Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet JENNY

(getauft am 20.09.12)

 

Über der Nordsee formierte sich Mitte September eine Luftmassengrenze, die arktische Kaltluft über der Nordsee und dem Nordmeer von etwas milderer subpolarer Kaltluft über Nordfrankreich und Norddeutschland trennte. Diese Luftmassengrenze gelangte im Verlauf auf die Vorderseite eines Randtroges, sodass in diesem Bereich Hebung einsetzte. Dort entstand am 20. September 2012 ein Wellentief, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen JENNY getauft wurde. Unter einem Wellentief versteht man ein kleinräumiges und relativ flaches Luftdruckminimum an einer wellenförmig deformierten Bodenfront ohne eigenständige Zirkulation. Am 21. September erschien das Tief JENNY erstmalig namentlich auf der Berliner Wetterkarte. Zu diesem Zeitpunkt lag der Wirbel mit einem Kerndruck von ca. 1015 hPa über der zentralen Nordsee. Vom Kern reichte eine Warmfront ostwärts bis zur Lübecker Bucht und eine Kaltfront verlief vom Zentrum in entgegen gesetzter Richtung bis Dublin

Das Tiefdruckgebiet zog weiter nach Osten und befand sich auf der Bodenwetterkarte vom 22. September um 00 UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, mit seinem Zentrum über Dänemark, nahe Kopenhagen. Es hatte sich etwas verstärkt und wies nun einen Kerndruck von ungefähr 1008 hPa auf. Die Warmfront verlief in nordöstliche Richtung bis zum Finnischen Meerbusen und die Kaltfront erstreckte sich in einem südwestlichen Bogen über den Nordwesten der Niederlande hinweg bis knapp südlich von Irland. In einem schmalen Streifen von den Ostfriesischen Inseln bis nach Südschweden fielen innerhalb von 24 Stunden sehr ergiebige Regenmengen. Bis um 18 UTC des Vortages verzeichnete zum Beispiel die Wetterstation Ullared in Südschweden 43 mm Niederschlag, in Aarhus in Dänemark fielen 22 mm und List auf Sylt meldete 20 mm. Im Laufe des Tages wurde der Norden Deutschlands von dem Regengebiet erfasst. Es kam hauptsächlich zu Schauern in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die vor allem im Küstengebiet stärker ausgeprägt waren. Ein Beispiel dafür war die registrierte Niederschlagsmenge im Raum von Greifswald mit 15 mm in einem Zeitraum von 12 Stunden. Des Weiteren frischte der Westwind vor allem in der Nordhälfte Deutschlands stark auf. In Berlin-Dahlem wurden stürmische Böen der Stärke 8 auf der Beaufortskala gemessen.

Weiter nach Osten vorangekommen, hatte das Druckgebilde unter erneuter Verstärkung auf ca. 1005 hPa bis zum Folgetag eine Position über der Westküste Estlands erreicht. Vom Kern zog sich eine bogenförmige Okklusion, d.h. eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, über die litauische Hauptstadt, bevor sie auf halber Strecke zwischen Kiew und Warschau in den Charakter einer Kaltfront überging, welche über Budapest verlief und sich beim Golf von Venedig mit der Warmfront des Tiefs KARIN verband.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich die Zyklone JENNY zum finnischen Meerbusen und der Zentrumsdruck erreichte am 24. September einen Wert von ca. 995 hPa. Die Okklusionsfront reichte in östliche Richtung bis knapp nördlich von Wolgograd. Von dort, dem sogenannten Okklusionspunkt, also die Stellesionspunkt, der Punkt nten Okklusionspunkt, der Punkt s Adriatischen Meeres hinweg bis zum nordwestlichen Teil Grieche an der sich Warm- und Kaltfront zu einer Okklusion vereinigen, verlief die Warmfront östlich aus dem Bereich der Berliner Wetterkarte hinaus und die Kaltfront erstreckte sich in südwestliche Richtung über das Asowsche Meer hinweg bis nach Rumänien und ging dort in die Warmfront des Tiefdruckgebietes KARIN über. Zusätzlich spaltete sich etwas nördlich von St. Petersburg von der Okklusion noch eine weitere Warmfront ab, die südlich an Archangelsk vorbei bis nahe Tobolsk reichte und dort den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. Vor der Warmfront lagen die Temperaturwerte bei höchstens 6°C, dahinter erreichten sie bis zu 13°C.

Bis zum 25. September zog das Tief etwas weiter nach Nordosten und befand sich mit seinem Zentrum und einem konstant gebliebenen Kerndruck über dem Raum südlich von Archangelsk. In seinem Einflussbereich kam es bei starker Bewölkung zu geringen Niederschlägen. Mit kurzzeitig abgeschwächtem, doch anschließend wieder gering verstärktem  Zentrumsdruck verlagerte sich die Zyklone JENNY weiter nach Norden und konnte am 27. September letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden, bevor das Tief den Analysebereich verließ.

 


Geschrieben am 07.01.13 von Sabrina Schmidt

Berliner Wetterkarte: 23. September 2012

Pate: Jenny Krahl