Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JANINE

(getauft am 29.12.2014)

 

Ende der letzten Dezemberdekade befand sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet über der Labradorsee, an dessen Front sich ein weiteres Tiefdruckgebiet bildete. Dieser Wirbel verlagerte sich weiter nach Osten und sollte Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa nehmen. Daher wurde dieser Wirbel am 29. Dezember 2014 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JANINE getauft.

Mit einem Luftdruck im Kern von unter 980 hPa wurde das Tief JANINE am 30. Dezember zwischen Grönland und Jan Mayen analysiert. Der Wirbel JANINE besaß bereits ein ausgeprägtes Frontensystem. Schon tags zuvor streiften die Fronten Island und brachten am Flughafen von Keflavik 8,0 mm Niederschlag in 9 Stunden bis 10 Uhr MEZ. Aber auch auf Jan Mayen fiel mit 12 mm in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ einiges an Niederschlag. Westlich vom Kern verlief eine Okklusionsfront nördlich in einem Bogen um diesen herum bis zum Okklusionspunkt über Jan Mayen. Bei diesem Frontentyp handelt es sich um eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, bei der die schneller ziehende hintere Kaltfront die vordere Warmfront im sogenannten Okklusionspunkt eingeholt hat. Von dort verlief eine Warmfront nach Südosten und verband sich über Norwegen in der Breite des nördlichen Polarkreises mit der Kaltfront eines unbenannten Tiefs über der Barentssee. Im Süden der Insel spaltete sich die Okklusion erneut auf, die Warmfront reichte nach Süden über Schottland und Irland, die Kaltfront erstreckte sich in südwestliche Richtung und ging in die Warmfront eines anderen Tiefs über. Bei der Warmfrontpassage wurden im norwegischen Bodo 10 mm und in Tromso 7 mm in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages registriert. Im Tagesverlauf okkludierte die Front weiter und brachte in Bodo in den folgenden 6 Stunden sogar 16 mm Regen. In Thorshavn auf den Färöer kamen aufgrund der Warm- und der Kaltfront 4 mm Niederschlag zusammen. Mit dem Einfluss maritimer Luftmassen subtropischen Ursprungs hinter der Warmfront erreichten die Temperaturwerte dort sogar 10°C. Aber auch im irischen Valentia war es mit 9°C als Höchsttemperatur ähnlich warm, dort verursachte die Warmfront hingegen keine wesentlichen Regenmengen. Im Tagesverlauf kam das Niederschlagsfeld weiter voran und erreichte auch Deutschland. Auf dem Brocken wurden dabei die höchsten Niederschlagswerte mit 12,3 mm in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ des Folgetages gemeldet, die als Schnee und am frühen Morgen als gefrierender Sprühregen beobachtet wurden. Dort herrschte Dauerfrost bei maximal -4°C. Nur an den Alpen kamen durch Staueffekte höhere Niederschlagmengen zusammen, wie in Stötten mit 14,6 mm, in Oberstdorf mit 13,2 mm, auf dem Hohenpeißenberg mit 17,8 mm und auf der Zugspitze mit 22,9 mm.

Bis zum Folgetag verstärkte sich der Wirbel JANINE unter Verlagerung nach Nordosten bis über die Barentsee auf einen Kerndruck von knapp unter 965 hPa. Dabei ging vom Kern eine Okklusion nach Nordwesten aus. Eine weitere Okklusion erstreckte sich zunächst nach Osten und führte danach in südliche Richtung über Finnland, wo sie den Charakter einer Warmfront annahm, sie verlief weiter über das Weiße Meer, das Baltikum, Polen und endete über dem Süden Deutschlands. Die Niederschlagsmengen fielen deutschlandweit gering aus und blieben meist unter 1 mm, in Bad Lippenspringe bei Paderborn wurden jedoch innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ des Folgetages 3,7 mm und auf dem Brocken 3 mm registriert. Vor allem in exponierten Lagen wurde steifer Wind beobachtet, wie auf der Schiffsstation an der Ems mit 14 m/s, auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 19 m/s und auch auf dem Brocken mit 18 m/s. Aber auch auf den Färöer traten beispielsweise hohe mittlere Windgeschwindigkeiten auf, wie in Thorshavn mit 16 m/s.

Bis zum 01. Januar verlagerte sich das Tief JANINE kaum, hatte sich jedoch wieder erheblich abgeschwächt. Der Luftruck im Kern wies 985 hPa auf. Von dort reichte die Okkluisonsfront über das Weiße Meer, den Moskauer Höhenrücken und weiter nach Südwesten bis über den Raum Kiew. Bei der Überquerung von Moskau fielen 24-stündig 0,8 mm Niederschlag bis 07 Uhr MEZ. Beeindruckender war hingegen der Temperaturanstieg durch die Warmfront. Während um 04 Uhr MEZ -18°C gemessen wurden, waren es 24 Stunden später nur noch -4°C. In Archangelsk gab es einen Temperaturanstieg von 5 Grad auf -9°C. Auch weiter südlich wurde in Kiew durch die maritimen Luftmassen der mittleren Breiten eine Höchsttemperatur von 0°C registriert, tags zuvor betrug sie noch -6°C.

Von Westen näherte sich ein weiteres Tief namens KLAUDIA, das den Wirbel JANINE bis zum Folgetag weiter nach Norden drängte. Dieses hatte sich inzwischen soweit abgeschwächt, dass es nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben von Daniela Schoster

Berliner Wetterkarte: 30.12.2014

Pate: Janine Kohlheim