Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JASMIN

(getauft am 13.03.2020)

 

Aus einer Prognosekarte der Berliner Wetterkarte zum 14.03.2020 um 00 Uhr UTC ging hervor, dass ein Tiefdruckgebiet, welches sich in den Tagen zuvor über Nordamerika gebildet hatte, in den kommenden Tagen das Wettergeschehen in Europa beeinflussen würde. Dieses Tiefdruckgebiet wurde auf den Namen JASMIN getauft.

Am 14.03. um 00 UTC, also 01 Uhr MEZ, befand sich die Zyklone mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa über New Brunswick. Vom Kern aus verlief eine Warmfront südöstlich über den Atlantik, und eine Kaltfront südwestlich entlang der Küste Nordamerikas bis nach Washington D.C.

Bis zum 15.03. um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Tiefdruckgebiet JASMIN weiter nach Nordosten und befand sich über dem Atlantik nordöstlich von Neufundland. Die Zyklone hatte einen Kerndruck von fast 990 hPa und befand sich im okkludierten Zustand. Von einer Okklusionsfront spricht man, wenn die Kaltfront eines Tiefs auf ihre Warmfront trifft. Die Kaltluft schiebt sich unter die Warmluft und drückt diese nach oben, durch die Hebung entstehen meist dichte Wolkenfelder, die oft mit Niederschlagsereignissen verbunden sind. Die Okklusionsfront von Tief JASMIN verlief vom Kern aus zunächst nach Osten und anschließend südlich bis zum Okklusionspunkt, von wo aus die Kaltfront südwestlich und die Warmfront südöstlich verlief.

Am 16.03. um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern des Tiefs östlich von der Südspitze Grönlands. Die Zyklone hatte sich zum Vortag deutlich verstärkt und hatte nun einen Kerndruck von circa 965 hPa. Eine Okklusionsfront verlief durch den Kern des Tiefs Richtung Osten bis zum Okklusionspunkt südlich von Island. Von dort aus erstreckte sich die Kaltfront nach Südwesten, und die Warmfront nach Süden über den Atlantik. Mit dem Durchzug der Okklusionsfront gab es ab den Vormittagsstunden teils starke Regenschauer und Gewitter über Island. An der Wetterstation in Brúaröræfi fielen innerhalb von einer Stunde bis um 11 Uhr MEZ 17 mm Niederschlag, bis 13 Uhr MEZ wurde dort ein 6-stündige Niederschlagsmenge von 34 mm gemessen. In den Küstenregionen Islands wurden außerdem vermehrt Orkanböen der Windstärke 12 gemessen. Im Verlauf des Nachmittags erreichte die Warmfront des Tiefs JASMIN schließlich auch Großbritannien und brachte leichten bis mäßigen Regen mit sich. Im britischen Flachland gab es Sturmböen der Stärke 8-9, im Gebirge in Schottland wurden teilweise Orkanböen gemessen. Auf dem Berg Aonach Mòr wurden hier die kräftigsten Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 154 km/h aufgezeichnet.

Bis zum 17.03. 01 Uhr MEZ spaltete sich Tiefdruckgebiet JASMIN in 2 Kerne auf, die mit JASMIN I und JASMIN II bezeichnet wurden. JASMIN I befand sich zum genannten Zeitpunkt mit einem Kerndruck von knapp 970 hPa etwas westlich der Küste Islands. Eine Okklusionsfront verlief von dort aus östlich über Island und durch den Tiefdruckkern JASMIN II, welcher sich vor der Ostküste Islands befand. Von dort aus verlief die Okklusionsfront in einem Bogen zunächst noch östlich und anschließend südlich, und reichte bis über die Nordsee westlich von Norwegen. Hier spaltete sie sich in eine Warmfront und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief weiter südlich und schließlich südwestlich durch den Südosten Englands. Die Kaltfront verlief südwestlich mittig durch Großbritannien und weiter nach Westen über den Atlantik, wo sie in die Warmfront des sich westlich der Azoren befindlichen Randtiefs KARAKET überging. In Island gab es vereinzelte Regenschauer, die teils auch kräftig ausfielen. Bis 19 Uhr MEZ wurden beispielsweise in Eyjabakkar 12-stündige Niederschlagsmaxima von 55 mm aufgezeichnet. Entlang der Küste im Nordwesten Islands gab es außerdem Windböen der Stärke 10 bis 12. Die Zyklone sorgte außerdem über den britischen Inseln und der Westküste Norwegens für leichten bis mäßigen Regen.

Am Folgetag, dem 18.03. um 01 Uhr MEZ, hatte sich das Tiefdrucksystem weiter nach Osten verlagert. JASMIN I befand sich zu dieser Zeit südlich von Island und hatte mit einem Kerndruck von 995 hPa eine deutliche Abschwächung zum Vortag erfahren. Eine Okklusionsfront verlief vom Tiefdruckkern aus westlich bis vor die Südspitze Grönlands. JASMIN II befand sich zum besagten Zeitpunkt westlich von Nordnorwegen und hatte sich mit einem Kerndruck von knapp 985 hPa ebenfalls abgeschwächt. Die Okklusionsfront der Zyklone verlief vom Kern aus im Bogen zunächst nach Osten über den Norden Norgwegens, anschließend südlich über Westrussland bis zum Okklusionspunkt über Lettland, von wo aus die Warmfront südwestlich bis nach Polen verlief und die Kaltfront westlich über die Ostsee. Der Tiefdrucksystem JASMIN sorgte vor allem in den frühen Morgenstunden noch für größere Niederschlagsmengen im Westen Norwegens. Den meisten Regen gab es in Mjølfjell; hier wurden zwischen 00 und 04 Uhr MEZ 23 mm Niederschlag gemessen.  Außerdem wurden in Gebirgsregionen Windgeschwindigkeiten bis Windstärke 11 gemessen, im Flachland bis Windstärke 8. Island befand sich in den Morgenstunden ebenfalls noch unter dem Einfluss der Zyklone; dort wurden um 07 Uhr MEZ an der Station in Hraunsmúli Spitzenböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 133km/h, welches Windstärke 12 entspricht, gemessen.

Bis zum 19.03.2020 um 01 Uhr MEZ befand sich JASMIN I über Nordwest- Norwegen und existierte mit einem Kerndruck von 1005 hPa nur noch als schwaches,  lokales Tief. Eine Okklusionsfront verlief von dort aus nach Osten über Skandinavien und ging in die Okklusionsfront des sich östlich vom weißen Meer über Russland befindlichen Tiefdruckkerns JASMIN II über, welcher sich mit einem Kerndruck von knapp 995 hPa ebenfalls weiter abgeschwächt hatte. Entlang der Küste Nordskandinaviens wurden vereinzelt noch starke Windböen gemessen. Beispielweise wurde in Andøya um 2 Uhr MEZ eine maximale Windgeschwindkeit von 104 km/h aufgezeichnet. Im allgemeinen war der Einfluss der sich bereits auflösenden Zyklone aber nur noch sehr gering.

Am 20.03. hatte sich der Kern JASMIN I vollständig aufgelöst und der übrige Kern, der nun nur noch als Tief JASMIN bezeichnet wurde, befand sich, mit einem zum Vortag unveränderten Kerndruck von 995 hPa, an der Nordküste Russlands in der Nähe von Varandey. Das sich auflösende Tief hatte nun keinen Einfluss mehr auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa und wurde zuletzt auf der Wetterkarte der BWK vom 21.03. namentlich erwähnt.