Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JANNO
(getauft
am 20.01.2019)
Am
19.01.2019 bildete sich von Grönland aus ein Kaltlufttrog in der mittleren
Troposphäre in ca. 5,5 km Höhe. Das Zentrum des dazugehörenden Höhentiefs zog ostwärts
in Richtung des Nordatlantik. Am Boden bildete sich entlang der Frontalzone,
dem Bereich in dem die kältere Polarluft mit der wärmeren der mittleren Breiten
aufeinandertrifft, ein starkes Tiefdruckgebiet, dessen Hauptströmung vor
Neufundland auf Nordost drehte. Da sich durch diese Richtungsänderung eine
Beeinflussung des mitteleuropäischen Wetters abzeichnete wurde das
Tiefdruckgebiet am 20.01. in der Analysekarte der Berliner Wetterkarte auf den
Namen JANNO getauft.
Am
Tag der Taufe lag das Zentrum des Tiefdruckgebiets über der Labradorsee mit einem
Kerndruck von 982 hPa. Vom zentralen Tiefdruckwirbel zog sich eine Kaltfront in
weitem Bogen über den Nordwestatlantik. Vor der Kaltfront verlief eine kurze
Warmfront in südöstliche Richtung, die am Zentrum von der Kaltfront eingeholt
wurde. Die durch diesen Zusammenfluss entstandene Front wird als Okklusion
bezeichnet.
Der
westlichen Strömung folgend verlagerte sich das Tief JANNO an diesem Tag und
lag in den Morgenstunden des 21.01. vor der isländischen Westküste. Bis 00 Uhr
UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, hatte sich der Kerndruck auf knapp 970 hPa
vertieft. Vom Zentrum der Zyklone ausgehend zog eine Okklusion über die
westlichen Landesteile Islands. In der Hauptstadt Reykjavík brachte der
Frontdurchgang starke Schneeschauer, bis 06 Uhr UTC fielen 12-stündig 11 mm.
Vom Okklusionspunkt südlich von Island erstreckte sich eine Kaltfront über den
Nordatlantik. Die kürzere vorgelagerte Warmfront erstreckte sich südwärts vor
die schottische Küste.
Am
22.01. um 00 Uhr UTC lag das Zentrum der Zyklone JANNO weiterhin über Island. Entlang
des nun keilförmig südwärts ausgeprägten Höhentrogs zog sich eine
Okklusionsfront über die Britischen Inseln hinweg bis über den östlichen
Atlantik, wo sie vor der portugiesischen Küste in die Warmfront eines zu diesem
Zeitpunkt noch unbenannten Tiefdruckwirbels überging. In England und Schottland
sorgte die Überquerung durch die Okklusion für mäßig bis starke
Schneeregenfälle. So fielen in Charlwood in der
Grafschaft Surrey im Süden Englands innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC 10
mm und im südlichen Schottland bis zu 17 mm an Niederschlag in Eskdalemuir.
Auch in der Bretagne im Nordwesten Frankreichs setzten Regenschauer ein; in
Brest fielen bei leichten Plusgraden im selben Zeitraum 6 mm. Im Tagesverlauf
zog die Okklusionsfront ostwärts und brachte in den Benelux-Staaten leichten
Schneefall. Zum Haupttermin um 12 Uhr UTC wurde in Antwerpen und Ostende eine
Schneedecke von jeweils 2 cm gemeldet. In den Abendstunden erreichten die
Niederschläge den Westen Deutschlands, fielen dort aber schwach aus. So fielen
in Xanten 12-stündig bis 18 Uhr UTC 0,7 mm, in Dinslaken 0,3 mm und in
Düsseldorf 0,1 mm. Den meisten Niederschlag verzeichnete Kleve mit 3,5 mm.
Am
frühen Morgen des 23.01. hatten sich drei Tiefdruckkerne gebildet. Der
Bodenwirbel JANNO I verharrte unverändert über Island, schwächte sich aber
erheblich ab. Der Kerndruck lag bei etwa 993 hPa. Das Zentrum der stärkeren
Zyklone JANNO II, mit einem Kerndruck von 984 hPa, befand sich über der Nordsee
zwischen Schottland und Norwegen, JANNO III lag mit seinem Kern über Belgien. Die
drei Tiefdruckzentren wurden verbunden durch eine Höhenokklusion, die sich bis
in den Alpenraum erstreckte und sich dort mit der Okklusionsfront eines vor der
französischen Mittelmeerküste liegenden Tiefs verband. Das Tief JANNO III war
mit einem Kerndruck von 996 hPa das schwächste und bewegte sich unter Auflösung
im Tagesverlauf südwärts. Dabei brachte es im Nordwesten und Westen
Deutschlands noch einmal leichte Schneefälle. In Emden wurden zum Frühtermin um
06 Uhr UTC 1,3 mm 12 stündiger-Niederschlag und eine Schneedecke von 3 cm
gemeldet, auf der Insel Norderney lag der Schnee 2 cm hoch. Auch im äußersten
Westen Deutschlands hielten die Niederschläge bis in den Morgen an, in Jülich
wurden 12-stündig 1,8 mm Wasseräquivalent Niederschlag gemessen, bei einer
Schneedecke von 5 cm. Bis zum Abend hin schwächte sich der Tiefdruckeinfluss
über Deutschland immer weiter ab, bedingt durch das starke Hochdruckgebiet
BRIGIDA über Russland. Dadurch ließen die Niederschläge nach und die
vorherrschenden maritimen Luftmassen polaren Ursprungs wurden von kontinentalen
Luftmassen aus Sibirien abgelöst, was in weiten Teilen Deutschlands für einen
Temperaturabfall sorgte. Die Tiefstwerte im Norddeutschen Tiefland lagen bei
-8°C in Braunschweig und -7,4°C in Magdeburg, im Mittelgebirge wurden auch
-10°C unterschritten.
In
den ersten Stunden des Folgetages lag das Zentrum des Tiefdruckgebiets JANNO
über dem Nordmeer auf Höhe der Färöer-Inseln. Der Kerndruck der Zyklone hatte
sich gegenüber dem Vortag weiter abgeschwächt und lag bei knapp 1000 hPa. Vom
Zentrum des Tiefs zog sich die Okklusionsfront über die Nordsee bis über
Nordfrankreich. Am Morgen überquerte sie den Südwesten Norwegens und brachte
dabei Schneefälle, die örtlich auch kräftiger ausfallen konnten. Vor Haugesund
wurden 11 mm 12-stündiger Niederschlag gemeldet, in Bergen immerhin noch 3 mm,
sowie eine Schneedecke von 4 cm. Im weiteren Verlauf des 24.01. bewegte sich
der Kern von Tief JANNO weiter in nordöstliche Richtung und schwächte sich
dabei zunehmend ab.
So
betrug der Druck im Zentrum der Zyklone, das weiterhin über dem Nordmeer vor
der norwegischen Küste lag, um Mitternacht nur noch 1003 hPa. Entlang der Küste
erstreckte sich eine Okklusion in südliche Richtung, reichte aber nicht über
die Nordsee. Eine weitere kurze Okklusionsfront zog vom Kern aus in Richtung
Nordwesten über das Nordmeer. Vor der südlich verlaufenden Okklusion erstreckte
sich ein Niederschlagsfeld, das Mittelnorwegen mäßigen Schneefall bescherte. In
der Station des Flughafens von Mosjøen fielen
innerhalb von 24 Stunden 4,1 mm Schnee bei einer Tiefsttemperatur von -10°C. In
den weiteren Stunden zog das Tief JANNO weiter nordwärts und löste sich
schließlich auf, am 26.01. war das Tiefdruckgebiet nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet.