Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JANETT
(getauft am
25.08.2016)
Am 25.08.2016
befand sich über Frankreich eine Konvergenz, bei der die Luft am Boden
zusammenströmt, dadurch zum Aufsteigen gezwungen wird und sich dort oftmals
Schauer und Gewitter bilden. Im Bodendruckfeld kam es
dadurch zu leichtem Druckabfall, so dass sich tagsüber entlang dieser
Konvergenz eine Zone tiefen Luftdruckes ausbildete. Da ersichtlich war, dass an
dieser Tiefdruckrinne eine Zyklogenese, also der Prozess der Entstehung eines
Tiefdruckgebietes, beginnen sollte, wurde für den folgenden Tag das neu
entstandene Tiefdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
JANETT getauft.
Am
darauffolgenden Tag um 00 Uhr UTC, was einer Zeit von 02 Uhr MESZ entspricht,
lag das Tiefdruckgebiet JANETT bei einem Kerndruck von unter 1015 hPa mit
seinem Zentrum über der Nordsee. Die mit diesem System einhergehende Warmfront
verlief vom Zentrum ausgehend nordöstlich über Oslo bis Helsinki. Bei einer
Warmfront schiebt sich eine Luftmasse wärmerer Luft über eine Luftmasse
kälterer Luft. Dabei entstehen großflächige Schichtwolken, die zu länger
anhaltendem Regen führen können. Eine Kaltfront verlief vom Kern ausgehend in
südwestlicher Richtung über London bis zum Golf von Biskaya, die sich in
südöstliche Richtung verlagerte. Bei einer Kaltfront schiebt sich eine
Kaltluftmasse unter eine Warmluftmasse und hebt diese dadurch an. Bei diesem
Prozess entstehen häufig Quellwolken mit schauerartigen Regenfällen, zudem
können Gewitter entstehen. Mit Durchzug des Frontensystems des Tiefs JANETT kam
es an Teilen der Nordseeküste Großbritanniens zu Regenmengen von über 20 mm in
24 Stunden bis 06 Uhr UTC. So zum Beispiel in Loftus Samos, wo 24,6 mm Regen in
24 Stunden gemessen wurden und zudem nur noch eine Höchsttemperatur von 19,3ºC
erreicht wurde, nachdem am 24.08. noch 25,8ºC gemessen wurden. In Linton-On-Ouse in Großbritannien fielen bis 06 Uhr UTC in
einem Zeitraum von 24 Stunden 29,2 mm Regen.
Bis zum Folgetag
hatte sich die Zyklone JANETT um ca. 1000 km in Richtung Nordosten verlagert.
Der Kern befand sich um 00 Uhr UTC nördlich von Trondheim in Norwegen. Vom Kern
mit einem Druck von ca. 995 hPa ausgehend war auf der Analysekarte der Berliner
Wetterkarte des selbigen Zeitpunktes die Entstehung einer Okklusion zu
erkennen. Eine Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht wenn die schneller
ziehende Kaltfront die langsamere Warmfront einholt und anhebt. Die
Wetterverhältnisse beim Durchgang einer Okklusion können Eigenschaften sowohl
der Kalt- als auch der Warmfront haben. Der Okklusionspunkt, also die Stelle,
an der die Kaltfront die Warmfront erreicht, lag zwischen Schweden und Finnland
über dem Bottnischen Meerbusen etwa auf der Höhe der finnischen Stadt Vaasa.
Die Warmfront erstreckte sich von dort ausgehend in Richtung Südosten über
Sankt Petersburg bis Moskau, während die Kaltfront in einem leichten Bogen über
die Ostsee nach Südwesten über Köln bis nach Nordfrankreich reichte, wo sie in
das Frontensystem des Tiefdruckgebietes KITTY überging. Um 06 Uhr UTC wurden im
norwegischen Bergen an diesem Tag für einen Zeitraum von 24 Stunden nach dem
Durchzug der Kaltfront eine Niederschlagsmenge durch Regenschauer von 46 mm
gemessen, in Fossmark waren es im selben Zeitraum
sogar 63,2 mm. In Bergen wurde zudem nach einer Maximaltemperatur von 19,1ºC am
Vortag nur noch ein Wert von 16,0ºC erreicht. Im russischen Borovici,
das zwischen St. Petersburg und Moskau liegt, erhöhte sich hingegen die
Maximaltemperatur im Vergleich zum Vortag nach Durchzug der Warmfront um 9,7
Grad auf 27,7ºC. Beim Passieren des Tiefs JANETT wurden im Tagesverlauf
schauerartige Niederschläge und Gewitter beobachtet. In Arkhangelsk
wurden zum Beispiel Windböen von bis zu 57,6 km/h registriert. Auch an
zahlreichen Orten an den Küsten des Weißen Meeres war es am Abend zu Gewittern
und Regenschauern und teilweise sogar zu Hagelschauern gekommen. Dabei wurden
vielerorts Niederschlagsmengen von über 10 mm, teilweise auch bis 20 mm in 12
Stunden erreicht. Letztere wurden zum Beispiel im russischen Kovda gemessen. In Kem an der
Westküste des Weißen Meeres hatte es bis um 18 Uhr UTC bereits 17,0 mm Regen in
12 Stunden gegeben. Dabei war es vereinzelt zu Windböen von bis zu 79 km/h
gekommen, was auf der Beaufortskala der Windstärke 9 entspricht.
Am 28.08.2016
befand sich das Tief JANETT um 00 Uhr UTC über dem Nordosten des europäischen
Teils Russlands. Bei einem Kerndruck um 985 hPa lag das Zentrum ca. 200 km
nordöstlich von Arkhangelsk. Dabei hatte sich eine
rückseitige Okklusion gebildet, die der Zugrichtung der Kaltfront folgend
arktische Luftmassen brachte und sich südwestlich bis hin nach Helsinki
erstreckte. Der Okklusionspunkt wurde nun auf halber Strecke zwischen Arkhangelsk und Perm analysiert, von wo aus sich die
Warmfront mehr als 500 km Richtung Süden und die Kaltfront nordwestlich von
Moskau entlang bis zur Grenze zwischen Litauen und Weißrussland nach Südwesten
erstreckte. Beim Durchgang des Tiefs JANETT kam es in Arkhangelsk
zu einem Druckabfall von einem Wert über 1011 hPa auf Meeresniveau um 00 Uhr
des 26.08. auf einen minimalen Wert um 988 hPa bis 21 Uhr UTC des Folgetages.
Mit dem Durchzug der rückseitigen Okklusion war der Wert bis 18 Uhr UTC am
28.08. wieder auf über 1011 hPa gestiegen. Nach dem Frontendurchgang wurde in Kem nur noch eine Maximaltemperatur von 11,4ºC erreicht, im
Vergleich zu 18,4ºC am Tag zuvor. In Mud Jug an der
Ostküste des Weißen Meeres waren es nur noch 9,8ºC im Vergleich zu 15,5ºC am
Vortag. Dort hatte es 7 mm Regen in 12 Stunden und Böen bis Windstärke 8
gegeben. Im über 600 km nordöstlich von Arkhangelsk
liegenden Nar Jan-Mar waren bis um 03 Uhr UTC des
28.08. sogar 23 mm Regen in einem Zeitraum von 12 Stunden gefallen.
Bis zum 29.08.
hatte sich das Tiefdruckgebiet JANETT so weit nach Nordosten verlagert, dass
der Wirbel nicht mehr im Bereich der Berliner Wetterkarte zu erkennen war und
daher nicht weiter analysiert werden konnte.
Geschrieben am 31.10.2016 von Juliane Busch
Berliner Wetterkarte: 27.08.2016
Pate: Janett Reuthe