Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet JENNIFER

(getauft am 26.01.2010)

 



Am 27.01.2010 begann vor der Küste Nordnorwegens die Entwicklung eines Tiefdruckgebietes, das bereits tags zuvor auf der Prognosenkarte auf den Namen JENNIFER getauft wurde.

Im Laufe des Tages wurde auf der Tiefvorderseite von JENNIFER recht milde Luft von Westen herangelenkt, sodass zum Mittagstermin des 27.01.2010 die Temperaturen fast überall in Deutschland bereits zwischen 0°C und -10°C lagen. An der Nordseeküste wurde am späten Nachmittag der Gefrierpunkt überschritten, gleichzeitig ging dort der bereits seit dem Mittag von Nordwesten auf Deutschland übergreifende Niederschlag von Schnee in Regen über, mit zum Teil gefährlicher Glatteisbildung.

Das mit dem Sturmtief JENNIFER verbundene Starkwindfeld verursachte am Mittag zunächst an der Nordseeküste Windböen der Stärke 8 Beaufort. Im Laufe des Nachmittags wurde dort wie auch auf den Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge Windstärke 9 Beaufort, auf dem Brocken am Abend auch Orkanstärke (12 Beaufort) registriert. In Berlin-Dahlem trat beim Durchzug der Front in der Nacht sowie auch am Mittag des Folgetages maximal Windstärke 7 Beaufort auf.

Das Schneefallgebiet erreichte in der Nacht zum 28.01.2010 die Südhälfte Deutschlands und brachte dort im Stau der Mittelgebirge und der Alpen vor allem in der zweiten Nachthälfte Niederschlagsmengen von 1 bis 8 l/m², wobei die Neuschneehöhe zwischen 5 und 10 cm lag.

Die 24-stündigen Niederschlagsmengen betrugen um 06 UTC des 28.01.2010 im Norddeutschen Tiefland 3 bis 6 l/m², die größten Mengen fielen auf dem Kahlen Asten im Sauerland mit 11,1 l/m² und auf der Wasserkuppe mit 8 l/m². Die Schneehöhe stieg dabei im Westen von 1 bis 5 cm am Morgen des 27.01.2010 auf 6 bis 10cm bis 06 UTC des 28.01.2010. An der Ostsee kamen zu den 10 bis 18 cm weitere 2 bis 7 cm hinzu. In Berlin-Dahlem erhöhte sich die Schneedecke in den letzten 24 Stunden um 8 auf 26 cm. Dieser Wert wurde seit dem 3. März 1979 hier nicht mehr verzeichnet. Damals betrug die Höhe der Schneedecke am Morgen 30cm.

Das Zentrum des Tiefs JENNIFER verlagerte sich bis zum 28.01.2010, begleitet von großräumigem Luftdruckfall, nach Südschweden.

Innerhalb von 48 Stunden vollzog sich im atlantisch-europäischen Raum eine grundlegende Wetterumstellung. Dabei wurde die noch am 27.01.2010 um 00 UTC langgestreckte und kräftig ausgeprägte Hochdruckzone zwischen einem Hochdruckgebiet über Russland, dem mitteleuropäischen Hoch DIRK und dem Atlantikhoch EBERHARD über Zentraleuropa vollständig abgebaut und von Tiefdruckeinfluss ersetzt. In Berlin fiel der Luftdruck in einem Zeitraum von 36 Stunden zwischen dem 27.01.2010 00 UTC und dem 28.01.2010 12 UTC von 1040 hPa auf 995 hPa, also um 45 hPa.

Im Bereich des langwelligen Höhentrogs setzte sich am 28.01.2010 auf der Rückseite des zum Baltikum abgezogenen Bodentiefs JENNIFER hinter der südwärts zum Alpenrand gezogenen Warmfrontokklusion hochreichende Kaltluft mit Werten im 500-hPa-Niveau (entspricht ca. 5500 m Höhe) von annähernd -40 °C über Deutschland durch. In der labil geschichteten Meereskaltluft bildeten sich zahlreiche, teilweise auch kräftige Schnee- und Graupelschauer, im Nordwesten und Westen auch Schneeregenschauer. Örtlich wurden diese Schauer auch von Gewittern begleitet. Neben Berlin und Lindenberg wurde auch im Ruhrgebiet eine Schauerkette mit Gewittern beobachtet. Die Niederschlagsmengen erreichten zum Teil bis zu 5 l/m² binnen 12 Stunden. Die Warmfrontokklusion räumte die bodennah sehr kalte Festlandsluft aus und ersetzte diese durch wesentlich mildere Meereskaltluft.

Bis auf den äußersten Süden Deutschlands stieg die Temperatur am 28.01.2010 verbreitet etwas über den Gefrierpunkt. Doch gab es in der darauf folgenden Nacht bereits vielfach wieder leichten Frost und weitere Schneeschauer ließen mancherorts die Schneedecke weiter ansteigen. So wurden am Morgen des 29.01.2010 in Potsdam 31 cm Schnee gemessen.

Das Tief JENNIFER erreichte am 29.01.2010 einen Kerndruck von unter 985 hPa bevor es unter Abschwächung in den folgenden Tagen über die nördliche Ostsee zog und sich zügig auflöste. Am 31.01.2010 verschwand das Tief JENNIFER von der Berliner Wetterkarte.

 

 


Geschrieben am 17.02.2010 von Jasmin Krummel

Wetterkarte: 28.01.2010

Pate: Jennifer König