Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
JENNA
(getauft am
23.01.2014)
Am
22.01. war in der mittleren Troposphäre, d.h. in einer Höhe von ca. 5,5 km,
über Nord- und Mitteleuropa ein Höhenhoch bestimmend, welches eine blockierende
Lage eingenommen hatte. Die gewöhnlich vorherrschende Westströmung beeinflusste
es derart, dass diese vom Nordatlantik her kommend entweder über Spitzbergen
oder über die Iberische Halbinsel und das Mittelmeer ausweichen musste. Daher
bildeten bzw. befanden sich die Zentren der Tiefdruckgebiete im Bodenniveau
entweder weit im Norden Europas oder im Bereich des Mittelmeeres. Daraus
resultierend entstand im Laufe des Tages ein neues Tiefdruckgebiet über dem
westlichen Mittelmeer, welches am folgenden Tag auf den Namen JENNA getauft
wurde.
Mit
einem Kerndruck von etwa 1014 hPa wurde Tief JENNA am 23.01. zwischen den
Balearen und Sardinien analysiert. Vom Zentrum des Wirbels aus verlief eine
kurze Kaltfront entlang der algerischen Küstenregion nach Westen bis Marokko.
In Algier wurde bis zum Morgen des 23.01. eine
24-stündige Niederschlagsmenge von 10 l/m² registriert. Mit dem Durchgang der
Kaltfront und den sich typischerweise dahinter bildenden Regenschauern fielen
bis zum Morgen des folgenden Tages weitere 24 l/m². Die Höchsttemperatur betrug
nur noch 13°C, nachdem am Vortag noch 17°C gemessen wurden.
Am
24.01. verlagerte sich Tief JENNA mit dem Zentrum nach Italien. Hierbei
überquerte die weiterhin recht kurze, vom Zentrum aus südlich bis nach Libyen
analysierte Okklusionsfront, d.h. einer Mischfront
mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, Sardinien und Tunesien. In Ajacco wurde dabei bis zum Morgen eine Niederschlagsmenge von
3 l/m² registriert und in Tunis 0,8 l/m². Wie schon über Algier bildeten sich
hinter der Front über Tunis Schauer, die im Laufe des Tages weitere 14 l/m²
brachten. Als Höchsttemperatur wurden hier 16°C gemessen.
Während
sich die Regenmengen auf Sizilien, die vorrangig durch Gewitter ausgelöst
wurden, verbreitet auf bis zu 30 l/m² innerhalb von 24 Stunden summierten, kam
es auf der Vorderseite von Tief JENNA von der Adria bis zur Donau zu
anhaltendem und flächendeckendem Niederschlag. Bei Temperaturen von 12°C bis
14°C fiel dieser entlang der dalmatinischen Küste durchweg als Regen, z.B. in
Dubrovnik mit 76 l/m² in 24 Stunden. Im Nordwesten Kroatiens wurden bei
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bis zu 45 l/m² gemessen, was in tieferen
Lagen einen Neuschneezuwachs von bis zu 40 cm bedeutete.
Über
Südosteuropa konnten am 25.01. in der Bodenwetterkarte neue Fronten analysiert
werden. Vom Zentrum des Tiefs JENNA über
der südlichen Adria, in dem ein Druck von etwa 997 hPa herrschte, verlagerte
sich der Schwerpunkt der Fronten immer weiter in die Höhe. Dadurch fiel der
Niederschlag über dem Osten Griechenlands und Bulgariens vorwiegend aus mittelhoher Bewölkung. Die Warmfront erstreckte sich vom
Zentrum aus ostwärts bis zum Schwarzen Meer, die erste Okklusionsfront
vom Kern ausgehend südostwärts über die Ägäis und
Kreta nach Ägypten. Die zweite Okklusionsfront
verlief vom Zentrum ebenfalls ostwärts in einem engen Bogen über Griechenland
und Sizilien bis zu den Balearen, wobei ab Sizilien vorwiegend ein
Kaltfrontcharakter analysiert wurde. In Varna, an der
bulgarischen Schwarzmeerküste gelegen, wurden innerhalb von 24 Stunden 47 l/m²
registriert und in der Nacht sogar Eiskörner beobachtet. In Konstanza
waren es 34 l/m², wobei der Niederschlag in der Nacht in Schnee überging. Die
Höchsttemperatur lag in beiden Orten bei 9°C bzw. 7°C, die Tiefstwerte bei -3°C
bzw. -2°C.
Am
26.01. befand sich Tief JENNA mit dem tiefsten Kerndruck von etwa 996 hPa über
Griechenland. Die Fronten hatten sich im Verlauf neu formiert, wobei die
Warmfront vom Zentrum aus über den Bosporus bis zum Kaukasus und die Kaltfront
über die westliche Türkei und das Nildelta nach Ägypten verlief. In Izmir
wurden durch Regenschauer 39 l/m² innerhalb von 24 Stunden registriert.
Bukarest und Varna meldeten 25 l/m² bzw. 18 l/m², die
bei Höchsttemperaturen von -5°C und -3°C durchweg als Schnee fielen.
Tiefdruckgebiet
JENNA verlagerte sich mit der Höhenströmung nach Nordosten und erreichte am
27.01. den Bosporus. Dabei gelangten die Niederschlagsfelder immer weiter in
die Gebiete mit der Kaltluft von Hoch BENJAMIN, sodass in dem Grenzbereich
zwischen der Antizyklone BENJAMIN und dem Wirbel JENNA bei leichtem bis mäßigem
Dauerfrost z.B. in Kischinev bei einer
Höchsttemperatur von -7°C etwa 15 l/m² und in Odessa bei einem Tagesmaxima von
-3°C knapp 18 l/m² als Schnee innerhalb von 24 Stunden fielen.
Im
Laufe des Tages verlagerte sich Tief JENNA unter Abschwächung zum Kaukasus und
erschien dort am 28.01. mit einem Kerndruck von etwa
1003 hPa und einer östlichen Zugrichtung letztmalig auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 24.01.2014
Pate: Jenna Depner