert verzeichnet worden.
Am
5.11. zog die Kaltfront des nordeuropäischen Tiefs JAKOB, was zwischenzeitlich
zwei Kerne aufwies, von Westen her über Deutschland hinweg. In ihrem Bereich
regnete es verbreitet längere Zeit. Die höchsten Niederschlagssummen wurden im
Bereich der Mittelgebirge gemessen, wo z.B. auf dem Kahlen Asten 11, auf der
Wasserkuppe 14, auf dem Kleinen Feldberg im Taunus 18 und auf dem Feldberg im
Schwarzwald 16 l/m² fielen. Wesentlich größere Mengen gab es im Südosten
Frankreichs, wo z.B. in Marseille 33 l/m² gemessen wurden, in Grenoble 44 und
in Montelimar sogar 50 l/m².
Im
weiteren Verlauf verlagerte sich das Tief JAKOB weiter nordostwärts und konnte
am 7.11. das letzte mal in der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben am 25.11.2005 von Andrea Schöne
Wetterkarte: 05.11.2005
Pate: Jakob Straubel